„Lucy, wo bist du?“, hörte ich Emilys Stimme.
Ich löste mich aus der Umarmung. Erneut hörte ich meinen Namen, diesmal von Tobi.
Ich lief auf sie zu und rief: „Ich bin hier!“
Ich brauchte nicht lange und ich entdeckte sie.
„Lucy, da bist du ja. Wir haben uns Sorgen gemacht. Du warst einfach weg.“, meinte Emily.
Ich lachte und meinte entschuldigend: „Tut mir leid. Ich wollte euch keine Sorgen machen. Mir geht es gut. Ich hatte nur ein Geräusch gehört und wollte nachsehen.“
Bei diesen Worten trat mein Mate zwischen den Bäumen hervor. Er stellte sich neben mich und schaute meine zwei Begleiter genauso misstrauisch an wie sie ihn.
Ich wollte die Situation entspannen und sagte: „Das sind Emily und Tobi. Leute das ist...“
Ich kannte ja nicht mal seinen Namen.
Er grinste und meinte dann: „Ich heiße Tizian.“
„Er ist mein...“, versuchte ich weiter zu reden aber brach ab.
Wie sollte ich den Beiden erklären, dass er mein Mate war? Ich wusste ja selbst nicht mal wieso oder ob es wirklich stimmte.
„... Ihr Mate.“, beendete Tizian meinen Satz weil ich nicht weiter redete.
Emily und Tobi fielen gleichzeitig die Kinnladen herunter. Ihre Gesichter zeigten die gleich Ungläubigkeit wie meines kurze Zeit zuvor. Ich nickte zur Bestätigung weil ich nicht wusste was ich sagen sollte.
Emily stammelte: „Aber ich dachte... Lukas...“
Von Tobi kam leise die Frage: „Wie kann das sein?“
Jetzt zeigte Tizians Gesicht Verwirrung. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Normalerweise kam auf eine solche Aussagen keine Reaktion oder eine Glückliche. Aber keinen verwirrten Gesichter, Gestammel oder Fragen.
Ich sagte: „Nun ja, er hat Recht.“
Emily zog mich am Arm etwas von Tizian weg.
Sie schaute mich ernst an und fragte: „Bist du die sicher? Du weißt, dass das nicht möglich seien kann.“
„Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich könnte es erst auch nicht glauben, aber es fühlt sich echt an.“
„Könnte mir jemand erklären warum ihr so reagiert?“, fragte Tizian.
„Wie soll ich das am besten erklären? Ganz kurz gesagt du bist nicht mein erster Mate.“
Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
Ich redete einfach weiter: „Ich hätte schon einmal einen Mate. Lukas. Er war... ist Emilys Bruder.“
Auf seiner Stirn bildeten sich noch mehr Falten.
„Das ist um genau zu sein eine sehr komplizierte Geschichte. Ich weiß selbst ja nicht mal, wie das eigentlich möglich ist.“, schwafelte ich weiter.
„Du willst mir damit sagen, dass ich nicht dein einziger Mate bin. Und wo ist dieser Lukas jetzt?“, unterbrach Tizian mein Gerede.
Wir alle schwiegen. Tizian schaute uns, beziehungsweise mich erwartungsvoll an.
Tobi war der erste der das Wort ergriff: „Weißt du das ist, wie sie schon sagte, eine sehr lange und komplizierte Geschichte. Wie wäre es wenn wir zurück zu unseren Zelten gehen und es dir dort versuchen zu erklären?“
Tizian nickte und wir gingen aus dem Wald heraus zu unserem Lager. Wir entzündeten das Feuer neu und setzten uns darum. Nun schaute Tizian uns erwartungsvoll an.
Ich atmete einmal tief ein und begann zu erzählen: „Wie schon vorhin gesagt hatte ich bereits einen Mate. Vor zwei Wochen wurden wir von Vampiren angegriffen. Wir besiegten sie zwar, aber sie schafften es ihn mitzunehmen.“
„Also ist er ein Vampir?“, unterbrach Tizian mich.
Ich schüttelte zögerlich den Kopf. Ich wusste es ja nicht genau, aber die Mondgöttin hatte so etwas gesagt.
„Ist er tot...?“, fragte er weiter.
Diesmal schüttelte ich entschieden den Kopf.
Er runzelte wieder die Stirn: „Was dann?“
„Ich weiß es nicht. Es klingt verrückt, ich weiß, aber es gibt noch Hoffnung für ihn. Das hat jedenfalls die Mondgöttin zu mir gesagt.“, antwortete ich.
„Die Mondgöttin hat mit dir geredet?“
Ich nickte und redete weiter: „Sie sagte mir ich kann ihm noch helfen. Deswegen sind wir auch hier. Sie zeigt mir wo ich ihn finden kann.“
Ich dachte nochmal über meinen Traum, oder Vision, mit der Mondgöttin nach. Ich blickte hinauf in den Himmel und sah den Mond an. Mit einem mal traf mich die Erkenntnis. Was hatte sie nochmal genau gesagt? ‚Ich werde dir helfen ihn zu find. Außerdem werde ich dir ein Geschenk machen. Es wird dir gut tun und helfen. Du wirst bald merken was es ist.‘ Könnte es sein das dieses 'Geschenk' Tizian war? Es musste so sein. Niemand außer die Mondgöttin hätte die Macht dazu so etwas zu vollbringen.
„Das ist doch komplett verrückt.“, lenkte mich Tizians Ausruf von meinen Gedanken ab.
Jetzt sprang Emily ein: „Ich kenne Lucy noch nicht ganz so lange. Aber lange genug um zu merken, dass in ihrer eine Menge verrückter und merkwürdiger Dinge passieren. Ich vertraue ihr. Egal wie verrückt das ganze für andere klingt, ich bin mir sicher, dass es so ist.“
Ich wusste nicht ob mich das glücklich machen sollte. Aber irgendwie hatte sie Recht. Wobei solche Dinge erst passiert waren nachdem ich sie und Lukas getroffen hatte.
Tizian sah erst mich an und schüttelte dann ungläubig den Kopf: „Ich kann es trotzdem nicht wirklich glauben.“
Ich zuckte mit den Schultern: „Glaub es oder glaub es nicht. So war es oder ist es jedenfalls.“
Mein Ton klang etwas beleidigter als geplant. Mir gefiel nicht, dass er mir nicht glaubte. Obwohl es doch vollkommen verständlich war, dass er es nicht glaubte. Die Sache war an sich einfach nur verrückt. Trotzdem wollte ich das er mir glaubte. Er hatte den Ton bemerkt und schaute mir eindringlich an. Mir lief dabei ein Schauer über den Rücken und ich konnte nicht wegsehen.
Dann wand er den Blick ab, seufzet einmal und überraschte uns alle mit seiner Aussage: „Ihr scheint alle daran zu glauben. Also muss etwas daran wahr sein. Ich werde euch helfen. Ich bin eh auf der Suche nach Vampiren und wenn alles stimmt was ihr sagt, werdet ihr sicher auf welche treffen.“
Wir schauten ihn fragend an.
„Was meinst du damit du bist auf der Suche nach Vampiren?“, fragte ich die Frage die uns allen drei wahrscheinlich durch den Kopf ging.
„Ich bin Vampirjäger.“, antwortete er gleichgültig.
Unser Erstaunen hätte nicht größer seien können wenn er gesagt hätte er wäre Quallenzüchter. Normalerweise hielten wir Werwölfe uns von den Vampiren fern, außer sie griffen uns an oder stellten eine aktive Bedrohung für uns oder die Menschen da. Da wir wussten, dass es auch Vampire gab die nicht so waren wie die, die ich bereits getroffen hatte. Es gab auch gute die friedliche mit den Menschen zusammen lebten und niemanden töteten. Sie nahmen nur so viel Blut wie sie brauchten und einige gingen sogar so weit sich nur von Tierblut zu ernähren. Jedoch gab es einige Werwölfe die aktiv Vampire jagten. Dies waren eben die Vampirjäger. Ihre Aufgaben bestanden darin böse Vampire aufzuspüren und zu töten. Jedoch gab es nur sehr wenige Vampirjäger, da dies sehr gefährlich war und man meistens nicht lange lebte. Daher war unser Erstaunen nicht gerade gering. Tobi faste sich, wie schon so oft, als erstes wieder.
„Das ist super. Wir können jede Hilfe gebrauchen.“, sagte er freundlich lächelnd.
Emily und ich stimmten ihm nickend zu.
Nach ein paar weitern Sätzen sagte Emily: „Geh gehe lieber wieder ins Zelt. Ich will noch etwas Schlaf bekommen bevor die Sonne aufgeht.“
„Das ist eine gute Idee. Ich schließe mich an.“, meinte Tobi und die Beiden verschwanden in ihren Zelten.
Jetzt waren Tizian und ich wieder alleine. Wir schwiegen uns Beide an. Ich wusste nicht wie ich am besten ein Gespräch anfangen sollte.
„Was hat das Mädchen vorhin gemeint als sie sagte das in deiner Umgebung verrückte Dinge passieren? Die Sache mit mir ist anscheinend kein Einzelfall.“, fragte Tizian und brach somit das unangenehme Schweigen.
Ich überlegte kurz und dachte an die Zeit seitdem ich mit meiner Mutter nach England gezogen war. Dabei fiel mir auf, dass ich vorhin falsch gelegen hatte. Diese Sachen waren nicht erst passiert seit dem ich Emily und Lukas kannte.
„Also als erstes heißt das Mädchen Emily und die erste ungewöhnliche Sache ist eigentlich schon vor meiner Geburt passiert.“, bei dem letzten Teil musste ich schmunzeln und Tizian schaute mich verwirrt an.
Ich musste noch mehr grinsen und erklärte dann: „Meine Eltern sind keine Mate. Sie kennen sich aber schon seit dem sie Kinder sind. Wenn ich schon dabei bin, meine Mutter ist ein Mensch und mein Vater ein Alpha aus Deutschland.“
„Okay das ist etwas ungewöhnlich aber es kommt manchmal vor. Was gibt es noch?“
Ich faste mir verlegen an den Hinterkopf: „Ab jetzt wird es etwas kompliziert. Mein Vater ist kein normaler Wolf. Genauso wie ich. Das haben ich von ihm geerbt. Wir sind sogenannte Elementarwölfe.“
Zu meinem Erstaunen sagte Tizian: „Ich weiß. Du bist der Eiswolf wenn ich richtig liege.“
„Ja genau. Aber woher weißt du das?“, fragte ich verwirrt.
Ich war der Meinung gewesen dass nur einige wenige von den Elementarwölfen wussten. Das hatte zumindest meine Mutter erzählt. Wie kam es also, dass Tizian so genau darüber beschied wusste?
„Als Vampirjäger wird einem vom Orden und den Elementarwölfen erzählt. Wir arbeiten auch manchmal mit ihnen zusammen. Ich hab auch schon mal den Erdwolf getroffen.“
„Das wusste ich nicht. Um genau zu sein weiß ich fast nichts davon. Meine Mutter hat es mir nämlich mein ganzes Leben verschwiegen und ich hab es eigentlich nur durch einen Zufall herausgefunden. Mein Vater habe ich kurz danach kennen gelernt, aber ich habe ihm nichts davon gesagt. Bis... Bis zu dem Abend... An dem die Vampire uns angriffen.“
Bei dem Gedanken an diesen Abend würde ich bedrückt.
Tizian merkte glaube ich meinen Stimmungsumschwung und versuchte mich mit einer weiteren Fragte abzulenken: „War das alles oder ist noch mehr passiert von dem ich wissen sollte?“
Ich überlegte nochmal kurz.
„Noch eine Sache. Aber ich weiß nicht ob du wirklich zählt. Kurz nachdem ich die Sache mit dem Eiswolf herausgefunden hatte und noch bevor ich meinen Vater getroffen habe, hatte ich eine fast tödliche Begegnung mit dem Schattenwolf.“
Jetzt weiteten sich seine Augen und er meinte Entsetzt: „Wirklich? Ich habe schon von ihm gehört. Es heißt er sei ein Monster, sehr gefährlich und er und sein Rudel hätten schon einige andere Werwölfe auf dem Gewissen. Du hattest wohl großes Glück wenn du überlebt hast.“
„Ja das hatte ich wohl. Aber hör bitte nicht auf diese Geschichten. Sie sind wahrscheinlich wahr, aber eigentlich ist er ganz nett und will niemanden verletzen.“, versuchte ich Damion zu verteidigen.
„Hast du nicht gerade gesagt er hätte dich fast getötet. Ich weiß ja nicht was du als nett bezeichnest, aber das ist es nicht.“, Tizian schaute mich an als sei ich verrückt.
„Nun ja es war nicht er der versucht hat mich zu töten. Also schon irgendwie. Sein innerer Wolf macht solche Sachen. Er hat einen sehr starken Willen und ist er ist das sogenannte Monster. Aber Damion ist ein wirklich toller Mensch.“
Bei meinem letzten Satz verengten sich Tizians Augen. Darauf schaute ich ihn wütend an. Diesen Blick kannte ich sehr gut.
„Schau mich nicht so an. Ich habe diesen Blick schon oft genug bei anderen Leuten gesehen.“
Er zog die Augenbrauen hoch und fragte herausfordernd: „Ach ja. Was soll dieser Blick den bedeuten?“
„Eifersucht. Ich sag dir gleich, dass ich das nicht leiden kann. Vor allem wenn es dafür keinen Grund gibt. Was hier der Fall ist. Damion ist erstens zu Alt und zweitens nicht mein Typ. Außerdem ist er der beste Freund von meinem Vater und eher ein Onkel als irgendwas anderes.“, sagte ich leicht wütend.
„Okay, gut. Wenn wir schon dabei sind kannst du mir gleich, damit keine Missverständnisse auftreten, sagen wer dieser Typ ist. Tobi wenn ich richtig liege.“
„Da musst du dir noch weniger Sorgen machen. Tobi ist mein großer Bruder. Er ist im übrigen der Windwolf. Ich habe auch noch einen zweiten Bruder, Jonas.“
„Gut zu wissen. Damit hätten wir das wohl geklärt.“
Wir schwiegen uns wieder an.
Dieses Mal war ich es dir die Stille durchbrach: „Wir sollten auch schlafen gehen. Wir wollten so früh wie möglich weiter nach Westen.“
Tizian nickte und wir standen auf. Ich wollte gerade in mein Zelt verschwinden, da fiel mir etwas auf.
„Hast du ein Zelt? Oder überhaupt Gepäck?“, fragte ich.
Er zeigte mit einem Finger in die Richtung in der ich ihn vorhin getroffen hatte: „Ich habe ein Lager dahinten. Ich wollte eigentlich nur einen kleinen Spaziergang in Wolfsgestalt machen. Es zu verschieben würde jetzt zu viel Zeit brauchen. Ich werde morgen um 9 Uhr wieder herkommen. Um 10 Uhr fahren die ersten Buse von hier weg. Ist das in Ordnung?“
Ich stimmte zu und verabschiedete mich. Dann ging ich in mein Zelt und bekam endlich meinen Schlaf.
DU LIEST GERADE
Wolf of Ice
WerewolfLucy zieht mit ihrer Mutter in eine kleine Stadt. Zum ersten mal lebt sie dort unter Ihresgleichen. Den Werwölfen. Nur will sie eigentlich gar nichts damit zu tun haben. Sie wäre lieber ein ganz normaler Mensch. Ausgerechnet muss sie dort auch noch...