-13- Enthüllungen im Bordell

5 1 0
                                    

Völlig woanders, völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Ihre schweißbedeckten Körper wälzten sich im Mondschein, der zum Fenster hineinschaute wie ein gigantisches Auge. Ihre Blicke trafen sich und verschmolzen, während sie von einer Welle der Ekstase mitgerissen wurden.

Sie ist jeden Platinwürfel wert, dachte er versonnen, nachdem er das Zimmer verlassen hatte und nun die Stufen zum Salon hinabschwebte.

„Wieder auf anatomischer Entdeckungsreise?", fragte eine vertraute Stimme.

Er blieb stehen und blickte nach unten. Der Bordellbesitzer war verschwunden. Stattdessen lehnte eine Gestalt in Talar und Kapuze am Tresen.

Der Mann auf der Treppe lächelte schief. „Schön Euch zu sehen, Torr. Vom Zusehen allein wird man halt auch nicht schlauer. Was führt Euch zu mir?"

„Es geht darum, jemanden für mich zu finden.", antwortete Torr gedehnt.

Der Blick des Mannes verfinsterte sich. „Weshalb? Wen?"

„Ein Mann aus Braunfels. Er befindet sich auf dem Weg zum König, um ein Artefakt abzuliefern."

„Lasst mich mal raten: Ihr seid hinter dem Artefakt her?" Der Mann schüttelte den Kopf wie eine Mutter, die ihren Sohn beim Klauen erwischt hat.

Torr ersparte sich die Antwort. „Hängt Euch an seine Fersen."

Der Mann hielt sich am Treppengeländer fest, als fürchtete er, jeden Moment abzustürzen. „Bei allem Respekt, das klingt alles andere als ungefährlich, vielmehr äußerst riskant..."

„Riskanter als einem Schattenlenker das Leben gerettet zu haben?", unterbrach ihn Torr. Der Mann schnappte nach Luft und sah sich um.

„Nicht so laut!", raunte er, „Also gut. Mal angenommen, ich finde diesen Boten aus Braunfels. Was dann?"

Torrs Lippen unter der Kapuze kräuselten sich, als er dem Mann seine Hand entgegenstreckte. „Dann finde ich Euch, Ihr wisst ja wie... mein neuer Schüler."


Wann immer es ein großes Geheimnis zu lüften gab, explodierten an Taoriks Geistesfirmament unzählige Feuerwerkskörper, welche funkelnde Schauer aus Impressionen, Geistesblitzen und buntesten Ideen entsandten.

- „Hallo, jemand zu Hause?"

Taorik blinzelte sich ins Hier und Jetzt zurück. „Was?"

„Habe sie in den letzten Tagen selten gesehen, was nicht viel heißt.", erklärte Yunbal nochmals.

„Die Prinzipalin?"

„Nein, Eure Großmutter." (entnervtes Stöhnen) „Naturlich die Prinzipalin."

Taorik sammelte sich und fragte: „Wisst Ihr, wo Siastraza sich aufgehalten hat?"

Der dunkelhäutige Schattenlenker zuckte die Schultern. „Eines Nachts sah ich sie fortgehen. Von der Kathedrale in westliche Richtung."

Tiefer ins Gebirge, dachte Taorik erstaunt.

„Warum fragt Ihr?", verlangte Yunbal nun seinerseits zu wissen.

„Denkt Ihr, sie plant etwas, wovon der Rest des Zirkels nichts mitbekommen soll?", hakte der gelbhäutige Schattenlenker unverdrossen nach. Yunbal hob eine Braue. Beide wandten sich unisono um, als hinter ihnen Schritte erklangen. Yunbals Schüler, flankiert von den Bornoff-Zwillingen, trottete vom Durchgang zwischen Schlaf- und Speisesaal her auf sie zu.

„Der junge Mann war auf eine Nachtwanderung aus.", sagten die Bornoff-Zwillinge in ihrem üblichen schleppend-monotonen Gleichklang. Ruhn blickte mit einer Mischung aus Angst, Verlegenheit und Trotz zu seinem Meister auf.

Im Zirkel der SchattenlenkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt