Aus dem Leben eines Zeitgenossen, den Zeit nicht affektiert

- Schwert der Hoffnung und Traumata -

Tiefe Traurigkeit. So vertraut und doch immer eine Überraschung, wenn sie einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Woher sie kommt? Das ist so intransparent wie Nebel bei fünfzig Metern Sichtweite. Aber oft lichtet sich das Nebelfeld, wenn die Barrikaden wieder oben sind. Nur auf offenen Flächen wird's heikel für den Zeitgenossen. Dort, wo Hoffnungen ihren Platz finden und nichts vor ihnen schützt. Hoffnungen sind großartig, bis sie einem den letzten Lebenswillen streitig machen. Hoffnungen im Sinne der Selbstsabotage ist eine verrückte Situation. Man weiß, dass die Hoffnungen ohnehin enttäuscht werden. Nicht weil man pessimistisch ist, sondern weil die Hoffnungen völlige Utopien eines neurotypischen, gesunden Menschen sind. Attribute, die dem Zeitgenossen nicht im geringsten zuteil werden. Und doch hat man Hoffnungen. Diesmal ist es anders! Heute liege ich richtig! - Schwachsinn. Das einzige worauf man danach noch wasserfeste Wetten abgeben kann, ist das Ende der Täuschung, die Enttäuschung. Doch leider birgt dieses Ende auch einen Anfang, wie so häufig. Es beginnt mit der Enttäuschung auch eine Welle der Depression. Nicht, dass der Zeitgenosse gleich in eine depressive Episode fiele, eher ist sein Gemüt deprimiert. Manche nennen es „Liebeskummer" oder „Herzschmerz", aber am Ende ist es nur wieder eine mittelschwere Verletzung, die vernarben wird. Und mit jeder Vernarbung wird dem Zeitgenossen bewusster, welche zwei Schneiden ein Schwert wie das der Hoffnung birgt. Es kann allen Unmut zerschlagen, den Weg für neue und positive Gedanken eröffnen und vor tiefgreifenden Verletzungen, nennen wir sie Traumata, schützen. Doch es ist auch in der Lage, neue, kleinere Verletzungen zuzufügen und dem Träger des Schwertes langfristig zu schaden. Es ist wie so vieles in diesem „Leben". Mal verliert man und mal gewinnen die anderen.

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