Es ist Abend. Das Flackern und Rauschen der Kerze auf dem kleinen massiven Holztisch neben dem alten braunen Ledersessel löste den Zustand der erholsamsten Ruhe des Zeitgenossen auf. Ein Mechanismus, gar ein Überlebensinstinkt oder Reflex, bei einem Feuerschein aufzuwachen und zu fliehen? Ein spontaner Gedanke...Aber was auch sonst? Er sitzt schließlich in seinem Gedankenpalast, genauer in seiner Bibliothek. Dem Ort, an dem sich Wissen sammelt und wartet, wiedergegeben werden zu können. Nicht nur Wissen ist hier versammelt. Wissen ist vergleichbar mit abgeschlossenen Gedanken. Sie haben denselben Prozess durchlaufen. Aber es umgibt den Zeitgenossen noch so viel, dass eben diesen Prozess noch nicht durchlaufen hat. Es ist kein Wissen, aber es könnte welches werden. Der Konjunktiv irrealis ist an dieser Stelle von Relevanz. Es sind nur Gedanken. Diese Verharmlosung hilft dabei die schiere Unendlichkeit dieser greifbar darzustellen.
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Gedanken. Sie wirbeln umher und schaffen es, Bücher, das Wissen, aus den Regalen zu werfen und den Inhalt in Frage zu stellen. Paradox, dass ein paar simple Gedanken die Grundmauern des Wissens einreißen können. Oder eben ein paar Bücher aus den Regalen der Bibliothek umwerfen. Wie sicher ist Wissen, wenn es so simpel umgeworfen wird? Eine Tragödie.
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Immer öfter stürmen Gedanken durch den Palast. Hinein in die Bibliothek, auf dem Weg das vermeintliche Wissen zu relativieren. Dem Zeitgenossen ist dies gewiss aufgefallen. Doch er schafft es nicht der schieren Masse an Gedanken Einheit zu gebieten. Manchmal sitzt er einfach nur da, in seinem Sessel neben einer rauschenden Kerze und starrt in diesen riesigen Raum. Ein Raum gefüllt mit Wissen und dem, was vermeintlich Wissen ist. Er sitzt da und denkt nichts. Da ist nichts außer Leere in seinem Kopf. Und an solchen Tagen ist alles gut wie es ist.
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Ruhe kehrt in den Palast ein. Auch die rauschenden Kerzen sind erloschen. Abgebrannt natürlich. Ein Zustand des Friedens macht sich breit. Es ist angenehm warm und der Geruch der erloschenen Kerzen liegt in der Luft. Ein Tag wie so viele andere. Aber heute ist es anders. Heute ist es - Frieden.- Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Heit nicht affektiert
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Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Zeit nicht affektiert
PoetryGeschichten und Gedanken eines Zeitgenossen, dem Zeit nichts anhaben kann