Ein weiteres Mal umrundet dieser Planet diesen riesigen glühenden Stern. Sie nennen es einen Tag. Und ein Tag ist vergangen. Und wieder weht eine frische Brise durch die Hallen des Gedankenpalastes. Kerzen brennen nicht, es ist hell. Nur ein Buch auf dem kleinen Holztisch neben dem alten Ledersessel, das aufgeschlagen darliegt. Der Buchrücken ist in einem satten Bordeauxrot getaucht. Die goldenen Lettern ergeben Worte, doch Sinn ist hier nicht zu finden. Die Seiten sind dünn, aber keineswegs fragil. Sie halten das, was andere versprechen. Verschwiegenheit.
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Die Brise ist nicht allzu stark, aber beständig. Den Wirbel den sie macht, lässt auch das Buch auf dem Tisch neben den Kerzen nicht unberührt. So sehr Verschwiegenheit auch gelebt wird, so schnell kann sie doch in Frage gestellt werden. Steter Tropfen höhlt den Stein. Stete Brise schlägt neue Kapitel auf. Sie stellt das Wissen in Frage mit den Gedanken, die versuchen das Schweigen zu brechen und neues „Wissen" zu artikulieren.
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„Je mehr ich weiß, desto mehr weiß ich, dass ich nichts weiß."; puh, harte Kost für einen so ausgeglichenen Abend.
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Er nimmt eine dramatische Wendung. Eine Nachricht, ein Telefonat. Die Brise wird zum Sturm. All das Wissen, es rast umher. Alles was einst als Manifest erachtet, scheint nun alles andere als das. Selbst enge Freundschaft scheint nichts als ein Lippenbekenntnis, wenn es mal um etwas geht. Freunde verlassen einen, um für andere als für einen selbst da zu sein. Und das sogar um dort zu nächtigen, wie ich es einst tat. Verrat auf höchster Ebene. Es schmerzt, viel zu sehr. Es wird Zeit, dass alles weggesperrt wird. Alles, was emotional erreichbar macht. Denn diese Welt hat es nicht mehr verdient. Es wird Zeit zu gehen.
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Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Zeit nicht affektiert.
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Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Zeit nicht affektiert
PoetryGeschichten und Gedanken eines Zeitgenossen, dem Zeit nichts anhaben kann