Der Hogwartsexpress

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Die letzten Tage in Bode vergingen wie im Flug, sodass James gar nicht bemerkte, wie sich seine Eltern heftig über seine Zukunft stritten. Was konnte James denn dafür? Sein Vater hatte im ja schliesslich versprochen, ihm die Wahrheit bezüglich ihres Ehestreits in Neuseeland zu erzählen, nachdem die Eulenpost angekommen wäre. So erfuhr er kürzlich, dass in den letzten Jahren einige merkwürdige Dinge auf dem Schulgelände von Hogwarts vor sich gingen. Unter anderem starb, was jedoch zwanzig Jahre zurücklag, eine junge Schülerin aus unerklärlichen Gründen auf der Mädchentoilette. Zehn Jahre zuvor, wurde ein Schülerpärchen Opfer eines irreversiblen Fluchs, bei dem man nicht wusste, wer ihn ausgesprochen hatte. Vor fünf Jahren verschwanden einige Zweitklässler spurlos, nachdem sie sich in einem noch unbekannten Raum eingeschlossen hatten.

Im Letzten Jahr hingegen, und dies schien Fleamont und Euphemia am meisten zu beunruhigen, verstarb ein Schüler beim Passieren eines Geheimgangs, der plötzlich über ihm zusammenstürzte, obwohl er aus wartungstechnischen Gründen eigentlich hätte versperrt sein müssen. Dies alles schien James kaum zu beunruhigen, als er sich am nächsten Tag zusammen mit seinen Eltern und Milena, mitsamt Gepäck im Schlepptau, auf den Weg zum Londoner Bahnhof machte, von welchem aus ein Spezialzug die Schüler nach Hogwarts eskortieren würde. „Gleis Neundreiviertel", fragte Milena verwirrt, während sie die grosse steinerne Eingangshalle des Bahnhofs durchquerten, „hättet ihr nicht einfach ein normales Gleis mit einer geraden Zahl wählen können?", fügte sie gehässig hinzu.

„Ich sehe hier ein Gleis neun und ein Gleis zehn! Wo soll denn bitte dieses Gleis hier zu finden sein?", merkte sie an während sie die Wegbeschreibung musterte, nachdem sie die zwei gut beschriebenen Perrons vor sich sah. Ein Schaffner, mit einem Ticketlocher unter dem Arm, rempelte Fleamont aus Versehen in seiner Eile an, worauf dieser sich lauthals beschwerte und in Versuchung geriet, dem armen Mann einen Fluch aufzuhalsen. „Hier sind wir richtig!", hörte James ihn murmeln, nachdem er sich einige dutzend Meter später wieder beruhigt hatte und Inne hielt. Vor ihnen erhob sich eine massive Bahnstegabsperrung aus Stein an der links und rechts kein Weg vorbeiführte.

Fleamont marschierte schnurstracks auf die Absperrung zu ohne seinen Gang in geringster Weise zu verlangsamen und verschwand just in dem Augenblick darin, in dem er sich fürchterlich hätte den Kopf stossen sollen.

Milena, die inzwischen nichts mehr an der Zauberwelt hätte verwundern können, kommentierte das Ereignis mit einem stillen Kopfschütteln. Sie schaute sich um, doch keiner der anwesenden Leute schien das plötzliche Verschwinden eines erwachsenen Mannes bemerkt zu haben.

„Na los James, du bist dran!", forderte Euphemia ihren Sohn auf, der jedoch seiner Schulfreundin höflich den Vortritt liess. Als auch Milena auf magische Weise in der Absperrung verschwand nahm James Anlauf. Er rannte los und zog seinen Koffer hinter sich her, rechnete jeden Augenblick mit einem schmerzhaften Aufprall. Nur noch ein Meter, gleich müsste es krachen. Doch er rannte weiter und weiter und fand sich plötzlich auf einem lichterfüllten Bahnsteig unter freiem Himmel wieder. Vor ihm stand eine scharlachrote Dampflok aus deren Kamin graue Rauchwolken pafften, die den vordersten Teil des Perrons in einen dichten Nebel hüllten. Hinter dem Zugfahrzeug waren etliche Waggons auszumachen die allesamt schon mit Schülern gefüllt waren, die ihren Eltern und Familienmitgliedern durch die Fenster hindurch zuwinkten. Auf dem Bahnsteig herrschte, obwohl sich ein Grossteil der Menschen bereits im Zug befand, ein dichtes Gedränge von Personen. Auch Tiere waren zahlreich vertreten, welche nervös um die Beine ihrer Besitzer schlichen und bei jedem unerwarteten Pfiff der Lok zusammenzuckten. „Da seid ihr ja!", hörte Milena James keuchen. Als schliesslich auch Euphemia zu ihnen fand, bewegte sich die Vierergruppe ans hintere Ende des Zuges. „Autsch", hörte James einen Jungen hinter sich schreien, der vor lauter Getümmel seine losen Schnürsenkel nicht bemerkt hatte und Kopf voran in Milenas Reisekoffer stolperte. James wandte sich um und half dem Jungen hilfsbereit hoch. „Alles in Ordnung mit Dir?"

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