Kapitel 8 - Jasmine

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August - Valuz, Spanien

Miles hat es leider tatsächlich geschafft, mich aufzuwecken. Zehn Minuten später joggen wir gemeinsam einen Weg an den Dünen entlang.

Während er nicht einmal außer Atem zu sein scheint, keuche ich bereits und laufe rot im Gesicht an. Wer hätte gedacht, dass mir meine Kondition vom Surfen beim Joggen absolut nichts bringt?

"Komm schon, Gonzalez. Wir sind nicht mal bei der Hälfte der Strecke angekommen." scherzt Miles und joggt rückwärts, um mir beim Leiden zuschauen zu können.

Ich unterdrücke den Reiz, ihm den Mittelfinger zu zeigen und versuche, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.

"Du musst gleichmäßiger atmen. Versuch mal, dein Ausatmen in die Länge zu ziehen und konzentriere dich darauf, die ganze Luft aus deiner Lunge auszuatmen."

Aufmerksam wende ich seine Ratschläge an und versuche, ganz bewusst ein und auszuatmen. Nach einigen Minuten bemerke ich, wie es mir leichter fällt und wie mein Seitenstechen langsam verschwindet.

"Danke." sage ich zwischen zwei Atemzügen. Miles antwortet nicht, sondern grinst nur und dreht sich dann wieder um, um neben mir joggen zu können.

Zum ersten Mal seit dem Beginn unseres Laufes kann ich meine Umgebung wirklich wahrnehmen. Die Sonne ist gerade dabei, über dem Wasser aufzugehen.

In seichten Pink und Orange-Tönen färbt sich der Himmel am Horizont und hinterlässt ein wunderschönes Farbenspiel. Die Luft ist frisch und kündigt einen neuen Tag voller Hitze an. Da sonst noch keiner wach ist, sind die einzigen Geräusche unser Atmen und das Rauschen der Wellen.

Kurz gesagt- vielleicht ist es doch nicht so schlimm, morgens joggen zu gehen. Ich kann jetzt verstehen, warum Miles Spaß daran hat.

Die nächste halbe Stunde vergeht wie im Flug. Wir reden nicht wirklich, da ich mich noch immer sehr auf meine Atmung konzentrieren muss. Nach einer kleinen Runde kommen wir wieder am Strand an, von wo aus der Weg zum Camp führt.

Hier dehnen wir uns schnell, da dies laut Miles sehr wichtig ist.

Obwohl es eigentlich Zeit ist, ins Camp zurückzukehren, lasse ich mich auf eine Bank am Wegesrand fallen.

"Ich hab übrigens noch was für dich." meint Miles und nimmt neben mir Platz.

Überrascht sehe ich zu ihm und beobachte ihn dabei, wie er etwas aus seiner Jackentasche zieht. Zum Vorschein kommt ein Handy.

"Für dich." verkündet er und hält es mir entgegen, als wäre nichts besonders daran. Mit großen Augen schüttele ich den Kopf.

"Was? Nein, das kann ich nicht annehmen. Woher hast du das überhaupt?"

Ohne mich zu beachten drückt er es mir einfach in die Hand und schiebt dann seine Hände in die Hosentaschen, sodass ich es ihm nicht zurückgeben kann.

"Hat mich nichts gekostet." kommt es schließlich von ihm und er schaut unberührt zum Sonnenaufgang.

Verwirrt blicke ich auf das Handy. Dann bemerke ich, dass es das Aktuellste ist, was man auf dem Markt bekommen kann. Das Ding ist ein Vermögen wert.

"Miles, ich meine es ernst. Ich kann das nicht annehmen. Siehst du das?" Ich zeige auf das Logo auf der Rückseite des Geräts. "Das ist von Elevate. Kennst du das Unternehmen? Das kommt doch aus den USA mit der neuesten Technologie und was weiß ich was. Das ist doch viel zu teuer."

"Ich hab die Nummern von den anderen schon eingespeichert. Meine übrigens auch, falls du spontan Lust auf ne Runde joggen bekommst."

"Miles!" schreie ich schon fast und stöhne entnervt. "Ich nehme dieses Handy nicht an. Keine Ahnung, woher du überhaupt das Geld hast, aber du musst es für irgendwas besseres benutzen."

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