Schulalltag mit kleinen Erlebnissen

17 2 2
                                    

Auf der Heimfahrt wurde kaum gesprochen, denn die unge-wöhnliche Anstrengung forderte ihren Tribut. In der Schule angekommen, hängten alle ihre Handtücher auf und nach einem kurzen Nachmittagskaffee verzogen sich die meisten in ihre Zimmer. Martina schnappte sich noch schnell ein Buch aus der Bibliothek und machte es sich auf ihrem Bett bequem, um bis zum Abendessen in eine Fantasiewelt einzutauchen. Auch Daniela und Katharina hatten keine Lust irgendetwas richtiges anzufangen und legten sich ebenfalls auf ihre Betten und träumten mit offenen Augen. Draußen schneite es nun nicht mehr, stattdessen hatte es zu regnen begonnen und der Schnee war nur noch grauer, schmutziger Matsch. Bald wurde den Mädchen das herumliegen und faulenzen dann doch langweilig und so nahmen sie ihre Englischsachen zur Hand um schon einmal zu schauen, was sie für die Schulaufgabe alles zu lernen hatten. Das meiste war nicht schwierig, hauptsächlich waren es Wörter und Grammatik. Für Martina kein Problem, Katharina und Daniela hingegen hatten mit manchen Wörtern Probleme, so half Martina den beiden und bis zum Abendessen waren sie schon ein ganzes Stück weiter gekommen. Als die Glocke läutete, machte sich der Hunger über das ausgefallene Mittagessen bemerkbar. Zum Glück hatte sich die Köchin etwas besonders Gutes ausgedacht, es gab Bratwürstchen mit Karotten-Erbsengemüse. Nach dem Abendessen gingen die geschafften Schwimmerinnen bald ins Bett und schliefen auch tief und traumlos bis zum nächsten Morgen, wo sie von einer trüben Wintersonne geweckt wurden. Viele verspürten an diesem Tag einen Muskelkater vom Sportunterricht und so war die Stimmung in der Klasse nicht die beste. Auch die Lehrer waren an diesem Tag nicht besonders gut aufgelegt, so schimpfte Frau Obermüller als ihr die Kreide zum zweiten Mal abbrach: "Zum Donnerwetter nochmal!*" und andere Lehrer brachten den Ta-geslichtprojektor oder den Fernseher nicht zum Laufen. Endlich war die letzte Stunde um und alle gingen erleichtert zum Mittagessen. Dadurch, dass die Lehrer am Vormittag so schlechter Laune gewesen waren, hatten sie entsprechend viel Hausaufgaben aufgegeben, so stöhnte die eine oder andere über den Berg, der heute zu bewältigen war. Dazu mussten sie auch noch für die bevorstehenden Schulaufgaben und Stegreifaufgaben lernen. Dies nahm fast den ganzen Nachmittag in Anspruch. Irgendwann klappten Martina, Daniela und Katharina aufatmend ihre Bücher zu. "Für heute haben wir glaub ich, genug getan. Jetzt könnten wir eigentlich mal nach Molli und ihren Kleinen sehen, die haben uns bestimmt schon ganz schön vermisst", meinte Katharina und die drei machten sich auf den Weg in die Küche. Dort fanden sie Molli und ihre Kleinen eng zusammengekuschelt in der Kiste liegen und schlafen, ab und zu bewegte sich eins der Kleinen und tat dabei einen Laut der sich schon etwas wie Miauen anhörte. "Ja, ja jetzt schlafen sie, als wenn es alle Engel wären. Aber heute Morgen, als ich Kar-toffeln geschält habe, waren sie ständig überall und nahmen die Schalen, die auf den Boden fielen als Spielzeug und zogen sie durch die ganze Küche, sodass ich nachher die ganze Küche kehren konnte", erzählte die Köchin mit einem Augenzwinkern, obwohl sie schimpfen hätte können, lachte sie wie die drei Freundinnen über das Spiel der Kätzchen. "Bald werden sie allerdings alt genug sein, um sie von ihrer Mutter zu trennen, denn alle können wir beim besten Willen nicht behalten, so viele Mäuse gibt es hier gar nicht, dass alle satt werden würden", setzte die Köchin noch hinzu. An diesen Augenblick wollten Martina, Daniela und Katharina gar nicht an den Tag denken, an dem sie sich von den kleinen Fellknäulen trennen sollten. Sicher, Molli und ein kleines würden sie behalten, das war schon mit Schwester Barbara besprochen worden, aber dann blieben immer noch drei, die sie weggeben mussten.

Am nächsten Morgen bevor die erste Stunde begann, kam Frau Pletz schnell in die Klasse von Martina und hatte etwas mitzuteilen: "Hört bitte einmal zu! Heute ist der 28. Januar und Frau Obermüller feiert heute ihren sechzigsten Geburtstag! Bitte sei so nett und singt ihr zu ihrem Ehrentag ein Ständchen, aber tut so als ob ihr nicht wüsstet wie alt sie wird. Denn heute Nachmittag wird in der Turnhalle eine kleine Feier stattfinden, mit der wir sie überraschen wollen." Schnell verschwand die Lehrerin wieder um Frau Obermüller nicht zu begegnen, bei der die Klasse in der ersten Stunde Englisch hatte. Aufgeregt beratschlagten alle darüber, wie sie es machen sollten, ihrer Lehrerin zu gratulieren. Als erstes schrieben sie in großen Buchstaben "ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG" in die Innenseite der Tafel und außen "BITTE NICHT ÖFFNEN", denn dann würde Frau Obermüller die Tafel sicher aufmachen, da sie sehr neugierig war. Zum Schreiben war Katharina ausgewählt worden, da sie die schönste Schrift hatte. Stefanie malte dann noch ein paar Blumen darunter, jede aus der Klasse unterschrieb noch sodass bald kein Platz mehr war. Zum Schluss sah es richtig toll aus und die Schülerinnen bewunderten ihr Kunstwerk."Toll sieht das aus! Hoffentlich gefällt es Frau Obermüller auch" meinte Daniela. Kurz darauf stürmte Christina in die Klasse, die an der nächsten Ecke Schmiere gestanden hatte, um die anderen zu warnen, wenn Frau Obermüller kommen sollte. "Alle auf die Plätze! Sie kommt", rief sie. Brav und miteinander redend saßen alle auf ihren Plätzen als die Lehrerin eintrat. Heute sah ihr sonst etwas ernster Blick freundlicher aus. Auch als sie die Klasse begrüßte lächelte sie. Dann drehte sie sich zur Tafel um etwas aufzuschreiben. "Was soll denn das?", fragte sie mit erstauntem Blick, bekam aber keine Antwort, nur achtundzwanzig Augenpaare schauten sie möglichst unbeteiligt an. Zuerst sah es aus, als würde der Plan der Klasse ins Wasser fallen, denn Frau Obermüller entschied sich erst etwas aus dem Buch zu machen. Manchen der Schülerinnen warfen sich schon beunruhigte Blicke zu. Sollte die Lehrerin ausnahmsweise heute an ihrem Geburtstag nicht neugierig sein, wo sie doch sonst alles wissen wollte. Aber die Sorge war unbegründet "Ihr macht jetzt die dritte Aufgabe auf Seite sechsundzwanzig", gab Frau Obermüller Anweisung, und drehte sich zur Tafel um. Aber nicht einmal die eifrigsten dachten daran jetzt die Aufgabe zu machen, alle schauten sie die Lehrerin an, die mit dem Rücken zu ihnen vor der noch geschlossenen Tafel stand. Schließlich machte sie sie dann auf. Dies war das Zeichen für die Klasse aufzustehen und ihr Ständchen vorzubringen. So hatten sie ihre Englischlehrerin noch nie erlebt. Als sie den Gruß der Mädchen gelesen hatte und sich dann zu der singenden Klasse umdrehte, setzte sie sich einfach auf ihren Stuhl und genoss den Augenblick, den die Schülerinnen nur für sie gemacht hatten. Am Ende blieben alle stehen, bis Frau Obermüller das Zeichen zum Setzten gab. "Das war wirklich eine wunderschöne Überraschung. Dafür überrasche ich euch jetzt auch, da ich heute auch keine Lust auf Unterricht habe, gehen wir jetzt in den Speisesaal und nutzen den Rest der Stunde zum Spielen.", sagte sie und war immer noch ganz überwältigt von der Überraschung. Jubelnd sprangen alle auf und rannten zu den Regalen am Ende des Klassenzimmers, in der sich eine große und vielfältige Spielesammlung befand. "Zum Glück haben wir ge-rade heute eine Doppelstunde, da ja Herr Ebelacker nicht da ist", freute sich Martina, gestern hatte sie die Doppelstunde Englisch noch nicht so toll gefunden, als sie den Vertretungs-plan gelesen hatte, doch heute war das sogar besser als eine Stunde Musik. Und warum Herr Ebelacker nicht da war wuss-ten sie somit auch, er würde sicher mit einer anderen Klasse ein Lied proben für die Feier am Nachmittag. Nur von alle dem hatte Frau Obermüller noch keine Ahnung, sie freute sich ein-fach nur daran, dass heute mal wieder die Sonne schien und ihr Geburtstag war.

Martina im InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt