„Ich habe nichts mit dem Kerl zu tun!"

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"Was habt Ihr eigentlich hier zu suchen?" sprach der dicke mich an.

"Ehm, naja", druckste ich herum. "Ich bin Touristin und hab mich an ihn gehängt."

"Dann helft Ihr ihm ein Schiff zu stehlen?"

In Jacks Augen funkelte der Schelm und langsam wurde mir das ganze Hin und Her zu blöd.

„Ja, er war Captain der Black Pearl, hat sie verloren und jetzt möchte er sie sich wiederholen und braucht dafür eben ein neues Überseetransportmittel." Warum dachte sich mein Gehirn nur solche Figuren aus? Bin gespannt auf die Hintergrundgeschichten.

„Danke Liebes, präzise auf den Punkt gebracht."

„Captain der Black Pearl?" hakte der Dicke nach, während der andere ihm einen Blick a la hab-ich-doch-gesagt-es-gibt-sie zuwarf.

„Lange Geschichte", winkte Jack ab. „Piraten, ein verfluchter Ort, Verrat, Ungeheuer, und so weiter. Nicht sonderlich interessant."

Nun war ich aber doch gespannt, und auch die beiden Männer schienen ihm am Ohr zu hängen.

Jack seufzte theatralisch. „Ich habe mein Schiff vor Feinden verteidigt, einen Deal mit einem alten Freund ausgehandelt und schon war ich ihr Anführer."

Das klang nach einer Lagerfeuergeschichte und ich war mehr als bereit das Holz immer wieder nachzulegen.

Plötzlich hörten wir etwas ins Wasser fallen. Im nächsten Moment schrie jemand von den Klippen einen Namen herunter: „Elizabeth!"

„Da hat sich jemand wohl entschieden", konnte ich mir nicht verkneifen. Wenn das Mädchen lieber springt als bei ihm zu sein - naja, andere Mütter haben auch schöne Töchter, such dir lieber eine andere.

Aber sie tauchte einfach nicht mehr auf. Ob es ihr gut ging?

„Habt ihr nicht vor sie zu retten?" fragte Jack die beiden.

„Ich kann nicht schwimmen", sagte der eine und der andere schüttelte den Kopf.

„Ist das euer Ernst? Ihr arbeitet in einer Küstenstadt, die umgeben ist von Wasser!" rief ich fassungslos aus, band die Hose enger und sprang von der Reling.

Durch zusammengekniffene Augen konnte ich sie unter Wasser ausmachen und tauchte zu ihr. Auf dem Weg kam es mir auf einmal so vor, als würde etwas durch das Wasser pulsieren, als gäbe es eine Welle von dem Mädchen aus. Ich achtete nicht weiter darauf und zog es an die Oberfläche, hatte aber Schwierigkeiten sie oben zu halten. Das Kleid musste weg.

Jack kam mir zu Hilfe. Wir befreiten sie von dem Kleid und er zog sie an den Keil, wo die zwei Männer sie uns abnahmen.

„Sie atmet nicht!" sagte einer voller Angst, aber Jack schnitt einfach die Schnüre des Korsetts durch. Die junge Frau öffnete die Augen und hustete einen Schwall Wasser aus. Erleichtert lehnte ich mich zurück. Sie lebte.

„Daran hätte ich nie gedacht", meinte der Dicke und half mir hoch.

„Noch nie in Singapur gewesen, huh?" schmunzelte Jack und hielt dann inne. Seine Finger wanderten zu dem Medaillon, das die Frau um den Hals trug. Ich konnte es nicht wirklich erkennen, aus der Entfernung sah es aus wie eine Münze.

„Woher habt Ihr das?" wollte Jack verwundert wissen.

Die Antwort blieb die Frau ihm schuldig, denn ein Schwert landete an Jacks Hals.

Ich erkannte den Kerl, der den Namen der Frau gerufen hatte. Er war von großer Statue und seine aufrechte Haltung unterstrich seinen offensichtlich hohen Posten. Sein Gesicht zeichnete sich durch markante Züge aus. Seine Uniform bestand aus einem tadellosen blauen Mantel mit goldenen Verzierungen, einem weißen Hemd und einer weißen Hose. Er trug sogar ein Halstuch. Unter seinem Dreispitz  lockten sich weiße Haare und ich bekam das Bedürfnis sie anzufassen, einfach um zu sehen, ob es seine echten Haare oder eine Perücke war. An seinem Gürtel hing die Scheide des Schwertes, das er Jack ins Gesicht hielt.

Curse of a pirate || Fluch der Karibik FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt