Dumbledores Kuhhandel

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Nie in seinem Leben hätte sich James erträumen lassen, noch vor Beginn des ersten Ferientages im Büro des Schulleiters, ganz oben im Schloss, zu enden.

Als wären sie seine persönlichen Gefangenen, peitschte Mr. Filch die drei Rumtreiber vor sich hin, die enge und gewundene Wendeltreppe hoch bis hin zur kunstvoll verzierten Holztür, die den Eingang zu Dumbledores Büro darstellte. Bisher hatte es James erst einmal hierhin verschlagen, jedoch unter deutlich angenehmeren Umständen, nämlich, als seine Schulfreundin Milena eine zweite Meinung vom sprechenden Hut einholen wollte.

„Jetzt fliegt ihr von der Schule! Dafür werde ich persönlich sorgen!", fauchte Filch. In seinen geröteten Augen war tiefsitzende Wut zu erkennen, auch weil James kurz zu glauben schien, dass der Hausmeister vor Wut aus seinen Mundwinkeln schäumte. Wieso mussten sie bloss Heute von Filch erwischt werden?

Kurz nachdem der Hausmeister seine Wutrede beendet hatte, klopfte er drei Mal mit geballter Faust energisch gegen Dumbledores Türe, worauf diese sich gemächlich einen Spalt öffnete, durch welchen die Umrisse eines erhöhten Holztisches und einer darauf stehenden Petroleumlampe erkennbar wurden. „Beim nächsten Mal dürfen Sie gerne meine Dienste in Anspruch nehmen! Ich bin ja schliesslich nicht grundlos hier!", meldete sich die Visage des Türklopfers mürrisch und verzog eine beleidigte Miene. Filch murmelte einige unverständliche Worte, öffnete die Türe vollständig und starrte geradewegs in das verblüffte Gesicht des Schulleiters.

„Argus, welch eine Überraschung!", begann er ruhig und gelassen, „Wie ich sehe, hast Du Gäste mitgebracht?", fuhr er fort, ohne dass auch nur ein Hauch von Affekten in seiner Stimme zu erkennen war.

„Sie waren im zweiten Untergeschoss, schlimmer noch; Im „Ich-Soll-diesen-Raum-nicht-erwähnen." Sie müssen von der Schule fliegen!"

„Ganz ruhig Argus, ich werde das mit diesen Herrschaften klären. Für deine Dienste danke ich dir herzlich."

Noch bevor Filch, verblüfft über die sachliche und unerwartete Reaktion des Schulleiters, etwas entgegnen konnte, wies ihn Dumbledore zur Tür hinaus und schloss jene hinter dem Hausmeister zu. Anschliessend wandte er sich den Rumtreibern zu und sah ihnen tief in die Augen. James fühlte, wie das Blut in seinen Adern zu gefrieren begann. Dumbledores Blick hatte etwas prüfendes, Durchdringendes, als wäre er in der Lage, die Gedanken in ihren Köpfen zu lesen. „Sir, Bitte verweisen Sie uns nicht der Schule!", flehte ihn Remus an, der sich als Erster getraute die Stille zu brechen.

„Wir werden niemandem auch nur ein Wort darüber erzählen!", bekräftigte James seinen Freund und zog damit Dumbledores Blick auf sich.

Eine unausstehliche, schreiende Stille trat ein, bevor sich der Schulleiter nachdenklich zu seinem Bürotisch bewegte, diesen wortlos anstarrte, nur um kurz darauf neugierig über den Rand seiner Halbmondbrille zum letzten der drei Angeklagten aufzusehen.

„Und du? Möchtest du auch etwas zu deiner Verteidigung einbringen, Sirius?", fragte Dumbledore ruhig während er sich in seinen schwarzen Sessel fallen liess. Er wies Remus, Sirius und James, die noch immer völlig verängstigt im Herzen seines grosszügigen Büros standen, durch einen Wink seiner rechten Hand an, ihm dies gleichzutun.

„Nein Sir, wir haben etwas getan, dass Sie der ganzen Schülerschaft unmissverständlich verboten haben. Wir werden die Konsequenzen akzeptieren, auch wenn uns dies nicht gefällt.", entgegnete Sirius mutig.

James und Remus konnten ein herzhaftes, wohlwollendes Lächeln in Dumbledores Gesicht ablesen, auch wenn sie Sirius in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gesprungen wären. Wie konnte er dies nur sagen?

„Neugierde ist keine Sünde.", flüsterte Dumbledore knapp verständlich und griff anschliessend nach vier in den jeweiligen Hausfarben verzierten Trinkgläsern in einem Holzschrank neben ihm, in die er eine braungoldene Flüssigkeit füllte, welche ohne Zweifel Butterbier sein musste. Der unverwechselbare Duft des Getränks schien die spürbare Anspannung im Raum ein wenig aufzulockern. James konnte beobachten wie Dumbledore, ohne auch nur den Blickkontakt mit ihnen zu unterbrechen, alle Gläser zu gleichen Teilen füllte.

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