You & I

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Lizzie

Mein Gesicht tut weh, genauso wie mein Hals, weshalb ich kein Wort mehr herausbekomme und nicht um Hilfe rufen kann. So wird Niall mich nie finden können, und ich komme auch nicht aus meinem alten Zimmer heraus. Mein Vater hat mich hier eingesperrt, damit ich wieder hier einziehen muss, in sein Haus, und damit er die Kontrolle über mich hat.

Panik und Angst kriechen mir in die Knochen, und ich bekomme Probleme beim Atmen, weil ich das Gefühl habe, dass der Raum immer kleiner wird. Ich lege mich ins Bett und schließe die Augen, dann versuche ich, ruhig zu bleiben, was mir nur teilweise gelingt. Aber dann höre ich Nialls Stimme, also hat er mich doch noch gefunden, wie auch immer er das geschafft hat, und ich öffne die Augen wieder.

„Oh Lizzie. Gott sei Dank, dir geht es gut", höre ich Niall rufen und beginne vor Erleichterung zu lächeln. Ich drehe mich um, damit ich ihn sehen kann, aber sein schönes Gesicht, das zuerst erleichtert wirkt, verändert sich dann. Ich kann alle Emotionen genau lesen: Er ist zuerst geschockt und wird dann besorgt. Aber warum? Ich öffne den Mund, um ihn zu fragen, was los ist, aber plötzlich ist der Schmerz wieder da und auch die Erkenntnis, dass ich vorher in einem Albtraum war und jetzt nicht mehr. Ich bin aufgewacht, und es handelt sich hier um keinen Traum.

Er ist wirklich hier, und ich träume nicht, aber warum ist er hier? Er sollte in den USA sein, und er sollte mich so nicht sehen. Niemand sollte das sehen, deswegen habe ich mich ja hier versteckt, damit hier niemand ist, bis die blauen Flecken weg sind. „Was ist passiert?", fragt er vorsichtig und kommt näher zum Bett, wo er sich dann auf die Kante setzt.

Ich habe mich inzwischen ganz aufgesetzt und das Gesicht weggedreht, sodass er es nicht mehr sehen kann. Aber er legt seine Finger unter mein Kinn und bringt mich so dazu, ihm das Gesicht wieder zuzuwenden. Dann wandern seine Finger von meinem Kinn zu der Seite meines Gesichts, wo es pocht. Ich schließe kurz die Augen, als er so sanft darüberstreicht, dass man es kaum spürt. Danach sieht er mir in die Augen, und jetzt muss ich die Tränen stark zurückhalten, um nicht zu weinen. Verdammt.

Das hätte er nicht sehen sollen. „Nichts ist passiert. Alles okay, Niall. Wirklich, es war ein...", beginne ich zu flüstern und überlege dann. Ja, was war es ... ein Unfall? Nein, mein Vater hat es absichtlich getan, aber das kann ich Niall nicht sagen, sonst weiß ich nicht, was er tun wird. Ich sehe, wie sich sein Gesicht von Besorgnis zu Wut wandelt, als er begreift, wer das war und dass ich gerade sagen wollte, dass es ein Unfall war. „Wer war das? War er das? Hat dein Vater dir das angetan?", ruft er plötzlich wutentbrannt und zieht seine Finger zurück.

„Ich bringe ihn um", ruft er noch lauter und geht wieder Richtung Tür. Verdammt, ich habe mir zu lange Zeit gelassen mit der Antwort. Also springe ich auf und gehe ihm nach. „Niall, bitte warte", will ich rufen, aber es ist kaum mehr als ein Flüstern, und das Sprechen tut noch mehr weh als bevor ich geschlafen habe. An der Treppe bekomme ich dann seinen Arm zu fassen, und er dreht sich schnell zu mir um, was mich einen Schritt zurückmachen lässt. Jetzt fällt sein Blick von meinem Gesicht auf den Hals, und seine Augen weiten sich, als er die Male sieht. Also hatte er das am Hals noch gar nicht gesehen.

Niall will gerade etwas sagen, als ich Liams Stimme höre: „Niall, warum brüllst du so rum? Wolltest du dich nicht umziehen und zu Lizzie fahren?", fragt er, und dann tritt Niall ein Stück zur Seite, sodass ich Liam auf der Treppe entdecke. „Oh Gott. Lizzie. Was zum Teufel?", sagt Liam, als er mich entdeckt, und ich drehe mich so, dass man es nicht mehr so krass sieht.

Jetzt hat auch Liam es gesehen, und auch er wird mich jetzt immer anders ansehen als früher. Denn es ist eine Sache, es zu wissen, dass man von seinem Vater geschlagen wurde, aber eine andere, es zu sehen. Sie werden jetzt immer dieses Bild von mir im Kopf haben.

You make me ... happilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt