„Nichts für ungut."

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In aller Früh standen wir am nächsten Tag auf einem Steg, vor uns reihten sich Männer wie Hühner auf der Stange auf. Laut Gibbs war das die Crew, die uns bei Elizabeths Rettung begleiten würde.

Er und Jack hatten gestern ein langes Gespräch geführt, bei dem Will und ich nicht dabei sein durften. Nichtsdestotrotz hatten wir versucht zu lauschen (was bei dem lauten Treiben in der Kneipe, in der wir waren, leider auch nur bei einem Versuch blieb). Ich könnte aber schwören Begriffe wie „Stiefelriemen" und „Druckmittel" gehört zu haben. Ich weiß nicht, ob Will auch etwas gehört hatte, deswegen hatte ich bisher noch nichts gesagt, aber es brannte mir auf der Zunge mit ihm darüber zu reden.

Außerdem wollte ich Jack unbedingt noch auf unsere „Mission" ansprechen. Ich war mir sicher, dass er mehr wusste, als er zugab. Mir kam die ganze Zeit das Medaillon vor Augen, das Elizabeth bei ihrer Rettung getragen hatte.

„Weide deine Augen dran, Captain, alles brave Männer im Dienste auf See", unterbrach Gibbs meine Gedanken. „Jeder ist sein Salz wert. Und verrückt obendrein."

Will sah die Männer skeptisch an. „Also das ist deine Kraftprotzen Crew?" Wir liefen an einem kleinwüchsigen Mann vorbei, dessen Gesichtsausdruck uns sagte, dass wir besser keinen Kommentar zu seiner Größe abgeben sollten.

„Hey, Seemann!" Jack sprach einen alten Mann an. Ein Papagei saß auf seiner Schulter.

„Cotton, Sir", stellte Gibbs vor.

„Mister Cotton. Habt Ihr den Mut und die Kraft, Befehlen zu folgen und treu zu sein im Anblick des beinahe sicheren Todes?"

Warum hatte er uns das vorher nicht gefragt? Ich meine, ich hatte ja selbst zugesagt, aber fragen hätte er trotzdem können.

Cotton antwortete nicht, sondern sah Gibbs an.

„Er ist stumm, Sir", sagte dieser. „Dem armen Teufel haben sie die Zunge rausgeschnitten, deshalb hat er den Papageien trainiert, damit er für ihn spricht, nur weiß keiner bis jetzt, wie."

Cotton machte den Mund auf, um Gibbs' Worte zu bestätigen und ich glaube, danach war ich für alles gewappnet; dieser Anblick, die Knochen im Gefängnis und etliche Folgen Game of Thrones hatten nun gereicht, um die Toleranzgrenze meines Ekels heftig in die Höhe schießen zu lassen.

„Mister Cottons Papagei. Selbe Frage."

„Wind in deinen Segeln, Wind in deinen Segeln", krächzte das Federvieh und flatterte mit den Flügeln.

„Meistens glauben wir, das bedeutet ja", sagte Gibbs.

„Natürlich heißt es das", sagte Jack. „Zufrieden?" wandte er sich dann an uns.

„Naja, du hast bewiesen, dass sie verrückt sind." Will zuckte zusagend mit den Schultern, was ich wiederholte. „Ich kann mich nicht beklagen." Zumal ich ja eh nicht wusste, welche Qualitäten man auf See brauchte und ob diese Männer jene hatten. Ich vertraute da voll und ganz auf Jacks und Gibbs' Urteilsvermögen.

„Und was springt für uns dabei raus?" ertönte eine Stimme am Ende der Reihe. Sie sprach zwar sehr tief, aber man hörte die Weiblichkeit heraus.

Jack ging geduckt auf die Person zu und verzog das Gesicht, als er den Hut abzog, den die Person tief über die Augen gezogen hatte.

„Annemaria."

Bevor ich fragen konnte, wer das nun wieder war, bekam Jack von der jungen Frau eine so derbe Backpfeife, dass sein Kopf ruckartig zu uns rüberflog und sich ein roter Abdruck auf der Wange bildete.

„Ich nehme an, die hast du auch nicht verdient", fragte Will amüsiert.

„Doch, die hab ich verdient", gab Jack zähneknirschend zu.

Curse of a pirate || Fluch der Karibik FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt