Kapitel 12 - Jasmine

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August - Valuz, Spanien

Als letzte Vorbereitung schnappe ich mir eine lavendelfarbene Strickjacke aus meinem offenen Koffer. Dann schlüpfe ich durch die Tür des Bungalows, die Vivi mir offen hält. 

"Die Mücken werden jedes Jahr schlimmer." flucht diese, sobald wir in die kühle Dunkelheit des Camps treten. 

In den Bungalows selbst scheint kein Licht mehr, nur das Lagerfeuer in der Mitte des Lagers und einige einzelne Lichterketten spenden Helligkeit. 

"Vielleicht wird dein Blut auch einfach nur süßer. Zieht das die Mücken nicht irgendwie an?" murmelt Zahra und richtet die Kapuze von Ale's Pullover, den er ihr ausgeliehen hat. 

"Bestimmt." prusten Vivi und Ich gleichzeitig. Kopfschüttelnd grinse ich vor mich hin, während wir in einer Reihe zum Außentor des Camps gehen.

Heute steht eine Nachtwanderung auf dem Plan. Zusammen mit den anderen Aufpassern habe ich den gesamten Nachmittag damit verbracht, das nahegelegene Wäldchen gruselig zu gestalten. 

Dazu gehören, ganz nach Tradition, Gummispinnen mit großen Kulleraugen, Geister aus Laken und natürlich die ein oder andere Falle auf dem Weg. Der Großteil ist nicht wirklich angsteinflößend, aber für die Kleinen ist die Nachtwanderung jedes Jahr ein Highlight. Das ist alles, was für mich zählt. 

Treffpunkt ist das Eingangstor. Schon aus der Ferne kann ich erkennen, dass fast jeder bereits dort wartet. Die Kinder spielen Fangen zwischen den Holzpfählen, mein Bruder und die anderen beobachten sie dabei belustigt. 

"Na? Bereit, dir wie jedes Jahr in die Hosen zu machen?" grinse ich, sobald ich Ale erreiche. 

Er zieht nur eine Augenbraue hoch, aber seine Mundwinkeln zucken verdächtig. "Ich habe keine Ahnung, was du meinst." 

"Mhmm. Ganz bestimmt. Soll ich dich nochmal an unser erstes Jahr erinnern, als dir die Spinnenwebe ins Gesicht geschwebt ist? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob du so laut geschrien hast oder ob es doch ein Mädchen aus der anderen Gruppe war." 

Als Antwort ernte ich einen Schlag in die Seite. Kichernd weiche ich Ale aus und lasse mich stattdessen auf den Sandboden fallen. 

Prompt lässt sich noch eine Person neben mir nieder. 

"Er lebt doch noch." kommentiere ich Miles' plötzliche Anwesenheit. 

Verwirrt runzelt er die Stirn und dreht sich zu mir. "Wie meinst du?" 

Ich zucke mit den Schultern und spiele mit einem Grashalm, der im lockeren Sand liegt. "Ich habe nur gesehen, wie du heute morgen das Training abgebrochen hast und dann für den Rest des Tages verschwunden bist." 

Miles seufzt. "Quallenstich. Und ganz miese Laune." 

Interessiert lasse ich den Grashalm in Ruhe und blicke hoch. Schnell weicht Miles meinem Blick aus und übernimmt den Grashalm. 

"Willst du drüber reden?" frage ich vorsichtig. Ich kann nicht einschätzen, wie viel Miles von sich selbst preisgeben möchte. 

"Ist nichts wichtiges. Außerdem startet doch gleich die gruseligste Nachtwanderung meines Lebens." grinst er. 

Wissend nicke ich und werfe einen Blick auf Ale, der sich unterhält. "Ale hat dir alles erzählt? Bestimmt hat er ausgelassen, wie er als kleines Kind-,"

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