Ein Findelkind

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Nach dem Mittagessen machten sich Daniela, Katharina und Martina auf den Weg in ihr Zimmer. Sie wollten gleich mit dem Blätter sammeln loslegen. Zuvor steckte sich Martina aber noch ein paar Kekse aus ihrem Süßigkeitenvorrat in den Mund, denn das Butterbrot war doch etwas wenig gewesen. Andere Mädchen aus ihrer Klasse hatten die gleiche Idee gehabt und bald machte sich ein ganzer Schwarm Mädchen auf, Richtung dem bereits herbstlichen Wald zu. Eine Weile gingen Martina, Daniela und Katharina der Gruppe, aber als sich der Weg teilte, schlugen sie die andere Richtung ein. Schnell hatten sie einen ganzen Strauß verschiedener Blätter zusammen, als sie fanden, dass es genug war, machten sich die drei wieder auf den Rückweg. "Psst! Seid mal still! Hört ihr das auch?", Martina war stehengeblieben und lauschte ins Unterholz am Wegrand hinein. Ganz leise drangen dünne Jammerlaute an die Ohren der Freundinnen "Ja, ich höre es auch", Daniela traute sich nur zu flüstern. Langsam und vorsichtig tastete sich Katharina zu dem Geräusch vor, bückte sich und holte schließlich ein graues, nasses Etwas hervor. Dieses Etwas entpuppte sich als kleines, ausgehungertes, ängstlich dreinblickendes Kätzchen. Ohne zu überlegen zog Martina ihr Halstuch aus, und gab es Katharina, die das Kätzchen darin einwickelte, bis nur noch der Kopf her-ausschaute. "Was machen wir jetzt mit ihr", fragte Daniela "Ganz einfach, wir nehmen sie mit, hierlassen können wir sie nicht, wenn ich den erwische, der das arme Ding hier ausge-setzt hat...!", für Martina war die Sache klar, und die anderen beiden nickten zustimmend. Auf dem kürzesten Weg machten sie sich auf zum Internat. Dort angekommen, schlüpften sie durch die Hintertür hinein und rannten die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Zum Glück begegnete ihnen keiner. Oben angelangt, ließen sich die drei auf ihre Betten fallen und das kleine Kätzchen machte einen Rundgang durch das Zimmer und hüpfte schließlich auf Danielas Bett, rollte sich zusammen und schlief augenblicklich ein. Katharina nahm ein Handtuch aus dem Schrank und deckte das Kätzchen zu. "Wie soll es jetzt weitergehen? Wir können sie nicht ewig hier verstecken", fragte Katharina "Am besten, wir gehen gleich zu Frau Pletz und erzählen ihr von dem Kätzchen. Allerdings sollte eine hierbleiben und auf die Kleine aufpassen", meinte Martina. Sie entschieden, dass Daniela da bleiben sollte und Martina und Katharina machten sich auf den Weg zum Lehrerzimmer.

Daniela machte sich unterdessen daran, die Blätter zu sortieren und in Bücher zum Trocknen einzulegen. Martina und Katharina waren am Lehrerzimmer angekommen und baten, Frau Pletz sprechen zu dürfen. Kurze Zeit später kam die Lehrerin zu den beiden heraus. "Was kann ich für euch tun?" fragte Frau Pletz freundlich. Als sie geendet hatten, dachte die Lehrerin einen Moment lang nach. "So wie ihr mir das erzählt habt, scheint die Katze wirklich ausgesetzt worden zu sein. Trotzdem werde ich bei der Polizei anrufen, falls sie vermisst wird. Nun müssen wir uns nur noch überlegen, wo wir sie unterbringen können. In eurem Zimmer kann sie auf keinen Fall bleiben, das verstößt gegen die Hausordnung. Wir gehen jetzt zusammen zu Schwester Barbara und sie wird entscheiden, was mit der Katze geschehen soll", entschied Frau Pletz. So machten sich Martina und Katharina mit der Lehrerin auf den Weg ins Sekretariat zu Schwester Barbara. Dort erzählten die beiden Mädchen nochmals ihre Geschichte. "Nun, ihr habt auf jeden Fall richtig gehandelt, dass ihr die Katze mitgenommen habt, sonst wäre sie vermutlich verhungert. Allerdings muss ich auch Frau Pletz Recht geben, wir müssen die Polizei anrufen und in eurem Zimmer kann sie auch nicht bleiben, sonst wollen alle ein Haustier und das geht nicht", Schwester Barbara ging zum Fenster und sah hinaus. Man merkte ihr an, dass sie angestrengt über die Sache nachdachte. "Also gut, die Katze bleibt im Internat. Aber nur unter ein paar Bedingungen. Erstens, die Katze kommt zur Köchin in die Küche, dort bekommt sie auch ihr Futter und einen Schlafplatz. Zweitens, um die Futterkosten kümmert ihr euch. Vielleicht finden sich noch ein paar Mädchen aus eurer Klasse die euch helfen. Drittens, sollte sich jemand melden, dem die Katze gehört, wird sie sofort zurückgebracht", Schwester Barbara sah die Mädchen an. "Einverstanden?", fragte sie und die beiden nickten freudestrahlend. Nachdem sie sich höflich verabschiedet und bedankt hatten, liefen sie Schnurstraks zu Daniela und erzählten ihr von dem Gespräch mit Frau Pletz und Schwester Barbara. Durch das eifrige erzählen der Mädchen war die kleine Katze aufgewacht und miaute. Scheinbar hatte sie begriffen, dass es um sie ging. "Wahrscheinlich hat sie Hunger. Am besten, wir bringen sie gleich hinunter zur Köchin. Vielleicht hat sie irgendwas, was wir ihr geben können und morgen müssen wir ins Dorf und Katzenfutter kaufen. Außerdem brauchen wir noch einen Namen für unser Findelkind", meinte Daniela "Wie wäre es mit Molli?", fragte Martina und Daniela und Katharina nickten. Sie setzten Molli in einen Korb und trugen sie hinunter in die Küche. Immer wieder mussten sie stehen bleiben, um die kleine Katze bewundern zu lassen. Als sie endlich in der Küche ankamen war die Köchin schon von Schwester Barbara informiert worden und hatte bereits eine Kiste mit einer Decke und ein Futterschälchen bereit gestellt, dass sie mit in Milch eingeweichtem Brot gefüllt hatte. Schnell war Molli aus dem Korb herausgesprungen, den Martina abgestellt hatte, und machte sich über ihr Futter her. "Na da seid ihr ja gerade richtig gekommen. Heute bekommt die Kleine noch Brot mit Milch. Ab morgen seid ihr dann für das Futter zuständig", meinte die Köchin gutmütig. Bald hatte Molli ihr Schälchen leer gefressen und tapste auf ihren kleine Pfoten Richtung Türe, zu der gerade Frau Obermüller hereinkam "Uh! Was ist denn das? Momentchen*, das ist doch eine Katze! Wie kommt die denn hier rein?", Frau Obermüller beendete ihren Redeschwall erst, als Katharina, Daniela und Martina um die Ecke kamen und zum dritten Mal die ganze Geschichte erzählten. "Zum Donnerwetter nochmal*, wie kann ein Mensch nur so sein und einfach eine hilflose Katze aussetzen.", regte sich die Englischlehrerin auf. Inzwischen war Molli wieder zurück getapst und hatte sich auf ihren neuen Schlafplatz gelegt. Nachdem sich die drei Freundinnen überzeugt hatten, dass es ihrem Schützling gut ging, machten sie sich auf den Weg in den Speisesaal zum Nachmittagskaffee. Martina hatte beim Anblick der kleinen Katze zum ersten Mal wieder an zuhause denken müssen, aber sie hatte kein Heimweh mehr. Sie fühlte sich im Internat schon fast zu Hause.

Martina im InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt