20. Drei Jahre später

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Drei Jahre war es nun her, dass ich aus dem Militär ausgetreten war. Die Ausbildung abbrach. Ich ging daraufhin zu meinen Eltern zurück, die sich natürlich glücklich schätzten, mich wiederzuhaben. Allerdings betrachtete ich die Sache mit einem weinendem und einem lachendem Auge. Einerseits war es die richtige Entscheidung für mich gewesen, auf der anderen Seite vermisste ich nicht nur die Zwillinge, sondern auch Jean. Er spukte mir von morgens bis abends im Kopf herum. Ließ mich zweifeln, ob es richtig gewesen war, zu gehen. Ließ mich bereuen, dass ich ihn nicht schon eher angesprochen hatte, nicht eher mit ihm in Kontakt getreten war. Ihn nicht wenigstens geküsst hätte...
Nun waren es drei Jahre und die Grundausbildung war vorbei. Es vergingen weitere Monate, in denen sich alle schon für eine Division entschieden hatten. Ich fragte mich, ob Jean nun bei der Militärpolizei war. Ich fragte mich, ob es allen gut ging.
Ab und zu drangen Nachrichten durch, dass der Aufklärungstrupp "mal wieder" versagt hatte. Höhn und Spott war alles, was die Bewohner für sie übrig hatten. Und es machte mich tierisch sauer. Sie alle hatten doch keine Ahnung, wie es war, einem Titanen gegenüber zu treten. Keiner von ihnen...
»Tzäh, lächerlich. Wozu gibt es diesen Aufklärungstrupp überhaupt? Das einzige, was die erreichen, ist eine viel zu schnell steigende Sterberate.« Der Hohn, der hinter mir von der Couch kam, gehörte zu meinem Freund Cedric, dem 1,80 Zentimeter großen, dunkelhaarigen Machtproll, der Ruhm und Reichtum anders deutete, als Möchtegernhelden, die ihre Freizeit mit Abschlachten von Trollen verschwendeten. So seine Worte.
Giftigen Blickes fuhr ich herum. Er saß lässig mit einem Bier dort und schüttelte nur herablassend den Kopf, während er die Zeitung in der Hand hielt.
Cedric handelte mit Salz. Dieses war sehr kostbar und da wir es zum Leben brauchten, natürlich auch sehr teuer. Kaum einer konnte es sich leisten. Und kaum einer wusste überhaupt, woher das Salz überhaupt stammte. Viele aus meiner Gruppe wussten damals nicht, dass es ein Außerhalb der Mauern gab. Ein Meer, welches voll mit Salz war. Armin war damals der einzige gewesen, der daran glaubte. Und auch ich wusste es besser.
Cedric war also, im Gegensatz zu den meisten Bewohnern, sehr wohlhabend. Seinem Vater gehörte eine Salzanlage auf dem Festland und versorgte Cedric's Firma mit Mengen.

»Was schaust du mich denn so an? Habe ich dich wieder gekränkt?«, fragte mich Cedric, aber nicht mitleidig, sondern weiter in seinem Spott vertieft.
»Lass das sein!«, fauchte ich ihn an. »Ihr habt doch alle keine Ahnung, was drüben wirklich abgeht. Wenn einer von euch mal so einem Titanen gegenüberstehen würde, würdet ihr doch alle euren Schwanz einziehen.«
»Pah«, lachte Cedric auf und erhob sich langsam von seiner Couch, nur um auf mich zuzulaufen.
»Was ist denn schon dabei? Die Viecher knallt man einmal ab und schon hat sich die Sache gegessen. Außerdem«, er blieb vor mir stehen und streichelte meine Wange, dann meinen Hals, bis runter zu meinen Brüsten, »zieh ich nur ungern meinen Schwanz ein. Du kannst mir ja mal zeigen, wie böse du werden kannst«, raunte er an mein Ohr und ich konnte sein Lächeln nur allzu gut raushören.
Ich schlug seine Hand weg und ging einen Schritt zurück, woraufhin er seinen Blick monoton werden ließ.
»Man kann Titanen nicht einfach abknallen. Es hat schon seinen Sinn, warum man dafür ausgebildet wird«, sprach ich ernst weiter. Cedric verschränkte die Arme ineinander.
»Tzäh. Die brauchten doch nur einen Grund, um Leute daraus zu schicken, die für sonst nichts zu gebrauchen sind und auf Adrenalin stehen. Ich habe nie verstanden, wie du jemals ein Teil dieser Sekte werden wolltest.«
»Sekte?!«, stieß es fassungslos aus mir heraus. »Du nennst es eine Sekte?!«
Cedric zucke unbeeindruckt mit den Schultern.
»Für mich ist es ein sinnloser Zeitvertreib. Schau sie dir doch mal an, deine«, er malte Anführungszeichen in die Luft, «Kameraden. Sie legen eine Ausbildung hin und entscheiden sich dann heldenhaft im Kampf gegen Riesentrolle zu sterben. Das Geld, was sie bis dato verdient haben, ist futsch. Für sie, zumindest. Was also haben sie davon? Nichts. Wer will denn so ein Leben haben? Man sollte einen anständigen Beruf ausführen, so wie ich. Sieh doch selbst. Ich kann mir alles kaufen, was ich will. Ist doch super, oder?«, feixte er und die Wut in mir stieg mehr und mehr an.
»Geld ist nicht alles, Cedric. Du hast nur dieses eine Leben, wo du dich entscheiden solltest, das zu tun, woran man Spaß hat. Und nicht weil es einem viel Geld bringt.« Nun stöhnte er aus.
»Meine Liebe, du kannst mir nicht erzählen, dass es dir Spaß gemacht hat, gegen Riesentrolle zu kämpfen und dein Leben für einen Kommandanten zu opfern, der offensichtlich nicht in der Lage ist, seine Rekruten vernünftigen anzuführen.« Alles klar. Der Zünder der Bombe war gezogen und ich drohte zu explodieren. Sauer ballte ich meine Hände zu Fäusten und richtete meinen Blick gen Boden.
»Es...sind keine Riesentrolle, sondern Titanen«, fauchte ich leise. »Und wenn du Kommandant Erwin oder einen meiner Kameraden noch mal so in den Dreck ziehst, dann...«
»Dann was?!«, forderte er mich abwartend heraus. »Haust du mir dann eine rein? Oder brichst du dann unsere Beziehung ab, so wie du es bei der Ausbildung getan hast? Liegt dir wohl.«

Nun war es vorbei. Ich konnte meine negative Energie nicht mehr halten und wandte alle meine Kampferfahrungen an, um meinem Freund zu zeigen, was ich von ihm hielt. Jedoch merkte ich schnell, dass ich nicht allzu viel gelernt hatte und meine Kondition schnell vorbei war, denn er blockte meine Fäuste und Tritte gekonnt ab, packte mich dann und ich landete mit dem Rücken auf unserem Sofa. Meine Handgelenke hielt er festgepresst in die Couch und sein Knie lag auf meinem Oberschenkel, was zwar kaum schmerzte, aber für eine gewisse Unbeweglichkeit sorgte. Sein grinsendes Gesicht ganz nah über meinem, war ich ihm hoffnungslos ausgeliefert.
»Babe, wie wäre es, wenn ich mich jetzt ganz lieb bei dir entschuldige und wir danach den besten Versöhnungssex haben, den die Welt je erlebt hat?« Ich konnte kaum etwas erwidern, da seine Lippen sofort auf meinem Mund lagen. Dort verweilten sie einige Sekunden, ehe er seine Dominanz weiter an mir ausübte und es letztendlich zu dem kam, was er wollte.

Jean X Reader- Always LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt