-22- Helmuts Dunkelangst

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„Und weil größerer Schwachsinn IHM nicht mehr einfiel,

nahm ER sich Schweine und Priester zum Ziel,

Die Einen beflügelte ER, bis sie vom Boden abhoben,

Die Andren beschiss ER, auf dass sie die Balken krummlogen,

Oh, welchen freudigen Segen,

Der AUTOR bringt in unser Leben!

Amenorrhö."

Der Hohepriester schloss das Gebetsbuch und klatschte es sich gegen die Stirn.

Amenorrhö.", echote die Gemeinde.

Denn so stand es geschrieben in der Heiligen Schrift, welche vom AUTOR höchstselbst den Weisesten beim Austreten und anderen unpassenden Gelegenheiten diktiert wurde. Was in der Heiligen Schrift stand, war immer richtig. (Und falls es sich mal widersprach, wurde es bloß falsch gedeutet.)


Der Morgen des 05.01. zauberte zartrosa Pastelltöne auf die allumspannende Leinwand des Himmels. Hähne krähten, Waschweiber imitierten es, Reiher pickten im Müll und wurden von oben vollgereihert. Die Königsstadt erwachte wie ein Gulli bei Hochwasser zum Leben.

Gwondil III. wandte den Blick vom Fenster ab und senkte den Becher. Auf Stiefels Gabel zitterte ein Stück Spiegelei.

Stuhlbeine schrappten entrüstet über den Boden, als sich Kommandant Helmut Lesangs Stimme mit ihm selbst erhob: „Was sagt Ihr?!"

„Ihr habt richtig gehört, Kommandant."

„Nein, ich habe Euch akustisch nicht verstanden! Wiederholt Euch!", erwiderte Helmut unwirsch.

Der Wächter räusperte sich verlegen. „Ich vermelde erneut: Die Prinzipalin ist angekommen!"

Helmuts Augen wurden schmal. Diplomatie war ein Drahtseilakt über einem Abgrund voller Flammen. Sie verstand es, Hände um Federn statt Schwertgriffe zu schließen. Sie wahrte den schönen Schein der Kompromisse, machte aus Raffgierigen Wohltäter, aus Fanatikern Fromme und aus Mordlüsternen Heiler. Diplomatie war die Kunst, aus den richtigen Worten zum richtigen Zeitpunkt zu schöpfen.

„Sofort festnehmen!", bellte Helmut resolut.

„Nein, Tee anbieten!", wiegelte Gwondil III. ab.

Der Wächter und die anwesenden Soldaten drehten Pirouetten der Verwirrung. Helmuts Mundwinkel zuckten. Stiefels Spiegelei verließ die Gabel am Zenit, einen halben Zoll von seinen Lippen entfernt, und fiel millimetergenau neben den Tellerrand.

Der König fuhr fort: „Ich selbst habe die Vorsteherin der Schattenlenker einbestellt, schon vergessen? Also genießt sie das heilige Gastrecht, was bedeutet, dass es ihr während ihres Aufenthalts in meinem Palast an nichts mangeln soll. Ich wünsche, sie in einer halben Stunde im Empfangssaal zu treffen!"

Der Wächter verbeugte sich und rauschte hinaus. Helmut schüttelte resigniert den Kopf, woraufhin sich Gwondil III. direkt an ihn wandte: „Gibt es Neuigkeiten zum Verbleib meiner Schattenlenkerjäger?"

„Das ist es ja gerade!" (der Kommandant wirkte gequält) „Sie sind unauffindbar, Eure Majestät! Selbst nach Ausdehnung vom Palastbezirk auf ganz Hellunwall und Umgebung blieb die Suche erfolglos. Augenzeugenberichten zufolge sind die beiden mit einer Delegation nach Süden abgezogen, entlang der Handelsstraße, die Euer Bote beschrieb, den Ihr zur Schattenlenkerkathedrale entsandt habt."

In Gwondils Kopf brauten sich düstere Vorahnungen zusammen.

Hastig fügte Helmut an: „Es wäre ein Leichtes gewesen, sie auf der Straße einzuholen, doch vierzehn Meilen weiter südlich verloren sich ihre Spuren, als hätte die Wildnis sie verschluckt."

Im Zirkel der SchattenlenkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt