Kapitel 9

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Heute war es endlich soweit. Heiligabend!

Die Familie pflegte seit Jahren eine Tradition zu diesem besonderen Fest und Liv freute sich besonders darauf. Denn dieses Jahr war sie zum ersten Mal wieder glücklich an Weihnachten und sie wusste welchen Weg sie im neuen Jahr gehen würde. Liv nahm sich zudem vor, diese Festtage von Herzen zu genießen, denn sie hatte es satt immer schlecht drauf zu sein und sich von den negativen Gedanken herunterziehen zu lassen. Damit sollte jetzt Schluss sein. Sie war bereit für eine Veränderung! Bei den Grubers wurde jedes Jahr am Morgen von Heiligabend die traditionelle Weihnachtsgeschichte vom Familienoberhaupt und Vater Martin Gruber vorgelesen. Zwar kannten die Geschwister die Geschichte und hatten sie damals als Kinder öfter als Krippenspiel in der Gemeinde aufgeführt, aber es war dennoch immer wieder schön daran erinnert zu werden, wie der Retter der Menschen auf die Welt kam und welch entscheidende Veränderung die Geburt Jesu für die Menschheit hatte. Diese Geschichte konnte sie nicht zu oft hören. Also versammelten sich alle im Wohnzimmer, im Kamin knackte das Holz, es roch nach Zimt und frischen Tannenzweigen, die Helena Gruber mit roten Kugeln geschmückt und an die Fenster gehangen hatte. Die Atmosphäre war sehr gemütlich und Liv kuschelte sich noch ein wenig fester in ihre Wolldecke, als ihr Vater begann die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium nach Luther vorzulesen. Die gesamte Familie lauschte seinen Worten und auch die Zwillinge Maya und Mona saßen aufmerksam auf dem Schoß ihrer Eltern.

„Und Hirten waren in jener Gegend auf dem Felde bei den Hürden und hielten Nachtwachen bei ihrer Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie, und sie fürchteten sich sehr. Und es sagte ihnen der Engel: 'Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die dem ganzen Volk bereitet ist; denn heute ist euch der Retter geboren, der ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden ein Kind, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegen.' Und plötzlich war mit dem Engel die Fülle der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 'Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.' Und es geschah, als die Engel von ihnen fort in den Himmel gefahren waren, da sagten die Hirten untereinander: 'Auf, lasst uns nach Bethlehem gehen und dieses Ereignis sehen, das der Herr uns kundgetan hat.' Und sie kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind in der Krippe liegen."

Liv wurde berührt von dieser Szene bei den Hirten. Ihr fiel neu auf, dass es die Hirten waren die als erstes die Botschaft des neugeborenen Retters erfuhren, obwohl sie sonst von allen in der Gesellschaft ausgeschlossen und kaum beachtet wurden. Die Hirten waren damals nichts wert, aber genau diese Hirten bekamen das Privileg Jesus Christus als erste zu sehen und durften ihn besuchen. Sie waren es, die der Welt von dieser Botschaft erzählen sollten. Jesus, der Sohn Gottes, wird in einem Stall in einer Futterkrippe geboren, obwohl er einen Palast und viel Prunk verdient hätte. Aber Jesus kommt als Mensch auf diese Welt und möchte jedem Menschen in Liebe begegnen. Er schenkte den Hirten seine ersten Minuten und Stunden und Gott empfand es als wichtig, dass gerade sie diese Botschaft hörten. Jesus beachtet jeden. Dich und Mich und vor allem die Unbeachteten und Ausgestoßenen. Liv bewegten diese Gedanken so sehr, dass sie es mit ihrer Familie teilte als ihr Vater die Geschichte beendet hatte.

„Ich finde es wirklich beeindruckend, dass Jesus die Hirten so wichtig sind. Es zeigt mir, dass auch wenn wir uns selbst nicht wertschätzen oder von anderen ausgeschlossen werden, dass Jesus Gemeinschaft mit uns haben möchte. Er nimmt sich Zeit für jeden Einzelnen von uns und dabei ist unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft völlig egal, denn er interessiert sich nur für unser Herz. Ich denke, dass uns das allen wieder neu bewusst werden muss, welches Opfer und Geschenk zugleich die Geburt von Jesus an Weihnachten ist und was das für uns Menschen hier auf der Erde bedeutet. Ich möchte auf jeden Fall daran glauben, dass ich zu Jesus kommen kann so wie ich bin und dass das genug ist, denn er liebt mich so wie ich bin!"

LIVIAN - Riskante LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt