Kapitel.24

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"Danke, dass du hier bleibst, äh ich hoffe dass es dir wirklich keine Umstände bereitet. Sorry, ich hatte mich nicht nach Elias erkundigt. Also wo ist er?", fragt Elena am Esstisch und nimmt ein Schluck Whisky. Sie meint, dass sie heute mal was kräftigeres braucht. Ich war eigentlich dagegen dass sie was starkes trinkt, aber wir haben uns dann auf nur ein Glas für sie geeinigt. 

Ich schlucke mein Essen runter, bevor ich ihr antworte. "Nein, alles gut. Stella ist mit Elias zuhause. Nur ich brauche dann vielleicht Wechselzeug", antworte ich und nehme ein Schluck von meinem leckeren Wein. Der Wein ist verdammt gut und auch wahrscheinlich teuer, so wie er schmeckt. "Klar, du kannst auch gern hier duschen gehen. Ich hab gesehen wie sehnsüchtig du die Dusche angestarrt hast", erwidert sie und zwinkert mir grinsend zu. Ich nicke leicht verlegen und deute hinter ihr auf das Bild, welches auf einem Sideboard steht.

Das Bild hatte ich mir schon vorhin beim Tisch decken angesehen. Naja eher angestarrt. Das ist das einzige persönliche Bild, welches ich bis jetzt hier gesehen habe. Darauf ist sie als kleines Kind zu sehen, ich schätze so auf fünf Jahren, mit zwei Erwachsenen, die sie beide im Arm halten. Wahrscheinlich ihre Eltern, da Elena ihnen beide sehr ähnlich aussieht. Natürlich ist Loretta auch dabei, sie steht vor Elena's Mutter, welche Hand auf ihrer Schulter liegt. Alle grinsen breit in die Kamera.

"Du sahst süß aus, als Kind." Sie dreht sich um und schaut sich kurz das Bild an und dreht sich seufzend wieder zurück. "Was ist eigentlich mit deinem Vater, wenn ich fragen darf?", frage ich vorsichtig. "Tod." Ist Elena's kurze Antwort und nimm ihr Whisky in die Hand, um ein kräftigen schluck zu nehmen. Ich nicke bedauernd. "Meiner auch", sage ich monoton. Elena schaut auf und zieht ihre Augenbrauen hoch. "Herzinfarkt", sage ich. Sie nickt. "War 'n Alkoholiker und Junkie. War nur eine Frage der Zeit bis er daran stirbt." Sie zuckt mit den Schultern und isst weiter. Oh. Er sah aber auf dem Bild nicht so aus, eher wie ein harmloser Vater. Ist es ihr so egal, dass er jetzt Tod ist? Ich versuche nicht ganz so neugierig auszuschauen, aber es klappt natürlich nicht. Ich höre Elena seufzen und dann erzählt sie: "Eigentlich will ich ihn dafür hassen, was er getan hat, aber irgendwie kann ich es nicht. Er war so ein guter Vater, bis meine Mutter gestorben ist. Ja, einerseits kann ich ihn verstehen warum er es gemacht hat. Naja am Anfang. Ich dachte dass er irgendwann aufhören würde Alkohol und Drogen zu nehmen, aber hat er nicht. Ja er hat seine Frau verloren, aber ich hatte auch meine Mutter verloren! Das hat er nicht verstanden. Er war nicht der einzige, der um sie getrauert hat. Aber anstatt dass wir zusammen dadurch gehen, meint er mich lieber mit Schlägen und Beleidigungen zu bestrafen.." "Er hat was?", frage ich entsetzt. "Schon lang her. Ich weiß dass er sowas niemals nüchtern getan hätte. Er war zu berauscht um irgendwas mitzubekommen. Bei jeder Kleinigkeit bestrafte er mich. Selbst für Sachen für die ich nicht konnte. Er meint ich sähe meiner Mutter zu ähnlich. Dafür hab ich natürlich was abbekommen", sagt sie mit ausdrucksloser Mine und zuckt mit den Schultern. Sie steht auf und zieht ihren Pulli hoch, sodass er die Sicht auf eine große Narbe auf der Hüfte freigibt. "Da hat er mich mal im Flur gegen unsere Kommode geschubst. Dumm war, dass darauf eine spitze Metallstange drauf lag und sie mich voll erwischt hat." Sie zieht ihren Pulli wieder runter uns setzt sich.

"Ich weiß noch sein wütender Blick, als er mich mit meiner damaligen Freundin im Bett erwischt hat. Er hat nur irgendwas gebrüllt und sie von mir runter geschubst, woraufhin ich ihm eine geknallt habe. War nicht die beste Idee. Naja als wir uns dann vor meiner Ex-Freundin geprügelt haben, habe ich paar Tage später mit ihr Schluss gemacht. Ich hab mich viel zu sehr geschämt. Ich wollte nicht dass sie mich so sieht", sagt sie neutral. Ich starre sie sprachlos an. Oh Gott, was ist nur meiner Elena passiert? Ich merke wie mir eine Träne die Wange runterläuft und ich sie schnell wegwische. "Maria, nicht weinen. Bitte!" Sie steht auf und zieht mich vom Stuhl hoch. Sie nimmt mich in den Arm und ich schniefe auf. "Nicht weinen, bitte!", fleht sie. Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. "Komm, wir gehen auf die Couch. Wir sind ja jetzt eh fertig mit Essen." Sie zieht mich ins Wohnzimmer auf die Couch. Wir setzen uns nebeneinander und sie legt ihren Arm um meine Schultern. Ich seufze geborgen auf und kuschele mich weiter an ihren warmen Körper.

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