Kapitel 9 - Miles

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August - Valuz, Spanien

"Guck mal, ich hab schon wieder Geld gefunden!" jubelt Ale und hält mir seine flache Hand entgegen, auf der einige Geldstücke liegen.

"Pass auf, dass du nicht schwerreich wirst." meine ich grinsend mit einem Blick auf die Zwanzig Cent Stücke, woraufhin er schnaubt und sie in seine Hosentasche packt.

"Hey Miles, ist das dein Bruder?" ruft jemand über den Strand und ich drehe mich um, nur um Jasmine zu sehen, wie sie einen riesigen Müllsack hochhebt. 

Fassungslos schüttele ich den Kopf und grinse. "Warum sehe ich dich eigentlich doppelt? 

Prustend wirft Jasmine ihren Zwilling- die Mülltüte- auf den Boden und zieht ihr brandneues Handy heraus. 

Blitzschnell hält sie es nach vorne, sodass die Kamera auf mich zeigt. 

"Was treibst du da?" frage ich gerade, als sie ihr Handy wieder wegsteckt. 

"Ich mach nur Fotos für den Werbespot. Der Anblick war einfach zu witzig." lächelt sie und wendet sich dann wieder ab, um weiter Müll vom Strand zu sammeln. 

"Werbespot?" murmele ich, als auch ich mich wieder dem Sammeln widme.

Louis hört mich und beantwortet meine Frage. "Richard will einen Werbespot für das Camp drehen, deswegen hat er uns jetzt alle dazu beauftragt, von allem Fotos und Videos zu machen." 

Mitten in seiner Bewegung stoppt er und schaut mich belustigt an. Verwirrt runzele ich die Stirn. "Was ist?" 

"Dei- deine Haare." prustet Louis los, womit er auch die Aufmerksamkeit von Ale und Diego auf mich zieht, die ebenfalls loslachen.

Verdutzt fahre ich mir mit meiner Hand durch die Haare und treffe dort auf eine lauwarme Flüssigkeit. Angeekelt senke ich meine Hand, um zu sehen, um was es sich handelt. Sobald ich die weiße Flüssigkeit sehe, würge ich und sprinte auf die Wellen zu.

Verdammte Möwen. Da will man einmal was gutes für den Planeten tun, und schon wird man als öffentliche Toilette benutzt.

Ich halte meinen Kopf in die seichten Wellen, bis ich mir sicher bin, dass zumindest der Großteil des Kots verschwunden ist. Erst dann lasse ich meinen Blick wieder auf die anderen fallen.

Wie ein stolzer großer Bruder steht Louis nur wenige Meter von mir entfernt und filmt das Ganze. Als ich ihm einen genervten Blick zuwerfe, grinst er nur und zeigt mir mit seiner freien Hand einen Daumen nach oben.

"Miles Ford nimmt seine Arbeit als Müllsammler ganz besonders ernst- durch seine jahrelange Erfahrung kann er sich nahtlos in die Natur einfügen und dadurch eine ganz neue Perspektive auf das Thema 'Verschmutzung' offenbaren." kommentiert Diego währenddessen.

"Ihr macht mich fertig." stöhne ich und lasse meinen Kopf in den Nacken fallen. Schallendes Gelächter kommt aus ihrer Richtung und schließlich stimme auch ich ein. 

"Noch 30 Minuten und dann sind wir fertig!" brüllt Richard von den Dünen zu uns herunter. 

Grinsend halte ich meinen Daumen nach oben, damit er weiß, dass wir ihn gehört haben.

"Schaffst du es, in der Zeit nicht nochmal von einer Möwe erwischt zu werden?" fragt Ale mich, woraufhin ich ihm beleidigt meinen Ellenbogen in die Seite ramme.

"Ich zähle das jetzt mal als ein 'Nein'." meint er.

Entgegen aller Erwartungen schaffe ich es sogar, den Rest unserer Aktion gefahrlos zu überstehen. Nachdem wir den Müll an seinem rechtmäßigen Ort entsorgt haben, machen wir uns als große Gruppe in Richtung der Stadt auf.

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