53. Kapitel

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Verwirrt blinzelte ich. Ich lag definitiv nicht in meinen Zimmer.
Der warme Körper der ruhig neben mir lag, murrte vor sich hin, als ich mich langsam aufrappelte. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Kopf. Stöhnend kniff ich meine Augen zusammen. „Hast du Kopfschmerzen?“ meldete sich Phil zu Wort. „Ja mega.“ Gab ich zerknirscht zu.
Jede Bemühungen stachen unaufhörlich in meinen Kopf. Phil griff auf sein Nachtkästchen und reichte mir eine Tablette, mit einer Flasche Wasser. Dankend nahm ich es an. Ich schämte mich für gestern. Ich schwor mir, dass sowas nie wieder vorkommen durfte. Allein an den Gedanken, so hilflos auf den Boden sitzend, wollte ich mich verkriechen.
Ich wusste nicht wie Phil gestimmt war, gestern wollte er Papa nicht bescheid geben. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er heute mit mir reden wollte. Ich musterte den Arzt, er wirkte müde, ausgelaugt. In letzter Zeit hatte ich auf ihn gar nicht geachtet, zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt.
Entschlossen den ersten schritt zu machen. In der Hoffnung er würde mich nicht zusammen schimpfen, räusperte ich mich. „Sorry wegen gestern. Ich dachte nicht das es so eskaliert. Wir wollten wirklich nur auf Daniels Führerschein anstoßen.“
Ich rutschte ein wenig näher zu ihn. Phil war schon immer wie ein Vater zu mir. Er stand schon immer mit an erster Stelle. Bei ihn fühlte ich mich geborgen. Er hatte soviel Empathie für mich, wie kein anderer.

„Ich will ehrlich sein.“ Begann er das Gespräch. Mir bescherte es eine Gänsehaut, ich wollte dieses Gespräch nicht führen. Wollte einfach verschwinden. Ich wusste das es unfair wäre. Phil war immer für mich da. Eigentlich sollte ich für ihn da sein. Sollte ihn das von Paula und Stephan erzählen.
„Manchmal würde ich gerne in deine Gedanken schauen. Ich mach mir große Sorgen um dich.“ Setzte er fort. Schwer schluckte er. Ich konnte sehen wie er mit sich ringt. „Du bist nicht mehr du. Du säufst, du isst nichts mehr und deine Art und Weise ist auch sehr fragwürdig. Ständig bist du auf Stress aus, denkst du nicht das wir langsam uns wirkliche Sorgen machen.“ Ich wollte zum Protest ansetzen. Der Arzt Unterbrach mich aber: „Du weißt ich würde alles für dich geben, auch mein letztes Hemd. Aber ich weis ehrlich nicht, wohin das führt. Dieser Abend gestern hat den Bogen schon sehr weit überspannt. Was kommt als nächstes? Irgendwelche Drogen?“ „Du weißt ich würde niemals Drogen nehmen.“ Fiel ich ihn harsch ins Wort. Skepsis lag in seinen Blick. „Ich weiß es ehrlich nicht. So wie momentan, kenn ich dich nicht. Du bist 16 Jahre alt, führst dich einerseits auf als wärst du ein kleines Kind, auf der anderen Seite willst du erwachsen sein. Dein Zwielichter Freund macht die Sache nicht besser.“ Schweigen hüllte das Zimmer in eine unangenehme Stille. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Wusste nicht ob ich sauer sollte, oder doch lieber enttäuscht von mir. Was musste ich für ein schlechtes Bild nach außen geben. Ich trank doch gar nicht, ich passte gut auf mich auch. Meiner Meinung nach zumindest. „Ich will so gar nicht wirken. Ich trinke doch gar nicht.“ Verzweifelt versuchte ich mich recht zu fertigen. „Versprich mir einfach, dass du auf dich acht gibst. Ich kann und will mir das nicht länger mit ansehen.“ Gab der Arzt von sich. Feste zog er mich in meine Umarmung.

„Du Phil ich muss dir was erzählen. Du darfst aber nicht sagen, dass du es von mir weißt. Ich hab versprochen meine Klappe zu halten.“ Fing ich unbeholfen an. Tief atmete ich durch bevor ich fortsetzte: „Stephan und Paula haben was miteinander. Das Kind von Paula ist auch von Stephan.“ Ratterte ich leise, in einer schnellen Geschwindigkeit herunter. Zu meinen Erstaunen war er gar nicht entsetzt. „Ich weiß er hat es mir gestern gesagt.“ Seufzte er. In mir nahm das schlechte Gewissen überhand. „Ich wollte es dir schon viel früher sagen. Sie wollten es aber nicht.“ Meine Stimme hörte sich belegt an. Phil wurde schlagartig wütend. „Wie lang weißt du es schon?“ fragte er mich. „Seit ein paar Wochen. Ich hab sie ausversehen erwischt.“ Schützend rutschte ich ein Stück zurück. Konnte den Arzt nicht einschätzen. „Das gibt es doch nicht. Da zieht er dich einfach mit rein. Wahrscheinlich hat er verboten das du mit mir darüber sprichst. Na warte der kann was erleben.“ Mit diesen Worten war der Arzt schnell auf den Beinen. Eilig zog er sich an und verschwand durch die Tür. Ich folgte ihn. Langsam ging ich die Treppe hinunter. Aus der Küche drangen Laute Geräusche. „Was soll der scheiß? Ich konnte schon nicht verstehen, dass du mir die Affäre verschweigst. Aber das du Charly noch mit reinziehst geht gar nicht.“ Phils Stimme überschlug sich. So sauer hatte ich ihn noch nie erlebt. Auch Stephan schien wütend zu sein. Er drückte sich von der Küchenzeile ab und kam auf Phil zu. Die beiden Männer standen sich gegenüber. In den Arzt seinen Blick lag Hass. „Ach komm schon Phil. Die ist 16 Jahre alt und weiß genau wie das läuft.“ Aufgebracht diskutierten die beiden Männer. Sie bekamen nicht einmal mit wie die Haustür geöffnet wurde. Laut stritten sie. Der Polizist war in Rage. „Ich kann nichts dafür, dass ihr euch vor gut einem Jahr getrennt habt. Darf deshalb kein anderer mehr Paula anfassen oder was?“ keifte Stephan drauf los. Ich konnte nicht mehr hin hören, mich schmerzte es die beiden so zu sehen. Einst waren sie beste Freunde. Mir wurde schmerzlich bewusst, wie schnell Freundschaft vergänglich war. Wie schnell Hass überhand gewinnen konnte.

„Darum geht es doch gar nicht. Du hättest einfach mit offene Karten spielen können.“ Verzweifelt schlug Phil auf die Arbeitsplatte. Ich schreckte zurück. Das Glas auf der Anrichte klirrte.  „Was ist hier los?“ donnerte eine Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum. Papa stand mit verschränkten Armen hinter mir. Seine Autorität nur deutlich spürbar.
„Phil dreht durch.“ Versuchte Stephan zu erklären. Phil schüttelte sofort den Kopf.  Der Arzt rechtfertigte sich: „Stimmt doch gar nicht. Ich find’s nur scheiße wie das alles gelaufen ist und das du Charly mit hineinziehst. Die hat eh schon genügend Stress, da braucht sie deine Probleme nicht auch noch.“ Papa fuhr sich angestrengt durch die Haare. „Wie im Kindergarten hier, da soll Charly erwachsen werden.“ Seufzte er schwer auf. Ich antwortete nichts darauf, wusste das es nur noch mehr Streit gab. Mein Kopf fing wieder unnatürlich fest zum pochen an. Schmerzerfüllt kniff ich die Augen zusammen.
Scheiß Alkohol, nie wieder trink ich etwas. Dachte ich im stillen.

„So wir beide lassen die Streithähne in Ruhe. Wir haben nämlich einen Termin im Krankenhaus.“ Sanft schob er mich aus der Tür. „Zieh dir doch erstmal etwas an. Es ist schon Mittag und du läufst immer noch im Schlafanzug herum.“ Zielstrebig ging ich ins Bad. Zuerst musste ich diesen Geschmack, nach Restalkohol los werden.
Eine knappe halbe Stunde später saß ich in Papas Wagen. Fröhlich fuhr er durch die Stadt. Leise summte er das Lied im Radio mit. Er hatte gute Laune. Was in letzter Zeit nicht so oft vorkam. Ich legte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe. Von außen schien die Sonne herein. Innerhalb kürzester Zeit verwandelte sie das Auto in eine Sauna. Es versprach ein heißer Tag zu werden.
Zusammen betraten wir das Krankenhaus. Papa führte mich durch viele Gänge, direkt zum Büro seines Chefs. Leicht klopfte er an, wurde danach höflich herein gelassen. „Ah hallo Oli, komm herein. Charlotte du darfst schon gleich durch gehen und dich auf die Liege legen.“ Nervös legte ich mich auf die Liege.
Ich hatte Angst vor dem Fäden ziehen, hatte Angst, dass es sehr schmerzhaft war. Nervös rutschte ich umher. Steigerte mich immer weiter in meine Gedanken hinein. Stellte mir den schlimmsten Schmerz vor.
„Hey Charly, hörst du mich.“ Riss mich Papa aus meinen Gedanken Gang. Unsanft klopfte er meine Wange. „Dein Puls rast.“ Stellte er unzufrieden fest. Sofort war er in seien bekannten Arzt Modus. „Atme langsam. Du hyperventilierst.“ Seine Hand legte er auf meinen Buch. Er gab mit festen Druck vor wie ich zu atmen hatte. Kurze Zeit später ging es mir schon wieder besser. „Was war los?“ fragte mich mein Vater. Ehrlich antwortete ich ihn: „Ich hab Angst vor den schmerzen.“ Im gleichen Atemzug betrat der Chefarzt den Raum. „Ach Charlotte, ich bin doch ganz vorsichtig.“ Der ältere Mann mit den grauen Haaren kam herbei und legte eine Schale neben mir ab.
Es tat trotzdem weh. Die Fäden waren ziemlich fest. Laut Arzt sollte ich nur eine kleine Narbe davon tragen. Zuhause legte ich mich sofort auf die Couch. Papa verabschiedete sich. Er würde mit seiner Freundin an einen See fahren.
Von Stephan und Phil war keine Spur zu sehen. Ich fühlte mich allein gelassen.

Eisige Stimmung herrschte Zuhause. Phil und Stephan gingen sich seit Tagen aus den Weg. Francos Tochter hatte mich auf den Kicker. Ständig beschwerte sie sich über mich. Ich war genervt. Papa verbrachte die meiste Zeit außer Haus. Als wenn es mich nicht geben würde, als wenn es egal wäre was ich täte.
Im Endeffekt war es auch jeden egal. Appetit hatte ich eh keinen, bewegen durfte ich mich auch nicht allzu sehr.

Seit geschlagenen 15 Minuten lag ich auf der Couch, tippte wie wild Nachrichten mit Mike.
Emma war bei einer Freundin und der Rest war auch unterwegs. Das Wetter war traumhaft draußen.
Hol dich in 10 Minuten ab. Schrieb mir Mike. Sofort machte mein Herz einen Hüpfer. Ich freute mich auf die gemeinsame Zeit.
Lange überlegte ich was ich meinen Vater schreiben sollte. Er war mit Andrea in der Stadt, einkaufen. Wahrscheinlich brauchte sie neue schminke. Sie wirkte so unnatürlich ständig hatte sie neue Klamotten und ihre Lippen waren sicherlich aufgespritzt.
Ich wollte Papa nicht schon wieder anlügen, wollte keinen Streit. Die Wahrheit machte es nicht besser. Er hasste Mike. Bin unterwegs, komme am Abend wieder. Schrieb ich kurz und knapp in die WG Gruppe. Somit wusste jeder bescheid.
Zufrieden stellte ich mein Handy aus. Ich redete mir ein, dass Papa die Nachricht hin nahm und nicht weiter nach fragte.
Draußen hupte es laut. Mike stand mit einem Cabrio da. „Oh hast du ein neues Auto?“ fragte ich meinen Freund. Sofort zog er mich an sich. Fest drückte er seine Lippen auf meine. „Hallo erstmal“ hauchte er mir entgegen. „Ja ich brauchte eine gewisse Veränderung.“ Ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Kaum hatte ich den Gurt angelegt, rauschte das Auto los. Mike fuhr aggressiv, abrupt bremste er ab als vor ihn ein Auto einbog. Wild fluchend trommelte er auf den Lenkrad herum.
Der warme Sommertag ließ den Wind um unsere Köpfe wehen. Meine seichten blonden Haare flogen leicht herum. Mikes Hand lag warm in meiner. Rasant beschleunigte er nach der Roten Ampel. Ein gutes Gefühl so fest in den Sitz gedrückt zu werden. Es steckten einige PS unter der Motorhaube. Wir fuhren auf einen freien Parkplatz. Hand in Hand gingen wir in die Stadt. Ich genoss diesen warmen Sommertag. Mikes Anwesenheit gab mir Sicherheit. Ich wusste, dass er mich immer beschützen würde.
Zusammen gingen wir durch die belebten Straßen. Immer wieder blieb ich an den Schaufenster stehen. Mike ging geduldig neben mir her. Sein Daumen strich zärtlich über meine Hand. Wohlig breitete sich eine Gänsehaut auf meinen Körper aus. Wir schwiegen, kein unangenehmes schweigen, eher als würde jeder seine eigenen Gedanken nach hängen.

Sofort kam mir die WG in den Sinn. Die letzten Tage fühlte ich mich unwohl, die Männer waren allesamt schlecht gelaunt. Der Streit zwischen Phil und Stephan ging jeden nah. Phil war wie ein Vater für mich, ich vermisste die gemeinsamen Tage. Vermisste Zusammenhalt. Jeder ging seinen Weg und ich hatte keinen. Fühlte mich einsam, im Stich gelassen.
Wir verließen ein Cafe, langsam ging die Sonne unter und tauchte die Stadt in ein goldenes Licht.
Meine kleine Hand lag noch immer in seiner. Ich folgte ihn, bis zwei Männer in mein Blickfeld kamen. Die Blaue Uniform stach sofort heraus, die Pistole blinkte am Gürtel.
Dick stand auf der Brust -Polizei- geschrieben. Die zwei musterte mich mit stechenden Augen. Automatisch wurde ich kleiner. „Fuck“ murmelte ich leise vor mich hin.
Klaus und Stephan waren gewillt zu uns her zukommen. Schnell reagierte ich und schob mich an Mike vorbei, immer schneller zog ich ihn hinter mir her. Meine schmerzen im Oberschenkel blendete ich aus.

„He Charly, bleib doch stehen.“ Rief Stephan noch, ehe wir in einer Menschentraube untertauchten. Mein Atem ging stoßweise. Das Herz versuchte aus meiner Brust heraus zu springen, so schnell schlug es. Immer wieder kam mir Klaus Blick in den Sinn. Es war als würde er Mike kennen und war wenig erfreut, ihn mit mir zu sehen.
„Mit dir wird es mir auch nicht langweilig.“ Stellte mein Gegenüber fest. Getümmel um uns herum ließ mich aufhorchen. Ich legte meine Hand auf Mikes tätowierten Arm. „Bitte Mike, verschwinde. Wenn Stephan und Klaus dich sehen ist der Teufel los.“ Bat ich meinen Freund in die andere Richtung zu gehen. In der Hoffnung die Polizisten würden so Ruhe geben.
„Scheiß Bullen.“ Zischte er verächtlich. Verschwand dann aber. Keine Minute später, wurde ich grob am Arm gepackt.

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt