„Wirklich schlimme Schurken."

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Singend hüpften wir um das große Lagerfeuer in unserer Mitte herum. Ich verstand zwar nicht viel von dem Text, den die zwei über den Strand grölten, aber das war auch egal, ich ließ mich von Jacks guter Laune anstecken.

„Ich liebe dieses Lied!" lallte er, die Flasche in seiner Hand bereits fast leer. Er nahm Elizabeth und mich an der Hand und wir drehten lachend uns im Kreis. Mist, ich hätte weniger trinken sollen. Es sollte doch nur eine Farce sein, wir hatten nicht wirklich vor zu trinken.

„Wirklich schlimme Schurken!"

Jack plumpste auf den Hintern und zog uns beide mit.

„Wenn ich die Pearl zurückkriege, dann bring ich's der ganssen Crew bei. Und wir singnss andauernd."

Okay, so betrunken wie er war ich dann doch nicht.

„Wahrscheinlich werdet ihr die gefürchtetsten Piraten in den spanischen Kolonien sein", meinte Elizabeth und hickste.

„Nicht nur in den spanischen Kolonien, Liebes. Im ganzen Ozean. In der ganzen Welt." Jack sah in die Ferne. „Wo wir auch hinfahren wollen, wir fahren hin. Dazu ist ein Schiff doch da. Es ist nicht nur ein Kiel und ein Deck und ein Rumpf und ein Segel, das alles braucht ein Schiff. Aber was ein Schiff bedeuet. Was die Black Pearl bedeutet ... ist die Freiheit."

Etwas regte sich in mir. Das war wirklich tiefgründig. Hatte ich ihn letzten Endes doch falsch eingeschätzt?

Elizabeth lehnte sich an ihn.

„Jack. Es ist bestimmt schrecklich für Euch auf dieser Insel gefangen zu sein."

Jack zog die Augenbrauen hoch und sah mich kurz an. Dann legte er wie zufällig den Arm um Elizabeths Schulter.

„Oh ja. Aber die Gesellschaft ist unendlich viel besser als das letzte Mal und die Landschaft hat sich auf jeden Fall verbessert."

Ich bekam große Augen und räusperte mich. Musste ich jetzt wirklich Anstandsdame spielen?

Elizabeth richtete sich wie vom Blitz getroffen auf und sah Jack vorwurfsvoll an.

„Mister Sparrow! Ich weiß nicht, ob ich schon genug Rum getrunken habe, um eine solche Unterhaltung zu erlauben!"

„Ich weiß genau, was Ihr meint, Liebes." Jack kräuselte den Bart über seiner Lippe und setzte einen intensiven Blick auf.

„Lasst uns anstoßen," sagte ich, bevor noch irgendwas in eine falsche Richtung gehen konnte.

Elizabeth stieß ihre Flasche gegen meine. „Auf die Freiheit."

Jack musterte uns kurz und stieß dann ebenfalls an. „Auf die Black Pearl."

Wir setzten zum Trinken an aber nur Jack leerte seine Flasche tatsächlich. In einem Zug. Ich verzog angeekelt das Gesicht. Der Rum war so bitter und brennend, dass ich nicht verstehen konnte, wie man so viel davon trinken konnte. Aber vielleicht musste ich dafür länger auf See bleiben, dann verstand ich die Begierde nach dem Gesöff vielleicht. Oder er merkte nicht einmal mehr, wie eklig das Zeug war.

Elizabeth und ich tauschten einen Blick als Jack auf dem Sand zusammenbrach.

„In manchen Momenten kommt er mir wie der schlauste Mann vor, und im nächsten Moment liegt er in diesem Zustand vor mir", sagte Elizabeth.

„Wirklich schlimme Schurken", ergänzte ich. Wir schmunzelten.

Dann wurde ich wieder ernst. „Erzählst du mir, was jetzt eigentlich los ist?"

Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht.

„Wie viel weißt du schon?"

„Barbossa meuterte gegen Jack wegen dem Schatz, der wohl irgendwie verflucht ist und die Männer in Skelette verwandelt."

Elizabeth nickte. „Zur Befreiung von dem Fluch muss ein Blutopfer von jedem gezahlt werden, der den Schatz anrührt. Wills Vater war Teil von Barbossas Crew und hat Will das Medaillon geschickt."

Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Synapsen in meinem Gehirn verbanden. Jetzt ergab alles einen Sinn. „Die haben gedacht, dass du er bist und haben dich deswegen entführt", flüsterte ich. „Und nach Wills Auftritt auf der Pearl wussten sie, dass er es war."

Ich warf einen Blick auf Jack. Er hatte davon gewusst. Deswegen hatte er im Gefängnis zugestimmt, als er Wills Namen gehört hatte. Deswegen die Rede von einem „Druckmittel". So hatte er es aus der Höhle geschafft.

Elizabeth sah mich entschlossen an. „Er ist da drin weil ich mich als Turner ausgegeben habe. Weil er mich retten wollte ist er jetzt in Gefahr. Und das werde ich nicht zulassen."

Ich legte ihr die Hand auf den Arm. „Ich helfe dir."

Eine Weile blieben wir noch am Feuer sitzen, dann rafften wir uns auf und gingen zu dem Rumversteck. Gemeinsam verfrachteten wir alles raus und stapelten es auf einen Haufen.

Als die Sonne aufging hatten wir einen beachtlichen Turm gebaut. Irgendwie schafften wir es die Kisten in Brand zu stecken und es dauerte nicht lange bis ein großes Feuer vor uns brannte.

„Nein, nicht gut!" rief eine entsetzte Stimme. Jack war aufgewacht und rannte auf uns zu. „Was macht ihr da? Ihr verbrennt das ganze Essen, den Schatten. Den Rum!"

„Ja, der Rum ist weg", sagte Elizabeth schlicht.

Jack wandte sich entrüstet zu mir. „Warum auch der Rum?"

Ich setzte zur Antwort an, aber Elizabeth kam mir zuvor. Sie wirbelte herum und hielt einen Finger in Jacks Gesicht.

„Erstens, weil es ein abscheuliches Getränk ist, das selbst den respektabelsten Mann in einen Halunken verwandelt. Zweitens: dieses Signal ist über tausend Fuß hoch. Die ganze Royal Navy ist auf der Suche nach mir, glaubt Ihr wirklich es besteht die geringste Chance, dass das nicht gesehen wird?"

Selbst ich wich einen halben Schritt zurück, während Elizabeth gegen Ende immer lauter wurde. Jack schmollte aber weiterhin.

„Aber warum ist der Rum weg?"

„Du bist wirklich unmöglich", schüttelte ich den Kopf.

Elizabeth setzte sich auf den Boden und klopfte sich den Sand von den Händen. „Wartets nur ab, Captain Sparrow. Lasst es eine, vielleicht zwei Stunden brennen, haltet Eure Augen offen und Ihr werdet weiße Segel am Horizont sehen."

Jack ballte die Fäuste und sah die junge Frau wütend an. Er griff in seinen Gürtel und zog die Pistole vor.

„Jack!" Ich trat einen warnenden Schritt auf ihn zu. Wenn er das tun würde, würde er seines Lebens nicht mehr glücklich werden.

Jack brummte etwas unverständliches, schien mit sich zu rangen, steckte sie dann aber wieder weg und rannte den Strand entlang.

„Was ist los?" erkundigte sich Elizabeth, aber ich winkte nur ab. Das musste sie nicht unbedingt wissen.

Ich setzte mich neben sie in den Sand und fragte mich, wie groß die Karibik wohl war und wie lange es dauern würde. Und vor allem, was mit Jack und mir passieren würde. Bei meiner Ankunft mochte ich noch keine Bedrohung gewesen sein, aber nun war ich aus dem Gefängnis ausgebrochen und hatte ich mich Piraten angeschlossen. Würde es mir angerechnet werden, dass ich Elizabeth befreit hatte?

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Ich wünsche euch ein schönes Wochenende ^^

Curse of a pirate || Fluch der Karibik FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt