zwölf

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Am Freitag sitze ich am Vormittag wieder an meinen Laptop und höre meinem Dozenten zu, während mein Blick durch den Raum gleitet. Gedankenverloren starre ich auf die Bilder an der Wand, während mein Dozent die Stunde hoffentlich gleich beendet. "Nun im Anschluss, werden Sie Ihre Noten erhalten. Beginnen tue ich mit Ms. Smith! Sie können dann gleich in der Leitung bleiben und die anderen werde ich dann anschließend kontaktieren!" Verwundert erwache ich aus meinem Gedanken. Komisch das er Mitten in der Liste anfängt. Sonst bin ich immer irgendwo zwischen der Mitte und dem Ende dran.
"Bis zum nächsten Mal!", höre ich und sehe wieder auf meinen Bildschirm. Immer mehr der anderen aus der Videokonferenz verschwinden. "Ms. könnten Sie bitte ihre Kamera und ihr Mikrofon anmachen?", fragt er mich, während nun und schaut wartend in die Kamera hinein. Schnell, setzte ich mich ordentlich hin, fahre nochmal durch meine Haare und gebe meine Kamera und Mikrofon frei.
"Ms. Smith, ich würde gerne mit Ihnen über ihre Note bezüglich ihrer Hausarbeit vom Januar sprechen. Aufgrund der aktuellen Lage muss es nun alles digital ablaufen.", erklärt er und macht eine Pause, "Sie wundern sich bestimmt, warum Sie heute als Erste ausgewählt wurden? Nun ja es gibt etwas, über was ich mit Ihnen sprechen muss!", erklärt er mir strengem Ton und schaut dabei direkt in die Kamera. Ein wenig nervös nicke ich und sehe ihn ebenfalls an. "Bei ihrer Hausarbeit haben Sie ein sehr ähnliches Thema gewählt, wie einer Ihrer Kommilitonen. Er hat eine Woche vor Ihrer Arbeit, seine bei mir eingereicht. Grundsätzlich sind zwei ähnliche Hausarbeiten zweier Studenten kein Problem, allerdings habe ich bei Ihrer Arbeit ein kleines Problem gefunden. Ihrer Sätze sind immer wieder eins zu eins die gleichen ihres Kommilitone, welcher bereits seine Arbeit eingereicht hat, wo sie an dem Kapitel gearbeitet haben! Können Sie sich das erklären?! Geben sie mir eine schlüssige Antwort, warum die scheinbar die gleichen Gedankenströme hatten und eins zu eins die gleichen Sätze und Absätze vorkommen?"
Was?
Vollkommen geschockt starre ich auf dem Laptop und kann nicht glauben was mein Dozent mir da gerade erzählt. "Was?!", frage ich ganz verwundert und bringe kaum ein Wort heraus. "Ich glaube ich muss Ihnen nicht erzählen, dass diese Note eine wichtige Note des Sommersemesters ist und Sie damit ihrer Arbeit ins Spiel setzen, wenn es sich hier um ein Plagiat handelt." "N-Neein, das brauchen Sie nicht! Ich verstehe das nicht, ich habe alle eine Informationen aus Fachbüchern und diese auch ordentlich mit Quellen gekennzeichnet. Ich habe keinerlei Sätze oder Absätze mit eingearbeitet von Autoren oder gar anderen Kommilitonen. Ich verstehe nicht wie das sein kann!" "Ich auch nicht, Ms. Smith! Sie sind immer eine gute Studentin, aber in letzter Zeit, so scheit es mir hat Ihre Leistung stark abgenommen. Ich muss diesen Fall dem Rektorat vorlegen. Damit über das weitere Vorgehen entschieden werden kann!" "Ich weiß, dass meine Noten bei Ihnen und einem anderen Kurs abgesackt sind, aber ich habe keine Arbeiten von meinen Kommilitonen als meine ausgegeben oder bei mir mit eingearbeitet." "Ich kann dazu jetzt nichts genaueres sagen, wir werden dem Kommilitonen mit der zuerst eingereichten Hausarbeit ebenfalls über den Fall aufklären und solange das Rektorat zu keinem Entschluss gekommen ist, kann ich Ihnen keine Benotung geben - Was bedeutet das es sich um eine nicht eingereichte Arbeit handelt - bzw. eine Arbeit mit Plagiantsvorwurf!" "Aber, wieso? Ich habe bei meiner Arbeit ehrlich gearbeitet. Wer ist den der andere Kommilitone?!" "Ms. Smith, ich kann Ihnen zu diesem Thema keine genauen Auskünfte geben, aber sie sollten doch wissen das wenn zwei Kommilitonen ein Thema wählen, dass dann dieses nicht geschehen sollte, wenn sie ein großen Teil der Kurse gemeinsam besuchen.", erklärt er mir. Sein Blick schaut ununterbrochen in mein Gesicht. "Ich kann Ihnen leider keinen Namen geben! Das Rektorat wird sich in der nächsten Zeit mit Ihnen in Verbindung setzten, um über das weitere Vorgehen zu unterrichten. Ich hoffe, dass Sie mit dieser Arbeit keine Probleme bekommen und auch weiterhin an der Uni und an meinen Kursen teilnehmen können!", erzählt mein Dozent und sieht mich mitfühlend an. "Sie waren zu Beginn des Semsters eine sehr gute Studentin, versuchen sie wieder dorthin zu kommen! Allerdings sollten sie nun erstmal etwas ruhig bleiben und abwarten! Ich hoffe, dass sich die Sache für Sie schnell klärt und Sie zurück auf in ihren Leistungsbereich kommen!"
Stumm nicke ich und kann es einfach nicht glauben was gerade passiert. Wortlos und fasse ich an den Deckel des Laptop und klappe ihn zu, während noch die Verbindung mit meinem Dozenten steht. Der Bildschirm wird dunkel und man hört, wie der Anruf beendet wird, ehe der Laptop mit einem leisen Geräusch zufällt.
Ich kann es gar nicht glauben, was hier gerade passiert. Was hier gerade passiert ist. Es fühlt sich an wie ein Fiebertraum. Als ob ich hier gerade aus einem Fiebertraum erwache und in einer ganz bizarren und vollkommen unvorstellbaren Situation gelandet bin.
In einem Augen sammelt sich Tränen, die nun anfangen meine Wange herunter zu rollen. Was passiert hier nur gerade? Ich kann es einfach nicht fassen, dass mein Dozent vorwirft eine Arbeit bei jemanden abgeschrieben zu haben. Ich würde niemals sowas tun, vor allem wenn meine Note so stark getroffen werden würde. Ich versteh es einfach nicht - Wie konnte das bloß passieren?
Weinend sitze ich an meinem Schreibtisch. Meine Beine an meinen Oberkörper gezogen und mein Kinn auf meinen Knien abgelegt. Ich bin am verzweifeln und schluchze vor mich hin. Wie kann sowas nur passieren? Und warum muss sowas mir passieren?! Erschöpft wische ich mir eine Augen trocken, um wieder klarer sehen zu können. Wer könnte nur der andere sein, der die gleichen Sätze wie ich geschrieben hat. Angestrengt gehe ich alle meiner Kommilitonen durch. Die Worte meines Dozenten über jemanden, welcher einen großten Teil mit in meinen gewählten Kursen sitzt. Jeden einzelnen der irgendwie in meiner Nähe sitzt gehe ich geistesabwesend durch. Mir fallen nicht viele ein, welche einen größten Teil der Kurse mit mir belegen. Sofort schießen mir die Namen von Sofia und Emma ins Gedächnis. Mit den beiden habe ich die meisten Kurse belegt, aber mein Dozent hat von einer männlichen Person geredet. Verzweifelt wische ich mir meine Tränen ab und lasse meinen Kopf wieder auf meine Knie sinken. Verzweifelt gehe ich alle Namen der männlichen Personen durch, welche in Frage kommen würden. Schluchzend und mit verheulten Augen blicke ich auf meinen zugeklappten Laptop und auf meine Unterlagen und Notizen.
Das kann doch nicht sein, dass mir so ein Scheiß passiert muss. Wenn ich jetzt einen Plagiatsvorwurf bekomme, kann ich das Studium auch gleich abbrechen. Mir fehlen dann mehr als die Hälfte der Punkte und ich kann sie egal wie auf gar keinen Fall mehr aufholen.
Wütend fahre ich mir durch die Haare und reibe dir die Augen. Meine Sicht ist durch die Tränen vollkommen verschwommen und ich wische mir die Tränen mit dem Ärmel trocken - zumindestens versuche ich es. Verzweifelt streiche ich meine Haarsträhnen aus dem Gesicht und starre auf den Laptop und meine Zettel vor mir. Vollkommen von meinen inneren Verlangen geleitet, schießt mein Körper hoch. Reibst die Blätter und Mappen vom Tisch und schmeißt sie wütend durch den Raum. In den umherfliegenden Zetteln sackt mein Körper wenig später mitten in meinem Zimmer zusammen. Wieder schluchzend und mit verschwommenen Gesicht hocke ich nun auf dem Boden und starre auf die verteilten Zettel auf dem Boden.
Ich starre so lange vor mich hin, bis ich merke, dass meine Augen die Umgebung um mich herum nur unscharf wahrnehmen.
Das unverkennbare Qietschen meiner Zimmertür, reißt mich aus meiner Trance und mit schnellem Blinzeln schaue ich zur Tür. Meine Augen sehen immer noch etwas verschwommen, doch ich erkenne langsam immer deutlicher die Umrisse von Tom, welcher angelehnt an meiner Tür steht. Verweifelt wische ich mir mit einem letzten leisen Schluchzer die Tränen aus den Augen. Tom braucht davon nichts mitzubekommen. Er macht sich er nur über mich lustig und auf seine Sprüche kann ich gerade echt verzichten. Als ich sehe das Tom näher kommt, springe ich schnell auf, um mich wieder hinzustellen und meine Blätter wieder zusammen zusammeln. Während ich die Blätter wieder zusammensammle, höre ich hin und wieder ein Knicken der Blätter. Als ich keine mehr sehe, stelle ich mich wieder auf und blicke auf einen Teil der Blätter. Langsam schaue ich auf und sehe das Tom mir den anderen Teil der Blätter hinhält. Kurz sehe ich in sein Gesicht mit einem schwachen Lächeln und Nicken als Dank, ehe ich meine Blätter auf den Laptop lege.
"Hey, alles okay bei dir?", kommt Tom fragend auf mich zu. Stumm nicke ich und schaue auf die Zettel welcher noch in meiner Hand liegen. "Schau mich an Ruby!", flüstert er und ich schüttle den Kopf. Langsam drehe ich mich weg und lege die Blätter zu den anderen. Aus meinem Augenwinkel merke ich wie Tom weiter Schritte auf mich zu tritt. Wieder sammeln sich Tränen in meine Augen und ich wische schnell wieder an meinem Auge umher. "Hey, schau mich bitte an!" Als ich ihm keine Antwort gebe, greift Tom vorsichtig nach meinem Gesicht, um mich zu ihm zu drehen. Mit der Hand um meinen Unterkiefer dreht er meinen Kopf in seine Richtung, sodass ich meinen Kopf nicht mehr bewegen kann und unsere Blicke sich treffen. "Rue, was ist los?" Ich presse meine Lippen aufeinander, um nicht wieder anfange mit dem weinen. "Hey, rede mit mir! Wenn du darüber redet, dann geht es dir gleich besser!" Wieder bringe ich nur ein schluchzen heraus und starre in Tom's Gesicht. Seine Augen suchen in meinem Gesicht und bleiben schließlich an meinen hängen. Wie von einem Magneten angezogen kann ich trotz, der mir vollkommen unangenehmen Situation meinen Blick nicht von seinen Augen nehmen. Ich merke an meinem Kinn, wie Tom seinen Dauen nimmt und sanft über meine Wange wischt. "Bitte sprich mit mir!", fleht er mich an und ich realisiere, dass ich bisher kein Wort mit ihm gesprochen habe. "Rue bitte sprich mit mir. Ich weiß, wir sind nicht unbedingt am Nächsten zueinander stehen, aber erklär mir was los ist!"
Vollkommen am Ende, bricht mein Körper zusammen und meine Tränen laufen über meine Wangen. "Hey, hey! Alles gut!", höre ich Tom dicht an meinem Ohr, während seine Arme mich halten und ich an seinen Oberarm schluchze. Weinend stehe ich dort in seinen Armen und mein Körper beginnt sich langsam nun zu beruhigen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 21, 2023 ⏰

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