Curse of a pirate || Fluch der Karibik Ff

Tortuga

„Wie kommst du eigentlich in diese ganze Situation rein?"

Ich saß im vorderen Teil des Schiffes und übte die Knoten, die Jack mir beigebracht hatte. Wenn ich schonmal hier war, dann wollte ich ihm auch helfen. Außerdem hatte ich die ganze Zeit das sinkende Boot bei meiner Ankunft vor Augen, das mir ein bisschen ein schlechtes Gewissen einbrachte.

Will setzte sich neben mich und betrachtete das Knotenchaos. Jap, ich glaube, ich sollte besser lernen die wieder aufzubekommen, sonst hatten bald wir keine Seile mehr.

„Das ist etwas kompliziert zu erklären", meinte ich. „Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau."

„Naja, wir haben jetzt sehr lange Zeit." sagte Will.

Ja, da hatte er wohl recht, wir würden Tortuga erst gegen morgen Abend erreichen. Ich war mir trotzdem unsicher.

„Es ist nicht so, dass ich es dir nicht erzählen will, ich glaube ehrlich gesagt nur nicht, dass du mir glauben würdest", gestand ich.

„Also nach dem, was ich so die letzten zwei Tage erlebt habe, würde ich behaupten, ich bin gewappnet", lachte Will.

Na gut, er wollte es so.

„Welches Jahr haben wir?"

„Ehm, 1728?"

Klar.

„Also wenn dem tatsächlich so ist, dann komme ich knappe 300 Jahre aus der Zukunft."

Will sah mich genauso an, wie ich es erwartet hatte. Verständnislos und als käme ich tatsächlich nicht von dieser Welt. Ich nickte zustimmend.

„Da ich genauso denke wie du denke ich auch nicht, dass das Realität ist. Ich bin in diesen blöden See gefallen und dann hier wieder aufgetaucht. Jack hat mich in sein Boot geholt und dann war ich nicht lange in Port Royal bis ich von diesem Commodore festgenommen wurde. Ich kann's mir nur so erklären, dass das alles hier ein Traum ist, während ich im Krankenhaus liege, und alles hier nur Einbildung ist."

Will war still. Er war lange still. Kurz dachte ich, mein Gehirn hätte kurz Pause gedrückt, wäre da nicht das stetige Rauschen der Wellen gegen das Schiff gewesen. Dann kam aber Bewegung in ihn. Er nahm einen Dolch von seinem Gürtel und meine Hand, und schneller als ich reagieren konnte hatte er mir in den Finger geschnitten.

„Au!", machte ich überrascht. „Was sollte das denn?"

Will steckte das Messer weg. „Ich weiß nicht, wie Träume in 300 Jahren so sind, aber ich fühle keinen Schmerz, wenn ich träume."

„Dir ist aber schon klar, dass jeder Mensch anders träumt, oder? Angeblich soll sogar Apfelschorle vorm Schlafengehen lebendiges Träumen anregen."

„Was?"

Ich winkte ab. Das glaubte ich selbst nicht.

„Du willst mir also weismachen, du kommst aus der Zukunft?"

Ich sah auf meinen blutenden Finger und biss mir auf die Unterlippe.

„Und du, dass ich tatsächlich im 18. Jahrhundert stecke?"

Wir sahen uns eine Weile an und kamen schließlich beide in ein stilles Übereinkommen, dass wir beide mehr davon geschockt waren als wir zugeben wollten.

Aber wie sollte das gehen? Ich meine, Zeitreisen gab es doch nicht wirklich. Oder? Immerhin saß ich jetzt doch auf einem Schiff und segelte durch die Karibik und übte sogar Knoten. Ich betrachtete meinen Finger und auf einmal kam mir ein Gedanke.

„Gehen wir mal davon aus, ich stecke wirklich 300 Jahre vor meiner Zeit fest", sagte ich langsam. „Was würde dann passieren, wenn ich sterben würde?"