»Jean, dass ist jetzt schon das vierte Mal, dass du dich nicht wehrst und dich schlagen lässt. Was ist denn los mit dir?«, fragte mich Connie gerade, als wir uns im Eins gegen Eins gegenüberstanden. Ich konnte nicht verheimlichen, dass es mir nicht gut ging. Und das hatte einen bestimmten Grund.
»Sorry, ich bin einfach nicht gut drauf«, sagte ich und er bedachte mich mit einem Blick, der tatsächlich Mitleid aussprach.
»Ist es immer noch wegen Y/N?«, fragte er mich. Sie alle hatten mitbekommen, wie nahe wir uns gekommen waren. Wie wir füreinander empfunden hatten. Aber niemand von ihnen wusste von diesem Brief, den sie mir schickte. Und der unweigerlich eine Unruhe in mir hervorbrachte, die ich kaum zügeln konnte.
»Du musst sie langsam mal vergessen, Mann. Sie ist jetzt in Trost und du bist hier.«
»Connie! Lass ihn in Ruhe!«, fauchte Sasha gerade, die das Gespräch mit angehört hatte.
»Du weißt doch noch nicht mal wie sich wahre Liebe anfühlt. Sowas vergisst man nicht einfach so, als hätte man auf der Toilette seinen Stuhlgang runtergespült. Aus dem Auge aus dem Sinn. Ne ne.« Im Normalfall hätte ich über Sasha's Spruch wenigstens geschmunzelt, aber mir war nicht nach Schmunzeln.Der Brief lag unter meinem Kopfkissen. Fast jeden Abend holte ich ihn hervor und las mir die Zeilen durch, als ich mir sicher sein konnte, dass Connie und Marco schliefen.
Hey Jean, hier ist Y/N und ich hoffe, du wirst diesen Brief nicht sofort wegschmeißen, sobald du meinen Namen liest.
So fing er an.
Und nein. Mir würde es niemals einfallen, diesen Brief wegzuschmeißen.Es sind Jahre vergangen, und doch kann ich nicht aufhören auch nur einen Tag meine Gedanken an dich zu verlieren.
Mein Herz machte bei diesem Satz jedes Mal einen Stolperer.
Ich weiß nicht, ob das alles mit uns nur so eine Sache war, und ich weiß, dass es schwer ist, sich in der Ausbildung zu melden, je nachdem welche Arbeiten ihr aufgetragen bekommt. Deswegen dachte ich mir, ich schreibe dir, um zu hören, wie es euch so geht. Wie es dir so geht...
Jedes mal schüttelte ich erneut den Kopf, als ich den ersten Satz las. Es war nicht nur so eine Sache gewesen. Für mich war es eine ernste Sache gewesen, die ich vergeigt hatte zu beschreiten. Ich musste vieles klären und da war es schon zu spät und sie war fort...
Die Zeit ging auch für mich weiter. Aber nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte.
Mein Leben fühlt sich nicht frei an. Und das Schlimme ist, ich habe keine Macht darüber, es zu ändern...Und DAS war der Satz, der seit Wochen in meinem Kopf herumschwirrte und für deutliche Magenkrämpfe sorgte. Y/N ging es nicht gut. Absolut nicht. Sie sprach es nicht direkt aus, aber es war unmissverständlich.
Was war passiert? Was führte dazu, dass sie sich nicht frei fühlen konnte? Wer steckte dahinter?Ich wünschte, ich könnte wieder bei euch sein.
Ps: Ein einfacher Zweig ist dem Vogel wohl lieber als ein goldener Käfig.
In liebe, Y/N
Und die letzten Worte brachten mein Hirn zum Brodeln.
»Der Brief ist von Y/N, nicht wahr?« Eine vertraute Stimme ließ mich hochfahren und mein Kopf drehte sich unweigerlich nach rechts, wo ich dann in die Augen meines besten Freundes Marco schaute. Er hatte mich ertappt. Und er grinste wissentlich. Deswegen seufzte ich nur aus und ließ meinen Blick wieder auf den Brief fallen.
»Ja«, antwortete ich ihm.
»Geht es ihr nicht gut?«, fragte er mich dann, was wieder meinen Kopf in seine Richtung lenken ließ. Diesmal mit einem skeptischen Fragezeichen auf meiner Stirn.
»Du liest den Brief jede Mal mit einem erfreuten Blick, der sich ganz rasch in einen besorgten ändert.«
»Sag mal, stalkst du mich heimlich?«, fragte ich ihn leise, denn wir mussten aufpassen, dass Connie nicht aufwachte, der fröhlich vor sich hinsägte.
»Nein. Zumindest nicht bewusst«, antwortete er. Erneut ließ ich meinen Blick auf den Brief fallen und seufzte.
»Ich glaube, ihr geht es ganz und gar nicht gut. Und es fuckt mich ab, dass ich nicht in der Position bin, ihr zu helfen.«
»Du glaubst, sie braucht Hilfe?« Unweigerlich reichte ich ihm den Brief rüber, den er sich durchlas und daraufhin einen überraschten Blick aufsetzte.
»Klingt nach einem Hilferuf, du hast recht. Vor allem der letzte Satz macht mir Sorgen.«
»Da wären wir dann wohl zu zweit«, raunte ich und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf, um hoch an die Decke zu schauen.
»Ein einfacher Zweig ist dem Vogel wohl lieber als ein goldener Käfig. Glaubst du, sie wird gefangen gehalten?«, fragte mich Marco und ich stieß ungläubig die Luft aus.
»Das kann ich mir nicht vorstellen.« Und doch konnte ich es mir vorstellen. Ich hatte ja keine Ahnung was in den drei Jahren alles passiert war. So einen Spruch schrieb man nicht einfach so. Es war eine verschlüsselte Botschaft.
»Wenn du mich fragst, steckt da was hinter. So ein Mist, dass wir nicht hier wegkommen.«Ich ließ Marco's Worte in meinem Kopf weiterhallen. Und er verstärkte meinen Entschluss nur noch mehr. Wir kamen hier nicht weg? Ich würde wohl alles daran setzen, eine Lösung zu finden, wie ich Y/N helfen konnte. Denn anscheinend steckte sie wirklich in einem "Käfig". Denn all meine Briefe, die ich ihr schrieb, kamen niemals an.
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Jean X Reader- Always Loved
FanfictionDa gibt es diesen Jungen, dem Y/N schon ewig hinterherschmachtet. Und doch hat sie sich nie getraut ihn anzusprechen. Für ihn scheint Y/N nicht mal zu existieren, dafür aber genug andere Mädchen. Wird Y/N es schaffen eine Rolle in Jean's Leben zu sp...