„Warum überrascht es denn heute jeden, dass ich am Leben bin?"

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Ich wusste nicht, was mich im Moment mehr beunruhigte; dass wir Jack tatsächlich auf der Insel zurückgelassen hatten oder dass Will und Elizabeth immer noch nicht wieder aufgetaucht waren.

Unwillkürlich wanderte mein Blick zur Luke. Sollte ich...? Nein, besser nicht. Aber ich war zu neugierig, was die beiden so lange beredeten. Und was nun mit Will los war.

„Die zwei kommen schon klar", hörte ich eine Stimme neben mir. Sie gehörte zu Anamaria. Ich hatte mich zu ihr zum Steuer gesellt. Sie war wirklich nett und bei ihr hatte ich das Gefühl, ich konnte einfach da sein und es war okay, dass ich nichts tat. Bei den anderen Männern befürchtete ich die ganze Zeit, sie sahen mich von der Seite komisch an, weil ich keine Ahnung von nichts hatte.

Anamaria schien meinen inneren Konflikt zu spüren. Sie lehnte sich entspannt gegen das Steuerrad.

„Du musst dir keine Sorgen machen", sagte sie. „Ich bin mir sicher, die zwei schlagen sich nicht die Köpfe ein."

Ich musste grinsen. „Das würde Will garantiert nicht zulassen. Ich bin froh, dass die beiden endlich wieder nach Hause kommen."

Dann wurde mein Blick trüber. „Denkst du, Jack hat eine Chance?"

Anamaria sah in die Ferne, ihre Miene wurde ernster. „Jack ist ein Überlebenskünstler. Wenn irgendjemand es schaffen kann, in einer ausweglosen Situation zu überleben, dann er."

„Barbossa hat ihn schon einmal auf einer Insel zum Sterben zurückgelassen. Was hält ihn davon ab, ihn dieses Mal nicht gleich zu töten?" fragte ich und konnte nicht verhindern, dass Sorge in meiner Stimme mitschwang.

„Das können wir ihn gleich selbst fragen", sagte Gibbs, der auf einmal aufgetaucht war und sah hinter uns. Mit einer bösen Vorahnung folgten wir seinem Blick. Ein schwarzes Schiff, nur ein paar wenige Seemeilen hinter uns, wie ein Schatten auf dem Wasser. Anamaria holte erschrocken Luft, während Gibbs über Deck lief und Befehle brüllte.

Elizabeth kam auf uns zu und sah uns verwirrt an. „Was ist denn passiert?"

War das ein trauriger Ausdruck in ihren Augen?

„Die Black Pearl, sie holt uns ein", erklärte Anamaria kurz und drehte am Steuerrad.

„Das hier ist das schnellste Schiff in der Karibik!"

„Erzählt denen das, wenn sie uns erwischt haben", gab Anamaria zurück.

Ich wagte einen Blick nach hinten. Die Pearl kam unweigerlich näher. Was wollten die denn jetzt schon wieder. Waren sie wieder auf der Suche nach Elizabeth? Und wo hatte sie eigentlich Will gelassen?

„Und was sollen wir jetzt machen um denen zu entkommen?" fragte ich. „Können wir ihnen überhaupt entkommen?"

„Wir haben weniger Tiefgang, oder?" hakte Elizabeth ein.

„Aye?"

„Können wir sie dann nicht im seichten Gewässer abhängen?"

Anamaria schien den Vorschlag noch zu verarbeiten, da kam Gibbs von der Seite an. „Wir müssen ja nicht lange davon fahren. Nur lange genug. Erleichtert das Schiff!" Mit weiteren Befehlen lief er wieder über das Schiff und brachte die Männer dazu, alles mögliche von Bord zu werfen; Fässer, Kisten, selbst Kanonenkugeln fanden ihren Weg ins Wasser.

Curse of a pirate || Fluch der Karibik FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt