Damion und ich machten uns auf den Weg zurück. Dabei sagten wir beide kein einziges Wort. Keiner von uns wusste etwas über das man hätte reden können. Unser schweigen wurde erst gebrochen, als ein brauner Wolf unseren Weg kreuzte. Ich wusste schon bevor er sich in seine menschliche Gestallt verwandelte, dass es Lukas war. Er starrte Damion durchdringend an und ich konnte die Spannung zwischen den Beiden förmlich spüren.
„Lukas hör auf.", sagte ich um das stille Duell zwischen den beiden zu unterbrechen.
Er entspannte sich zwar ein wenig aber ließ Damion nicht aus den Augen.
„Wer ist er?", fragte er mich misstrauisch.
Ich war etwas genervt von seinem verhalten, da ich mir ziemlich sicher war, dass er sich gerade nur aus Eifersucht so verhielt.
Ich versuchte mein Missfallen nicht zu unterdrücken als ich ihm antwortete: „Das ist Damion. Wenn es dir nichts ausmacht kannst du auch ruhig freundlicher sein."
Ich vertraue Damion zwar auch nicht ganz, aber Lukas wusste ja noch nicht einmal wenn er eigentlich vor sich hatte und hatte damit auch kein Recht sich so zu verhalten.
Damion versuchte das Eis zwischen ihnen beiden zu brechen indem er auf Lukas zu ging und ihm die Hand hin hielt: „Lucy hat mich ja schon vorgestellt. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich glaub ich weiß was dein Problem ist und du musst dir keine Sorgen machen. Ich nehme sie dir ganz sicher nicht weg."
Lukas schien zwar immer noch nicht ganz überzeugt, aber er ergriff Damions Hand und stellte sich vor.
„Wenn wir das jetzt hinter uns haben können wir dann weiter gehen? Ich würde gerne wissen wie es Emily geht.", sagte ich um das Thema zu wechseln.
„Heißt das ihr habt sie gefunden? Wo ist sie? Wie geht es ihr?";, fragte Lukas sogleich.
Ich antwortete ihm: „Ja, wir haben sie gefunden. Kai hat sie in ein Krankenhaus gebracht. Als ich sie das letzte mal gesehen hatte war sie nicht bei Bewusstsein, aber mehr kann ich dir auch nicht sagen. Also können wir jetzt wieder weiter?"
Lukas nickte und wir gingen weiter.
Dabei herrschte wieder Schweigen bis Lukas fragte: „Wer ist jetzt eigentlich dieser Kai?"
Ach ja das hatte ich ganz vergessen. Ich hatte es ihm vorhin nicht beantwortet.
„Er ist mein Vater. Als brauchst du gar nicht erst anfangen dich aufzuregen.", erklärte ich ihm.
Er schaute irritiert: „Ich dachte du kennst deinen Vater nicht."
Ich zuckte mit den Schultern: „Kennen ist jetzt auch übertrieben. Ich habe ihn heute erst kennen gelernt als ich bei meiner Mutter war."
„Das ist eine erstaunliche Wendung.", sagte er dazu.
„Er ist übrigens ein Freund von meinem Vater.", dabei zeigte ich auf Damion, der etwas hinter uns lief.
Nach dieser kurzen Unterhaltung herrschte wieder stille zwischen uns bis wir an Lukas Haus ankamen. Wir entschieden uns schnell Lukas Eltern beschied zu geben und dann mit dem Auto zum Krankenhaus zu fahren.
Während Lukas ins haus ging wartete ich draußen mit Damion und fragte ihn: „Willst du eigentlich mit ins Krankenhaus?"
„Wenn es euch nichts ausmacht würde ich gerne mit, aber ich kann auch verstehen wenn ihr mich nicht dabei haben wollt. Immerhin bin ich schuld an der Situation.", meinte er.
„Du kannst ruhig mit. Ich werde den Anderen auch nicht sagen wer du bist beziehungsweiße das du Emily verletzt hast. Das würde die Situation für den Moment unnötig komplizierter machen.", sagte ich ihm.
„Das musst du nicht tun, aber danke.", bedanke er sich.
Ich überlegte erst ob ich das Fragen sollte was mir durch den Kopf ging, aber fragte dann schließlich: „An wie viel kannst du dich eigentlich erinnern wenn dein innerer Wolf die Kontrolle übernommen hat?"
Er schaute verwundert weil er nicht mit der Frage gerechnet hatte aber antwortete: „Eigentlich an alles. Es ist wie wenn man einen Film schaut. Man ist gezwungen es anzuschauen und kann das Geschehen nicht ändern. Warum fragst du?"
„Ich wollte wissen ob ich dich um einen Gefallen bitten muss.", sagte ich.
„Was für einen Gefallen?", wollte er wissen.
Ich überlegt kürz wie ich es am besten formulierte: „Du hast sicher erkannt, dass ich kein normaler Wolf bin. Da mein Vater der Feuerwolf ist weißt du sicher über das Ganze bescheid. Ich will dich bitten es ihm nicht zu sagen. Ich will mein Leben so weiter leben wie es ist und nicht an einen Orden gebunden sein der es kontrollieren will."
Damion nickt erst nachdenklich und sagte dann: „Ich verstehe was du meinst. Ich werde nichts sagen. Jedoch muss ich dich darauf hinweisen wie gefährlich deine Kräfte sind. Das solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was passieren kann hast du ja heute gesehen."
„Wie meist du das? Was habe ich gesehen.", fragte ich weil ich verwundert war.
„Ich dachte du wüsstest das ich auch kein normaler Wolf bin. Ich bin der Schattenwolf und nur deswegen hat mein innerer Wolf wahrscheinlich auch so viel Kraft gegen mich, weil es seine Natur ist. Du bist anscheinend der Eiswolf und daher das Gegenstück zu meinen Kräften. Daher kann ich dir genau sagen wie gefährlich es ist und dass du lieber deinen Vater einweihen solltest. Er wird es verstehen."
Ich dachte kurz nach über das was er gesagt hatte: „Vielleicht. Aber wenn erst später, jetzt ist einfach zu viel los."
Diese Informationenwaren sehr aufschlussreich gewesen und leider auch etwas beängstigend. Ich hatte allerdings nicht das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Ehre im Gegenteil. Ich fühlte mich so wohl und sicher mit mir selbst wie schon lange nicht mehr. Seit ich verstanden hatte, dass ich durch meine Werwolfkräfte anders war als normale Kinder wollte ich sie unbedingt loswerden und konnte mich nicht mit ihnen anfreunden. Jedoch seit ich von den Eiskräften erfahren hatte und wusste, dass ich mich verwandeln konnte fühlte es sich nicht mehr wie eine Last an. Ich war zufrieden mit dem was ich war.

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Wolf of Ice
Hombres LoboLucy zieht mit ihrer Mutter in eine kleine Stadt. Zum ersten mal lebt sie dort unter Ihresgleichen. Den Werwölfen. Nur will sie eigentlich gar nichts damit zu tun haben. Sie wäre lieber ein ganz normaler Mensch. Ausgerechnet muss sie dort auch noch...