Kapitel 11 - Miles

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August - Valuz, Spanien

Der Wellengang ist heute stärker als sonst. Rauschend brechen die Wellen und kommen schließlich als weiße Gischt im Sand an.

„Bist du dir sicher, dass ich das packe?" hake ich zweifelnd bei Ale nach, der heute mir und den anderen Anfängern Unterricht geben wird.

"Na klar. Du bist ja jetzt schon ein paar Tage hier. Das schlimmste, was passieren kann, ist dass du ein paar Mal ins Wasser fällst."

Skeptisch beäuge ich ihn von der Seite, seufze dann jedoch schließlich und gehe mit ihm und dem Rest der Gruppe in Richtung des Wassers.

"Wichtig ist einfach nur, dass ihr nicht versucht, gegen das Wasser zu arbeiten, sondern euch davon tragen lasst." Leichter gesagt, als getan.

Schon nach fünf Minuten in den Wellen bin ich körperlich schon am Ende und habe etwa zehn Liter Salzwasser geschluckt.

Ale findet dies extrem amüsant, weswegen er überhaupt nicht mehr mit Lachen aufhören kann, als ich mich zum dritten Mal zurück auf mein Brett hieve. "Wenigstens hat einer von uns beiden Spaß." zische ich und huste erneut.

Grinsend nickt er und zeigt mir einen Daumen nach oben. "Danke dafür, ich amüsiere mich heute wirklich noch mehr als sonst."

Fassungslos schüttele ich den Kopf und schließe dann einen Moment meine Augen, um mich wieder zu beruhigen. Ich mag Ale, keine Frage, aber ich habe schon schlechte Laune und ich kann seine Sprüche gerade echt nicht vertragen.

Glücklicherweise wendet er sich genau in diesem Moment wieder dem Rest der Gruppe zu. "So Leute, wir lernen heute einen neuen Trick, weil ihr gestern schon so gute Fortschritte gemacht habt."

Meine Gedanken schweifen ab und ich schaue abwesend auf die Wellen.

Meine Laune ist heute wirklich im Keller und das Einzige, was ich gerade tun möchte, ist in New York zu sein und für einige Stunden in Arbeit zu versinken.

Ich fühle mich unproduktiv, faul und ambitionslos.

„Okay, los geht's!" dringt Ales Stimme wieder in mein Ohr und ich richte mich wieder ein bisschen auf.

Natürlich habe ich nichts von seiner Erklärung mitbekommen und es ist mir ehrlich gesagt nicht so wichtig, dass ich nachfragen will.

Deswegen bleibe ich still, während nach und nach die anderen ihre Wellen finden und den neuen Skill ausprobieren. Beim Zuschauen bekomme ich eine vage Ahnung davon, was ich tun muss.

„Das ist deine!" ruft Ale, als nur noch ich übrig bin.

Mehr oder weniger bereit seufze ich und beginne zu paddeln, als sich die Welle in meine Richtung bewegt.

Ich merke schon beim Aufstehen, dass irgendwas nicht stimmt.

Ale brüllt noch: „Balancier dich mit dem rechten Bein aus!", bevor ich schon wieder das Gleichgewicht verliere und in hohem Bogen in die Wellen fliege.

Wie schon die etlichen Male zuvor schmecke ich das salzige Wasser auf meiner Zunge und das Brennen in meiner Lunge.

Nur... diesmal brennt es nicht nur in meinen Atemwegen. "Fuck." fluche ich, als ich auftauche und mich mehr oder weniger elegant auf mein Surfbrett hieve.

Besorgt ziehe ich mein linkes Bein nach oben, sodass ich die Ursache des Brennens erkennen kann.

Ein langer roter Strich zieht sich über meine gesamte Wade und schwillt von Sekunde zu Sekunde mehr an.

"Alles in Ordnung?" erkundigt sich Ale, der schnell in meine Richtung gepaddelt kommt. Frustriert schüttele ich den Kopf und deute auf mein Bein.

"Irgendwas hat mich erwischt."

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