Forest Eyes

Die Nachbarin

Ich wache durch eine Katzenpfote in meinem Gesicht auf. "Heyy, guten Morgen Nala", sage ich lächelnd. Es ist schon hell und ich habe besser geschlafen als ich dachte. Langsam stehe ich auf und schaue aus dem Fenster. Habe ich das gestern nur geträumt? Oder habe ich wirklich meine Nachbarin am Fenster gesehen? Ist es seltsam, dass ich sie beobachtet habe?

Ich gehe die Treppe runter und mein Blick sucht meine Eltern. Keine Ahnung wo die sind. In der Küche steht noch ein Topf mit trockenen Nudeln von gestern. Was soll ich jetzt Frühstücken? Ich beschließe einen Spaziergang zum nächsten Rewe zu machen und mir die Nachbarschaft dabei mal anzuschauen. Meine Jogginghose und das Top, das ich schon zum Schlafen an hatte, sollten auch als Alltagsoutfit durchgehen.

Draußen ist es warm. Die Sonne scheint auf meine Haut und ich genieße den leichten Wind. Bei Rewe angekommen, entscheide ich mich für einen Smoothie und einen Proteinriegel als Frühstück. Die Schlange an der Kasse ist nicht sehr lang und ich bin schnell wieder aus dem etwas stickigen Laden draußen. Auf dem Rückweg überlege ich noch, um die vier Ecken unseres Viertels zu gehen. Plötzlich bleibe ich stehen. Vor mir ist das Haus der Nachbarin. Langsam gehe ich weiter und mustere es. Hoffentlich kommt sie nicht genau jetzt raus. Das Haus hat einen kleinen Vorgarten mit Zaun. Anastasia Hofer lese ich auf dem Klingelschild. Ein schöner Name. Gerade will ich weiter gehen, da höre ich die Tür.

Scheiße, was mache ich jetzt? Ich bleibe stehen, drehe mich allerdings nicht zu ihr um. Soll ich einfach schnell weggehen? Da höre ich eine Stimme. "Hallo, suchst du etwas?" fragt sie. Anscheindend hat sich mich schon gesehen. Nun schaue ich zu ihr. So genau habe ich sie noch nicht gesehen. Grüne Augen, braune Haare, die in der Sonne glänzen und dunkel geschminkte Lippen. Sie hat eine Gießkanne in der Hand und wollte wohl gerade die Blumen in ihrem Vorgarten gießen. Ich muss ein bisschen lächeln, weil das irgendwie süß aussieht. "Nein, ich schaue mich nur um", sage ich, lächel nochmal und gehe weiter. Wow, hübsch ist sie ja.

Als ich nach Hause komme, packe ich ein paar Kartons aus und versuche schonmal meinen Schreibtisch aufzubauen. Die Handwerker für die Möbel kommen erst in den nächsten Tagen. Ich lege meinen Laptop auf die Tischplatte und schaue in meine E-Mails. 5 neue Nachrichten. Meine neue Klassenlehrerin Frau Ceylan hat mir alle wichtigen Informationen für die nächsten Wochen geschickt. Da ich durch den Umzug die Schule wechseln muss, weiß ich noch gar nichts über das neue Schuljahr. Nur, dass es gleich am Anfang eine Klassenfahrt nach Südfrankreich geben wird. Ich bekomme meinen Stundenplan mit allen Fächern, den Räumen und den Inizialien der Lehrkräfte. Jetzt weiß ich schonmal in welche Klasse ich komme und wann ich am Montag in welchem Raum sein muss.

Plötzlich klopft es an meiner Tür. Mein Vater kommt rein. "Wir gehen jetzt essen. Kommst du bitte, Lynn?" Ich ziehe mich an, obwohl ich viel lieber da bleiben würde. Naja, ich sollte das Essen genießen, ab nächster Woche werde ich sowieso durch die Oberstufe gestresst sein.