Weihnachtszeit

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Ich weiß nicht, ob ich jetzt glücklich oder traurig sein soll. Eigentlich ist es doch gut ausgegangen. Frau Hofer ist nicht sauer. Sie fand es sogar schön. Und dass nichts aus uns werden kann, wusste ich ja von Anfang an. Doch jetzt weiß sie etwas, was sie vorher nicht wusste. Ich habe Gefühle für sie.

Die Weihnachtszeit beginnt und ich fühle mich alleine. Die Kälte umgibt mich nun auch von außen. Frau Hofer bewundere ich seit dem Gespräch lieber nur noch aus der Ferne. Ich kann jetzt nicht mehr einfach mit ihr reden. Sie würde sonst denken, dass ich mir noch Hoffnungen mache. Es schneit draußen und ich sitze in meinem Zimmer. Nala liegt auf mir und schläft. Es ist schön friedlich, aber ich spüre einfach, dass mir noch etwas fehlt. Ich schreibe mit Merle über die nächsten Klausuren. Wir haben natürlich beide mal wieder keine Ahnung, was genau wir jetzt eigentlich lernen müssen. Zum Glück ist es nicht mehr viel dieses Halbjahr. Mit ein paar anderen aus unserer Klasse haben wir die letzten Wochen immer mal zusammen gelernt und das haben wir auch noch bei den letzten Klausuren vor.

Zum Glück vergisst Merle durch das viele Lernen, mich nach Frau Hofer zu fragen. Ich habe es ihr nicht erzählt, so wie abgesprochen. Das ist unser Geheimnis. Dadurch kann ich mich auch besser auf alles konzentrieren. Naja... fast alles. Auch bei Frau Hofer schreiben wir eine Klausur und ich bin eigentlich gut darauf vorbereitet. Nur auf eine Sache konnte ich mich nicht vorbereiten. Sie. Und darauf, wie sie sich verhält. Schon als sie den Klassenraum betritt, bemerke ich ihr Outfit. Der Ausschnitt ihres Oberteils ist sehr tief und man sieht sogar ganz leicht ihre BH-Träger an der Schulter. Während sie die Arbeiten austeilt, sammle ich meine Gedanken und lese die Aufgabenstellung durch. Es ist nicht schwer und die Klausur sollte gut laufen. Dann sucht mein Blick Frau Hofer, die sich bereits in meine Richtung auf den freien Tisch vor mir gesetzt hat und ihre Füße auf den Stuhl gestellt hat. So sitzt sie da nun die ganze Zeit und schaut auf ihr Handy. Gay Panic.

Und wie soll ich mich jetzt konzentrieren, wenn ich alle paar Sekunden zu ihr hochschauen muss?! Ich melde mich und frage: "Darf ich kurz auf die Toilette?" Ich hoffe, so aus dieser Situation entkommen zu können, denn wenn sie mit diesem Outfit so vor mir sitzt, wird das nichts. "Wir haben doch eben erst begonnen?", reagiert sie auf meine Frage. Ich schaue sie mit etwas panischem Blick an, bis sie es erlaubt.

Ich versuche mich draußen auf mich zu konzentrieren und komme gelassener wieder ins Klassenzimmer. Doch sie sitzt immer noch dort. Ich schreibe, aber ich bin viel zu langsam. Zu viele Gedanken bringen mich immer wieder auf sie. Am Ende habe ich gerade einmal etwas mehr als eine Seite geschrieben. Naja, wenigstens beginnen die Winterferien jetzt.

An Heiligabend sitze ich mit meinen Eltern zusammen und wir tun so, als wären wir eine perfekte Familie. Die Maske rutscht aber schnell, als sie mir seltsame Fragen stellen. "Hast du eigentlich schon einen süßen Jungen kennengelernt?" oder "Wie läuft die Schule?". Ich sehne das Ende des Abends herbei. Nur das gute Essen macht es erträglich. Dafür haben meine Eltern extra einen Koch engagiert. Als wir fertig sind, gehe ich sofort in mein Zimmer. Ob Frau Hofer auch schon in ihrem Schlafzimmer ist? Ich sehe Licht, aber keine Silhouette.

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