Kapitel 51

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Am Freitag war ich richtig guter Laune. Das beruhte auf verschiedenen Gründen.

Erstens: Ich würde endlich meine Erkenntnisse über Geist 2 verwerten können.

Zweitens: Am nächsten Tag erwartete mich ein amüsanter Abend mit Tabitha bei sturmfreier Bude. Gut, meine Geschwister würden da sein, aber die konnte ich einfach vor den Fernseher setzen.

Drittens: Es war meine vorvorletzte Woche mit Margarete. Herr Kopenau hatte sich tatsächlich von Tante Nina dazu bringen lassen, meinen Telekineseunterricht zum Ende des Monats für erledigt zu erklären. Unter der Prämisse zwar, dass ich regelmäßig mit Nina trainierte, aber das machte mir weniger aus als weiter Margaretes verständnislose Blicke über meine Unfähigkeit ertragen zu müssen.

Also ja. Ich war guter Laune auf dem Weg zum Telekineseunterricht.

Ich war immer noch guter Laune, als ich mich danach ins Obergeschoss zu Mike aufmachte. Margaretes Entrüstung darüber, vorzeitig von meiner Telekineseausbildung abgezogen zu werden, hatte mich nicht gestört. Hauptsache, ich musste nie wieder erleben, wie mein Schädel aufgrund übermäßiger Telekinese auseinanderbrach.

Nach dem Selbstverteidigungsunterricht taten mir meine Arme von diversen Abblockmethoden weh und ich spürte, wie sich erste blaue Flecken auf meinem Körper ausbreiteten. Das versetzte meiner Laune schon erhebliche Dämpfer, vor allem, weil ich mich, zerschlagen wie ich war, nicht einfach zuhause aufs Sofa fallen lassen konnte, sondern zuerst mit Geist 2 befassen musste. Andererseits war ich auch neugierig, wie er auf meine Rechercheergebnisse vom letzten Wochenende reagieren würde.

Hin- und hergerissen, wie ich das Level meiner Laune nun einstufen sollte, legte ich den Weg ins Kellergewölbe zurück. Der Empfangsraum war heller erleuchtet als am vergangenen Dienstagabend, aber von Mattheus war dennoch nichts zu sehen.

Ich trabte in mein Zimmer, zog das Blatt mit den Notizen über Geist 2's Leben aus meiner Sporttasche und legte es griffbereit aufs Sofa. Nachdem ich die obligatorischen Beschwörungskerzen auf meinem Schreibtisch angezündet hatte, zog ich den Stopfen aus Geist 2's Erlenmeyerkolben.

„Komm heraus", sagte ich, während ich mir lebhaft ausmalte, wie sich sein Nebel verfestigte. „Nimm deinen Körper an."

Widerwillig stieg der silberne Dunst empor. Ich hatte Zeit mich aufs Sofa zu setzen und die Beine übereinander zu schlagen, bevor Geist 2's stämmiger Körper voll ausgebildet war. Zarte Nebeltröpfchen schwebten von ihm zu Boden.

„Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Finger von mir lassen sollst?" Er klang resigniert, als wenn der lange Aufenthalt im Erlenmeyerkolben ihm seine Wut entzogen hätte. Gut für mich.

„Nein, ich glaube, Derartiges hast du nie erwähnt. Du sprachst nur davon, dass ich aufhören sollte, mich in deine Angelegenheiten einzumischen. Und dass ich kein Recht dazu hätte, in deiner Vergangenheit herumzuschnüffeln."

„Die Finger von mir zu lassen, kommt aufs Selbe hinaus."

„Wenn du meinst." Ich verschränkte meine Arme. „Willst du mir nicht endlich verraten, warum du noch hier bist?"

„Träum weiter."

„Komm schon. Sprich mit mir. Rede dir deinen Ballast von der Seele. Erzähl mir, wie du gestorben bist. Erzähl mir, was dich hier hält."

„Hör auf damit." Seine Nebeltropfen wurden von unsichtbarem Wind erfasst. „Ich weiß genau, was du bezweckst. Du willst mich dazu bringen, in die Nachwelt überzutreten, indem ich meine Fehler offenbare, aber das werde ich nicht tun. Mein Leben ist hier."

„Genau genommen hast du gar kein Leben mehr." Ich zögerte, weil ich unsicher war, wie es auf einen Geist wirken würde, wenn ich die harten Tatsachen direkt beim Namen nannte. „Du bist tot. Das solltest du besser langsam akzeptieren."

Spuk im KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt