Kapitel 13

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Es waren bereits einige Wochen vergangen und Lians Gesundheitszustand hatte sich bisher nicht verändert. Es war Mitte Januar und Liv war zurück nach Hamburg gefahren. Gestern hatte sie bei ihrem Arbeitgeber gekündigt und bereits letzte Woche die Zusage fürs Fernstudium in Sozialer Arbeit erhalten. Heute stand nun endlich ihr Umzug an und Marlon hielt sein Versprechen. Er kam extra aus München, um ihr zu helfen und hatte dafür einen Transporter gemietet, in den hoffentlich alles Nötige reinpasste, was Liv mit nach Österreich nehmen wollte. Vieles was sie für diese Wohnung angeschafft hatte, wie die Couch oder auch die Ausstattung ihrer Küche und die des Esszimmers, brauchte sie zu Hause nicht und überließ diese Dinge ihrem Nachmieter. Liv war gerade dabei die letzten Kartons mit Klebeband zu verschließen, als ihr Bruder ihre Wohnung betrat.

„Na, Schwesterchen. Schau mal wen ich mitgebracht habe. Ich dachte, wir könnten noch ein bisschen Unterstützung gebrauchen."

Liv drehte sich zu ihrem Bruder um und zog ärgerlich ihre Augenbrauen zusammen. Neben Marlon stand doch tatsächlich Fabio. Die letzte Unterhaltung die sie mit ihm geführt hatte war im Krankenhaus bei Lian gewesen. Sie hatte überhaupt keine Lust darauf ihn zu sehen, geschweige denn seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hätte sie weitere Hilfe benötigt, hätte sie Bescheid gesagt.

„Schön dich zu sehen." Fabio grinste sie provokant an.

Liv versuchte sich nicht von ihm reizen zu lassen. Sie wollte heute ganz friedlich ihr neues Leben in Österreich starten und das würde ihr niemand kaputt machen, auch kein dämlicher Fabio! Sie beschloss ihn so gut es ging zu ignorieren. Gemeinsam schraubten sie ihr Bett, den Kleiderschrank und die Kommoden auseinander. Fabio und Marlon trugen die schweren Möbelstücke Stück für Stück nach unten und luden sie in den Transporter. Zum Glück wohnte Liv nur im ersten Stock, weshalb der Weg nach unten sich auf eine einzige Treppe beschränkte und den Umzug um einiges erleichterte. Liv hatte mit ihrem Vermieter bereits gesprochen, dass ihr Nachmieter alles übernehmen würde was sie in der Wohnung ließ, was die Kündigung der Wohnung positiv vereinfachte. Die drei arbeiteten auf Hochtouren und Liv war letztlich doch über Fabios Hilfe dankbar. Ihre Möbel waren schwerer als gedacht und das hätte sie mit Marlon niemals alleine geschafft. Der halbe Tag war bereits vergangen und mit jeder Kiste die ihre Wohnung verließ wurde sie immer leerer und leerer und Liv war einen Schritt näher an ihrem neuen Lebensabschnitt. Sie war schon lange nicht mehr so glücklich und bereute ihre Entscheidung keineswegs. Außerdem hatte sie Lian schon seit über einer Woche nicht mehr im Krankenhaus besucht. Es wurde höchste Zeit, dass sie sich wieder bei ihm blicken ließ. Wer weiß wann er aufwachte und wenn es soweit war, wollte sie bei ihm sein. Seit dem Feuer im Hotel waren fast drei Wochen vergangen und noch immer hatten die Ärzte keine guten Nachrichten. Keiner wusste wann und ob Lian aufwachen würde und ob er irgendwelche neurologischen Schäden davon tragen würde. Es blieb ein Hoffen und Bangen und Liv hatte sich in letzter Zeit wieder angewöhnt öfter zu beten und bezog Lian jeden Tag in ihre Gebete mit ein. Sie wusste und glaubte fest daran, dass Gott Wunder tun konnte und sie wünschte sich solch ein Wunder auch für Lian. Heute musste sie feststellen, dass Fabio doch ganz nett war, wenn er seine blöden Kommentare für sich behielt. Er war hilfsbereit, ab und zu auch mal lustig und hatte sehr starke Oberarme wie sie nebenbei feststellte, als er die letzten Kartons aus ihrer Wohnung trug. Liv war über ihre eigenen Gedanken verwundert und schüttelte schnell den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Das war kompletter Unsinn...

Sie überprüfte noch einmal alle Räume, ob sie auch alles ausgeräumt hatte was ihr lieb war und schloss schließlich die Tür hinter sich zu. Den Haustürschlüssel warf sie in den entsprechenden Briefkasten und ließ sich vorne im Führerhaus zwischen Marlon und Fabio nieder. Der Transporter hatte drei Sitzplätze und da Marlon fuhr, blieben die anderen zwei Plätze für Fabio und sie. Sie saßen nach Livs Geschmack ein wenig zu eng nebeneinander, aber daran konnte keiner etwas ändern.

LIVIAN - Riskante LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt