Kapitel 2 - Miles

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August - New York City, USA

Es ist eine halbe Stunde her, dass mein Vater mich am Flughafen abgesetzt hat und ich kann immer noch nicht die ominöse Zahra finden, mit der ich mich eigentlich am Eingang treffen sollte.

Zahra ist die Tochter eines Mitarbeiters meines Vaters und geht laut seiner Aussage schon seit Jahren jeden Sommer in ein Surfcamp in Spanien.

Ich weiß nicht, was an mir den Anschein erregt, dass ich auch nur im Ansatz Lust auf Surfen oder sonstige Aktivitäten am Strand hätte, aber mein Vater hat mich begeistert angeschaut und mich sofort angemeldet, sobald er davon gehört hat.

Und jetzt stehe ich hier, in der Mitte des Flughafens mit einem kleinen Koffer und meinem neuen Handy in der Hand, dass mein Vater extra für diesen Sommer besorgt hat.

Man könnte meinen, dass ich als Gründer einer Firma, die unter anderem Handys herstellt, selber bestimmen dürfte, welches ich selbst besitze, aber auch da scheinen sich meine Ansichten mit denen meines Vaters zu unterscheiden.

Heute Morgen hat er mir feierlich ein älteres Modell einer anderen Firma mit den Worten „Damit du auch ganz sicher nicht arbeitest." in die Hand gedrückt, bevor er meinen Koffer ins Auto gehievt hat. Es ist nichts besonderes, man kann telefonieren, Nachrichten schicken, Musik hören und all die anderen grundsätzlichen Dinge tun, die man möchte.

Das einzig Schlimme daran ist, das ich damit keinen Weg hab, auf meine wichtigen Dokumente und Mails zuzugreifen.

Natürlich habe ich sofort probiert, mich in meine Email einzuloggen, aber mein Vater ist vorbereitet. Alle meine Accounts auf sämtlichen Programmen und Apps wurden gesperrt und ich habe keine Möglichkeit, diese Sperrung zu umgehen.

Theoretisch könnte ich mithilfe einiger Telefonate wieder dafür sorgen, dass meine Accounts entsperrt werden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dafür das Einverständnis meines Vaters gebraucht wird, oder er zumindest Wind davon bekommt, ist mir zu hoch.

Das Camp geht ohnehin nur zwei Wochen und ich habe vor meiner Abreise alles dafür getan, dass in meiner Abwesenheit keine Fehler auftreten. Eigentlich kann nichts passieren. Hoffe ich zumindest.

Zurück zu meinem momentanen Problem- ich kann Zahra nicht finden. Ihre Nummer ist auf meinem Handy eingespeichert und wir haben auch schon ein paar Mal gechattet, aber jedes Mal, wenn ich versuche, sie anzurufen, werde ich direkt zum Anrufbeantworter geschickt.

Langsam werde ich nervös und schiele wieder auf die Uhr, ehe ich meinen Blick nochmals durch die große Eingangshalle gleiten lasse. Wenn ich sie nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten finde, gehe ich ohne sie los.

"Hey! Bist du Miles?" kommt es plötzlich von einer unbekannten Stimme hinter mir. Die Person tippt mir auf die Schulter und ich drehe mich ruckartig um, nur um Zahra zu sehen.

"Oh, ja, hey. Wo kommst du denn plötzlich her? Ich hab dich schon ewig gesucht." begrüße ich sie mit einem leicht bissigem Unterton in meiner Stimme. Ich hasse es, wenn ich auf Leute warten muss. Besonders, wenn sie sich nicht melden und ihre Verspätung kundtun.

Sie nickt auf ihren Koffer. "Mein Taxifahrer ist losgefahren, bevor ich den Kofferraum aufmachen konnte. Mein Handy war noch in der Seitentasche, weil ich vergessen habe, es in meine Handtasche umzupacken, deswegen konnte ich dich nicht erreichen. Er hat seinen Fehler erst nach zehn Minuten bemerkt und ist extra nochmal umgedreht."

Durch ihre Erklärung bin ich nicht mehr so eingeschnappt und nicke belustigt in Richtung unseres Gates. "Wollen wir dann mal? Nicht, dass wir noch den Flug verpassen."

Eifrig nickt sie und wirft ihre langen schwarzen Locken über die Schulter. "Klar, und nochmal Entschuldigung wegen der Verspätung."

Nebeneinander ziehen wir unsere Koffer hinter uns her und Zahra beginnt, von dem Surfcamp zu schwärmen. "Du wirst es lieben. Jeder dort ist super lieb und alle sind entspannt. Der Strand ist wunderschön und einfach perfekt zum Surfen lernen. Kennst du Valuz? Die Stadt ist zwar klein, aber hat dafür doppelt so charmant wie New York. Die ganzen kleinen Gassen, die netten Leute und die frische Luft- Gott, ich vermisse es das ganze Jahr lang."

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