Port Royal

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Alle starrten uns an. Wir sprangen vom Mast auf einen freien Steg, während das Boot weiter ins Wasser sank. Jack war so nett und gab mir seinen Mantel, damit ich nicht erfror. Es war zwar sehr viel wärmer als zu Hause, aber so durchnässt wollte ich mir keine Erkältung holen.

Der Hafen war ein belebter Ort voller Menschen. An jeder Ecke saßen oder standen sie, handelten oder reparierten Netze. Der Geruch von exotischen Gewürzen hing in der Luft und überall wurden Waren angepriesen. In mir kribbelte die Neugier das alles ansehen zu wollen.

„Wartet mal, Ihr da!"

Ertappt sah ich zu einem Herren mit weißer Perücke, der mit strengem Blick auf uns zukam. Ein kleiner schwarzer Junge folgte ihm. Jack schob sich vor mich und sah ihn erwartungsvoll an.

„Es kostet einen Schilling mit Eurem Boot im Hafen anzulegen."

Ich runzelte die Stirn. Das Boot war schon fast versunken, nur noch die Spitze des Mastes hielt sich über Wasser. Meinte er das ernst?

„Und ich muss Eure Namen wissen!"

Auch Jack sah etwas verwirrt aus. Dann holte er etwas aus seinem Mantel hervor und legte es dem Herren auf sein Buch, das er mit sich trug.

„Was haltet Ihr von drei Schilling und wir vergessen die Namen, aye?"

Der Herr schien zu überlegen, während der Junge die Augenbrauen hochzog. Was war denn mit dem los? Ich warf ihm einen bösen Blick zu, der ihn aber völlig unbeeindruckt ließ.

Wow, eins zu null für den kleinen Racker.

Der Herr schlug sein Buch zu. „Willkommen in Port Royal, Mister und Miss Smith."

Jack bedankte sich und ging weiter. Ich folgte ihm und erwischte ihn dabei, wie er einen klimpernden Beutel einsteckte.

„Das ist Diebstahl", warf ich ihm vor.

„Ich nenne es eher ein Geschenk. Er zahlt dir neue Kleidung."

Damit stiefelte er weiter.

Da ich anscheinend nichts daran ändern konnte lief ich ihm hinterher. Wir streiften durch die Stadt, die belebten Gassen und den Markt. Staunend sah ich mir alles an. Die alten Gebäude mit ihren Strohgeflechten Dächern und bunt gestrichenen Fassaden standen im Kontrast zum tiefblauen Wasser und die Salzluft trug das Lachen von Kindern durch die gepflasterten Straßen.

Gut gekleidete Herrschaften kamen uns entgegen und schienen alle ein Ziel zu haben: eine kleine Festung ragte über der Stadt auf, geschmückt mit Fahnen und Musik klang von oben zu uns runter.

Schließlich stand ich in völlig neuer Kleidung vor Jack. Statt der Jeans trug ich nun eine lockere, knöchellange Hose und hohe Stiefel mit umgeschlagenen Kanten zu einem blauen Oberteil, das ich unter einer braunen kurzärmligen Lederjacke versteckte. Meine braunen Haare waren inzwischen wieder mehr oder weniger trocken und fielen in leichten Locken über meine Schulter.

Meine alten Sachen versenkte ich schweren Herzens in einem Fass in einer Hintergasse. Mein Handy war nach der Tauchaktion leider eh nicht mehr zu gebrauchen.

„Jetzt fällst du nicht mehr so auf", meinte Jack stolz und wandte sich zum Gehen.

„Hey, wo willst du hin?"

„Wie ich schon sagte, ich möchte mein Schiff wiederholen. Und dafür brauche ich eins, um überhaupt zu meinem zu kommen. Also besorge ich mir jetzt eins."

„Aber du kannst mich doch nicht alleine hier lassen!"

Bei dem Gedanken an seltsame Gestalten, die junge hilflose Frauen gerne zum Mittag hatten, graute es mir.

Curse of a pirate || Fluch der Karibik FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt