Kapitel 8

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Zehn Tage später wurde Liv aus dem Krankenhaus entlassen. Die Rippen und ihr Schienbein waren nur einfache Brüche, weshalb die Genesung zu Hause fortgeführt werden konnte. Die Symptome ihrer Gehirnerschütterung waren so gut wie weg und die Prellung ihres Schlüsselbeins wurde auch mit jedem Tag besser. Sie war froh, als sie ihr Elternhaus in weiter Ferne entdeckte, denn im Krankenhaus war sie sehr einsam, auch wenn ihre Familie sie jeden Tag besuchen gekommen war. Das Essen war schlecht und die Gerüche nach einiger Zeit unerträglich. Sie war noch nie so dankbar wieder zu Hause zu sein. Von Lian hatte sie seit dem Gespräch auf der Treppe nichts mehr gehört, aber das war ihr auch recht. Immerhin war sie nur gefallen, weil er ihr partout nicht helfen wollte!

In fünf Tagen war bereits Weihnachten und Liv hatte im Krankenhaus sehr viel Zeit gehabt zum Nachdenken. Ihren Entschluss würde sie heute Abend beim Essen verkünden und sie hoffte natürlich auf positive Reaktionen. Als sie den Hausflur betrat, hing an dem Treppengeländer ein Banner mit der Aufschrift: „Willkommen Zuhause" und Annabell stand stolz darunter. Liv umarmte sie vorsichtig und lächelte sie dankbar an. Leni stand ebenfalls lächelnd neben Sam in der Wohnzimmertür und ihr Vater kam aus der Küche und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Von Marlon und seiner Familie war nichts zu sehen und als hätte ihre Mutter den fragenden Blick deuten können, informierte sie, dass Marlon und Amanda mit Maya und Mona Schuhe kaufen wären für Weihnachten. Liv nickte. Sie fühlte sich endlich wieder Zuhause.

*

Beim Abendessen waren sie wieder vollzählig und Liv wartete mit ihrer Ankündigung bis jeder der Familienmitglieder etwas auf dem Teller hatte. Zur Feier des Tages, weil Liv nun endlich wieder Zuhause war, gab es selbstgemachte Pizza. Das ganze Haus roch nach einer italienischen Pizzeria, Liv liebte diesen Geruch. Nachdem sie ein paar Mal von ihrer Mozzarella-Pizza abgebissen hatte ergriff sie das Wort.

„Ich möchte euch etwas mitteilen."

Alle Augenpaare richteten sich gespannt auf sie und schauten sie fragend, neugierig und zugleich verwundert an.

„Im Krankenhaus hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich in Hamburg nicht mehr glücklich bin. Seitdem ich hier zurück in Österreich bin, bin ich endlich angekommen. Ich wusste lange nicht wo ich hingehöre, aber jetzt weiß ich es. Ich gehöre hier in die Berge und ich möchte zurückkommen."

Es war zuerst mucksmäuschenstill. Sogar die Zwillinge schwiegen. Liv wusste das Schweigen ihrer Familie nicht zu deuten. Es dauerte einen Moment bis es alle realisiert hatten und dann plötzlich brachen alle in Gelächter aus und Liv wurde von allen Seiten umarmt.

„Na endlich! Wir haben schon gedacht, dass wir dich für immer an den Norden Deutschlands verloren hätten", lachte Marlon und auch Leni gab ihren Senf dazu.

„Dann sind die Grubers also alle wieder hier im Süden vereint. Ich freu mich, dass wir alle so nah beieinander sind."

„Wo werdet ihr eigentlich wohnen, beziehungsweise nach eurer Hochzeit leben?" Liv schaute fragend ihre Schwester und ihren Verlobten Sam an.

„Wir haben uns schon ein paar kleinere Häuser hier im Dorf angeschaut. Es gibt zwar nicht viele, aber ein paar wenige. Nach den Feiertagen haben wir noch zwei Besichtigungen in Grän und drei in Zöblen, also alles rund ums Tannheimer Tal."

„Für uns war es direkt klar, dass wir hier bei der Familie bleiben wollen. Außerdem haben wir uns beide in die Aussicht verliebt. Welches Dorf es letztlich wird, werden wir sehen." Sam nahm die Hand seiner Verlobten und küsste sie. Liv nickte und biss in ihre Pizza, auch alle anderen am Tisch widmeten sich wieder ihrem Essen. Sie musste zugeben, dass sie oben in Hamburg vereinsamt war und erst jetzt fiel ihr auf wie sehr sie die Gemeinschaft und ihre Familie eigentlich vermisst hatte.

LIVIAN - Riskante LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt