Kapitel 5

4 0 0
                                    

Das Telefon klingelte und da keiner ihrer Eltern in der Nähe war nahm Liv ab.

„Liv Gruber."

Vom anderen Ende der Leitung bekam sie zunächst keine Antwort, deswegen fragte sie nach, wer denn dran sei.

„Ähm, hi hier ist Lian Steiner." Seine Stimme ließ Liv zusammenzucken. Wie lange hatte sie von Lian schon nichts mehr gehört? Es war bestimmt über fünf Jahre her. Warum rief er jetzt an?  Verwirrt und neugierig zugleich stellte sie ihre Frage und dabei klang ihre Stimme härter als sie beabsichtigt hatte.

„Ich soll eine Hochzeit für eure Familie planen. Ich arbeite für Frau Sander."

Liv dachte nach, sie wusste wen er mit Frau Sander meinte, aber sie konnte sich nicht erklären inwiefern Lian für sie arbeitete und warum gerade ER die Hochzeit seiner Schwester planen sollte.

„Wer heiratet denn bei euch?" Lian zerbrach das Schweigen.

„Meine Schwester Leni."

„Wie alt ist sie noch gleich? Es ist schon so lange her, dass wir uns zuletzt gesehen haben."

Liv seufzte deutlich hörbar in den Hörer. „Sie wird einundzwanzig." 

Auf seinen zweiten Satz ging sie nicht ein. Liv hatte keine schönen Erinnerungen an Lian und sie hatte auch eigentlich keine Lust mit ihm zu reden, geschweige denn, dass er die Hochzeit ihrer Schwester plante. Es folgte erneut eine lange Pause und keiner der beiden traute sich etwas zu sagen. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff Lian das Wort.

„Livi, es tut mir leid was damals passiert ist."

Liv zuckte zusammen. Livi...

Jetzt wusste sie wieder warum sie vor ein paar Tagen am Tisch so ein komisches Gefühl gehabt hatte, als ihr Dad sie so nannte. Liv erinnerte sich daran, dass es außer ihrem Vater nur eine Person gab die sie so genannt hatte und dieser jemand war Lian.

„Livi, alles in Ordnung?" In seiner Stimme schwang ein Hauch von Besorgnis mit. Liv wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Die Worte kamen ihr unkontrolliert über die Lippen.

„Nenn mich nicht so!"

„Es tut mir leid. Als ich den Namen Gruber in der Mail von Frau Sander gelesen habe, wusste ich zuerst nicht warum mir dieser Name so bekannt vorkam, aber als ich ein bisschen gesucht und dich auf Instagram fand..."

„Du hast mich gestalkt?" Liv unterbrach ihn mitten in seinem Satz.

„Nein, so war es nicht. Hast du mir nicht zugehört?" Und schon waren sie dort angekommen, wo es auch mit ihnen geendet hatte. Im Streit.

Liv und Lian waren beide temperamentvoll und steigerten sich in Konfliktsituationen beide hinein, weshalb es so oft zu lauten Auseinandersetzungen kam. Liv mochte Lian nicht. Er war eingebildet und viel zu sehr von sich selbst überzeugt. Zudem war er zu oberflächlich und dass er reich geboren wurde ließ er auch regelmäßig sein Umfeld wissen. Liv hatte mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen, doch dieser Anruf und seine Stimme wühlten sie extrem auf.

„Das ist ja wieder typisch für dich. Du hast dich überhaupt nicht verändert!"

Damit legte sie auf und schmiss das Telefon wütend auf den Esstisch. Als ihre Mutter die Treppen herunter kam schaute sie Liv besorgt an.

„Was ist denn passiert, Schatz?"

„Nichts!" Liv zischte und verschwand stampfend durch die Haustür.

*

Das lief anders als er erwartet hatte. Warum musste auch gerade SIE ans Telefon gehen? Was machte sie überhaupt hier? Ist sie nicht vor ein paar Jahren weggezogen? Lian war verwirrt und wütend. Wie konnte sie behaupten, dass er sich nicht verändert hatte?! Immerhin war er der Hotelmanager eines sehr bekannten Hotels. Liv hatte ihn seit über fünf Jahren nicht gesehen. Sie konnte und durfte also nicht über ihn urteilen. Aber vermutlich war es besser so, denn Liv und er konnten einfach nicht miteinander umgehen. Damals sah es zuerst anders aus, aber schnell stellte sich heraus, dass die beiden nicht gut füreinander waren und selbst normalste Gespräche endeten in einer Katastrophe was ihm heute wieder deutlich vor Augen geführt wurde. Kopfschüttelnd griff er erneut zum Hörer und wählte erneut mit klopfendem Herzen die Nummer der Grubers. Inständig hoffte er, dass dieses Mal nicht Liv ans Telefon gehen würde. Aber so wie er sie kannte war sie wütend weggestampft und hatte vermutlich das Telefon weggeschmissen. Sie konnte so zickig und temperamentvoll sein, dass es ihn zur Weißglut brachte. Eigentlich hatte er in den vergangenen Jahren gelernt seine Emotionen und Gefühle in den Griff zu bekommen und überwiegend klappte es auch, nicht umsonst war er Hotelmanager geworden. Doch wenn er Liv begegnete oder auch nur mit ihr sprach brannten bei ihm alle Sicherungen durch. Sie hatte ihm noch nicht einmal richtig zugehört und schon wieder ihre eigenen Schlüsse gezogen. Es machte Lian wütend, dass sich nach all den Jahren offensichtlich nichts verändert hatte.

LIVIAN - Riskante LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt