„Schmerz. Ein Gefühl, ausgelöst als Antwort des Körpers auf eine Verletzung. Aber Gefühle sind erstmal auch nur Chemikalien. Sie schwirren in unseren Köpfen immerzu. Und wenn wir einer Aktion ausgesetzt sind, erfolgt unsere Reaktion. Gefühle sind so vielfältig wie Lebewesen. So wichtig sie zum Schutze eines Lebens doch sind, sooft machen sie uns das Leben nicht leichter. Es gibt Schmerzen, die sind klar, scharf und vermögen einem Sinn zu folgen. Und dann gibt es Herzschmerz; Liebeskummer, wenn man so will. Man fühlt die schiere Abwesenheit der Chemikalien, die einem das Glück ins Oberstübchen bringen. Als wäre man auf dem Trip seines Lebens und kehrt in die hiesige Welt zurück. Es ist schon fast lächerlich, wie schnell wir dem Lebenssinn versagen, wenn unser Cocktail nicht schmeckt, den wir Gefühle nennen, oder?" – Damit beendete der Zeitgenosse seinen Eintrag in sein Buch. Ein Buch voller Schmerz, gesammelt über die Spanne seiner Lebenszeit.
-
„Schmerz ist ein Mittel, um sich selbst zu spüren. Fragt man einen Kraftsportler, so motiviert ihn der Schmerz bis über seine Grenzen hinaus zu gehen. Fragt man Menschen, die zum Beispiel psychisch krank sind, so ist Schmerz das Mittel der Wahl, um einen kleinen Schluck vom süßen Dopamin-Cocktail zu nehmen, ehe man wieder auf der Durststrecke landet. Es scheint gar verrückt, das scharfes Essen auch Schmerzen verursacht, die viele Menschen geradezu lieben. Und dann kommt da dieses Engegefühl in der Brust. Wenn der Kloß im Hals größer wird und man das Gefühl hat, dass einem ein Elefant auf der Lunge liegt. Das, das ist Herzschmerz. Das unabwendbare Bedürfnis die Augen mit Tränenflüssigkeit zu spülen, um wieder klar zu sehen, was passiert (ist). Doch es hört nicht aus. Gerade wenn man denkt, man könne wieder sehen, kommt der Nächste Tsunami von Chemie-Cocktail und spült einem ganz viele Glücksbringer aus dem Oberstübchen. Wir weinen. So lange, wie es eben dauert. Wer allein gegen diese Kraft kämpft braucht Erfahrung, oder tatkräftige Unterstützung. Man kann sagen, es ist eine Challenge. Die einen gewinnen, raffen sich auf und wachsen mit jedem Tsunami. Die anderen werden mitgerissen aufs offene und kalte Meer von Depressionen, bis sie ertrinken und hinabsegeln in die dunklen Tiefen, wo die Sonne nie mehr scheint und es keinen Lebenssinn mehr geben kann." – Freitag, aber keiner wie jeder andere, in einem Jahr, wie es sich noch nicht ereignete.– Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Zeit manchmal sehr wohl affektiert.
DU LIEST GERADE
Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Zeit nicht affektiert
PoetryGeschichten und Gedanken eines Zeitgenossen, dem Zeit nichts anhaben kann