Kapitel 4 - Miles

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August - Valuz, Spanien

Die Sonne geht bereits unter, als ich zum ersten Mal den Strand erblicke. Da wir viel zu spät waren, haben wir das Programm am Nachmittag verpasst, konnten aber rechtzeitig zu dem abendlichen Lagerfeuer zum Rest der Gruppe stoßen. 

Langsam kühlt die Luft ab und eine seichte Brise weht vom Wasser zu uns. 

Ale hat sich nach unserer Ankunft erst einmal eine Ansprache von seinen Eltern, seiner Schwester und einem Jungen namens Diego anhören dürfen, während Zahra mich schon zum Strand gezogen hat. 

Dort habe ich die Jugendlichen in meinem Alter kennengelernt- die Zwillinge Antonia und Viviana, Louis und ein Mädchen namens Sofía, die mir sofort unsympathisch ist. 

Als ich mich an einen freien Platz im Sand setzen wollte, hat sie mich angezischt, dass das ihr Platz sei und sie nur kurz etwas holen musste. Seitdem wechselt sie nichts außer wütende Blicke mit mir, welche ich gekonnt ignoriere. 

Außer ihr ist jeder nett und es scheint mir nicht mehr so abwegig, dass ich hier Spaß haben werde.

 "Miles, willst du auch ein Marshmallow?" fragt Louis mich und hält auffordernd einen langen Stock in meine Richtung. 

"Gerade nicht." murmele ich als Antwort und gebe erneut mein Passwort zu meinem Email-Account in das passende Feld auf meinem Handy ein. So wie die hundert Mal davor strahlt mir die gleiche, provozierende Fehlermeldung entgegen. 

Heute Morgen dachte ich noch, dass es kein Problem für mich wäre, meine Firma für zwei Wochen sich selbst zu überlassen. Die Realität ist, dass ich alle zehn Minuten auf die Nachrichtensender schaue, um über mögliche Unfälle, Aktienfälle oder sonstige negative Vorkommnisse meines Unternehmens informiert zu werden.

"Was guckst du da überhaupt? Komm schon, hab ein bisschen Spaß." Ich blende Louis aus und versuche es stattdessen mit meiner privaten Email-Adresse. Auch damit wird mir der Zugang verweigert. 

Frustriert stöhne ich und gebe mein Passwort erneut ein, in der Hoffnung, dass ich dieses Mal auf magische Weise Erfolg habe. 

Eine alarmierte Stimme reisst mich aus meiner Konzentration. "Wer von euch hat sein Gepäck noch nicht in die Bungalows gepackt?" Der Tonfall, in dem Jasmine die Frage stellt, lässt mich von meinem Handy hochgucken.

Nachdem sie für einige Minuten weg war, trägt sie nun mehrere Getränkeflaschen in der Hand. Ihre blonden Haare fliegen im leichten Wind in der Luft und ihre Sommersprossen scheinen im Licht der Flammen besonders gut sichtbar zu sein.  

Dann komme ich wieder zu ihren Worten zurück und runzele meine Stirn. "Ich, warum?" 

Da Zahra, Ale und Ich erst so spät gekommen sind, haben wir noch nicht unsere Bungalows zugeteilt bekommen. In all der Hektik, zum Strand zu kommen, habe ich meine Tasche dann nur in die Mitte des Camps geworfen, ohne weiter darauf zu achten.

Jasmines Blick fällt auf mich und sie nickt ein Stück weiter die Küste hinab, wo das Camp liegt. "Scheint so, als hätte der Wind deine Klamotten bis in die Wellen getragen." 

Entsetzt schaue ich in die fernen Wellen, kann aber in dem dunklen Licht des endenden Sonnenuntergangs nichts genaues erkennen. "Scheisse, ernsthaft?" Ruckartig stehe ich auf und gehe auf sie zu. 

Sie nickt, stellt ihre Getränke im Sand ab und zeigt auf einen Abschnitt des Strandes. "Ich hab sie da im Wasser treiben gesehen." 

Hinter mir kichert jemand und ich funkele die kleinen Kinder wütend an. Was ist so witzig daran, dass meine Kleidung kurz vor dem Verschwinden ist? 

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