Der erste Tag

47 3 2
                                    

Am nächsten Morgen war Martina als erste der drei wach und musste sich erst besinnen, wo sie war. Als sie erkannte, dass sie im Internat war, war sie hellwach. Beinahe wäre sie aus dem Bett gefallen, da sie nicht gewohnt war oben zu schlafen. Draußen ging gerade die Sonne hinter der Blumeninsel Mainau auf und färbte die ganze Umgebung golden. Bei diesem Anblick war Martinas Traurigkeit vom Vorband endgültig verflogen und sie freute sich nun riesig auf ihren ersten Schultag in der neuen Schule. Sie war auch ganz gespannt auf ihre neuen Klassenkameradinnen und Lehrer.

Noch bevor es zum Aufstehen läutete war Martina schon angezogen gewesen und im Park spazieren gegangen. Die kühle, klare Morgenluft und die aufgehende Sonne hatten ihre Lebensgeister nun vollkommen geweckt. Aus den umliegenden Wäldern war noch der restliche Dunst aufgestiegen und hatte der ganzen Landschaft ein märchenhaftes Aussehen gegeben. Solche Momente liebte Martina besonders, dabei vergaß sie immer alles um sich herum, alle Sorgen und Ängste wurden auf einmal ganz klein und unbedeutend und sie fühlte sich frei wie ein Vogel. Als sie wieder zurück ins Schulgebäude lief, herrschte dort bereits reges Treiben, da es schon zum Aufstehen geläutet hatte und im ganzen Haus noch frischen Brötchen, Kakao und Kaffee roch. Auch Daniela und Katharina waren bereits aufgestanden und hatte sich angezogen. "Bist du immer so ein Frühaufsteher?", fragte Daniela "Nein, aber heute Morgen konnte ich einfach nicht mehr im Bette bleiben", antwortete Martina. Eigentlich schlief sie auch lieber länger, aber manchmal trieb es sie so früh aus dem Bett, um den beginnenden Tag genießen zu können. Kurze Zeit später läutete es ein zweites Mal. Diesmal wurden die Mädchen zum Frühstück gerufen. Katharina und Daniela stürmten gleich los, denn ohne Kaffee waren die beiden noch nicht richtig wach, hatte Martina festgestellt. Zum Glück gibt es auch Kakao, dachte Martina, denn Kaffee mochte sie überhaupt nicht. Der Speisesaal war schon fast voll besetzt als Martina, Katharina und Daniela dort ankamen. Gerade im hintersten Winkel fanden sie noch drei Plätze an einem Tisch. Nach dem Frühstück machten sie sich auf die Such nach ihrem Klassenzimmer. Erst ein paar Minuten vor acht fanden sie es, das es im Zwischenbau im ersten Stock lag, wo eigentlich keine Klassenzimmer waren. Aber durch die wachsenden Schülerzahlen mussten manche Klassen hierher ausquartiert werden. Zu ihrer Freude war sogar noch ein Tisch mit drei Plätzen in der letzten Reihe frei. Kurz darauf trat ihre Klassenlehrerin ein.

"Guten Morgen, ich bin eure neue Klassenlehrerin Frau Pletz." "Guten Morgen, Frau Pletz", antworteten die Schülerinnen im Chor. Hier war es üblich, dass die Schülerinnen zum Begrüßen und Verabschieden aufstanden und höflich grüßten. Schließlich sollten sie nicht nur Mathe, Deutsch und Englisch, sondern auch etwas fürs Leben lernen. Und Höflichkeit und Respekt gehörten nun mal dazu. Frau Pletz teilte ihnen noch den Stundenplan aus und sagte welche Lehrerinnen und Lehrer sie bekommen würden. Danach erklärte sie noch, welche Hefte und Bücher sie benötigten. "Dafür müsst ihr aber nicht extra ins Dorf gehen, es gibt in der Schule einen Schülerladen, in dem ihr alles bekommt was ihr braucht", erwähnte Frau Pletz noch, bevor alle gemeinsam zum Anfangsgottesdienst in die Turnhalle gingen. Zuerst die fünften, siebten und neunten Klassen, anschließend die sechsten, achten und zehnten Klassen. Danach war der erste Schultag schon fast vorbei, nur am Nachmittag waren noch zwei Stunden Sport bei Frau Meierl angesagt. Davor gab es aber  Mittagessen und noch etwas Freizeit. Hausaufgaben gab es am ersten Tag noch keine, schließlich mussten sich die Neuen erst eingewöhnen. Martina war mi dem ersten Schultag ganz zufrieden. Ihre Klassenlehrerin war nett, ihre Klassenkameradinnen soweit auch. Sicher gab es Ausnahmen, aber nach dem ersten Tag konnte Martina darüber noch nicht urteilen. Bevor sie zum Sportunterricht ging, legte Martina sich auf ihr Bett und las ein paar Seiten in ihrem spannenden Buch. Zuhause hatte Martina so viele Bücher in ihrem Zimmer, dass sie gar nicht mehr wusste, wie viele es eigentlich waren. Gerade als sie an der spannendsten Stelle war, läutete es zur Sportstunde. Schnell sprang sie auf und nahm ihre Sporttasche vom Haken und lief Richtung Turnhalle, dort angekommen waren die meisten schon da, und zogen sich um. Auch Daniela und Katharina waren schon da, die beiden hatten sich zwischen Mittagessen und Sportunterricht das Dorf angeschaut, dass nicht weit vom Dorf entfernt lag. Als alle in die Turnhalle kamen begrüßte Frau Meierl die Mädchen und meinte: "Weil heute euer erster Tag ist, will ich auch nicht mehr viel mit euch machen. Ich schlage vor wir gehen Wassertreten und anschließend Eis essen im Dorf. Was haltet ihr davon?" Zustimmendes Gemurmel war die Antwort.

Martina im InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt