Skinny Norris

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Peter rannte aus dem Gebüsch und schwang sich auf die Ladefläche. Erst als der Truck schneller wurde realisierte er in welcher Gefahr er sich befand. Er hatte sich gerade freiwillig mehr oder weniger zu einer Geisel gemacht.
„Was habe ich nur getan?", murmelte Peter.
Der rothaarige machte sich klein, Peter war bewusst, dass sobald er gesehen wird, es vorbei wäre.
So gut es ging versteckte er sich zwischen zwei Kisten.
Peters Gedanken spielten verrückt.
Was wenn er Bob nie wieder sehen würde?
Peter probierte sich zu beruhigen. Wenn er jetzt durchdrehen würde, wäre das unter Umständen sein Todesurteil.

Die Fahrt dauerte kaum 10 Minuten bis das Auto hielt.
Die Tür am Fahrersitz öffnete sich und Peter betete, dass die Fahrerin nicht auf die Ladefläche sehen würde.
Schnell entfernten sich ihre Schritte, eine Tür ging auf und wieder zu.
Es herrschte Stille.
Vorsichtig hob Peter seinen Kopf und blickte sich um, er sah ein altes, etwas heruntergekommenes Haus oder viel mehr eine Hütte. Von der Frau war keine Spur.
Instinktiv griff er nach einem Feuerzeug das neben einem Stift, einem Tuch und diversen Kisten auf der Ladefläche lag.
Der rothaarige kletterte so leise es ging vom Truck herunter und schlich zur Hauswand.
In der ersten Etage ging Licht an.
Jetzt oder nie.
Peters Blick fiel auf eine Tonne die dicht an der Wand stand.
Er kletterte auf das blaue Ungetüm, zog sich an der Regenrinne hoch und stieg auf das Vordach, welches sich rund um das Gebäude zog, somit konnte Peter glücklicherweise einigermaßen sicher stehen. Er warf einen Blick in den beleuchteten Raum.
Jackpot.
Ein Mann und eine Frau standen mit dem Rücken zum Fenster.
In der Ecke des Raums saß ein übel zugerichteter Skinny.
Da war er.

Die Frau verließ, dicht gefolgt von dem Mann, das Zimmer und Skinny blieb alleine zurück.
Peter traute sich nicht an Fenster zu klopfen, die Gefahr gehört zu werden war zu hoch.

Skinnys öffnete seine Augen. Er war so verdammt müde. Würde er hier jemals rauskommen? Wieso hat er sich mit denen angelegt? Klar, er war schlau und gerissen aber er hatte seine Gegner unterschätzt.
Plötzlich erkannte er die Umrisse vom Schisser am Fenster.
Er warf einen kurzen Blick zur Tür, wackelte sich langsam mit seinem Stuhl zum Fenster und öffnete es mit seinem Schädel.
„Skinny!"
„Leise! Mach mir diese Fesseln ab."

Peter rollte mit den Augen. Wenn er weiterhin so mit ihm sprach würde er wieder abhauen.
„Bitte.", brachte Skinny zwischen zusammengebissenen Zählern hervor.
Peter grinste, er kletterte kurzerhand in den Raum und löste Skinnys Fesseln an den Händen und Beinen.
„Komm jetzt."
Peter kletterte als erster raus und hielt Skinny eine Hand hin, um ihm raus zu helfen.
Nach einem kurzen Zögern ergriff er sie widerwillig und kletterte aus dem Fenster.
„Hast du Streichhölzer?", fragte Peter an Skinny gewandt.
Die beiden großen Jungen kauerten dicht an die Wand gepresst auf dem schmalen Dach.

Skinny schmunzelte.
Rocky Beach's vorzeige Jugendlicher rauchte.
„Du rauchst?"
Der Schisser schüttelte den Kopf.
Natürlich, hätte ihn ja auch etwas interessanter gemacht.
Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete Skinny wie dem Schläger der drei Schnüffler offenbar eine Idee kam. Er griff in seine Hosentasche und zog das Feuerzeug raus.
Der Rotschopf klemmte einen Stein so in das Feuerzeug das es nicht mehr ausging, kletterte ein paar Schritte näher zum Rand und warf das Feuerzeug.
„Bist du bescheuert?", fluchte Skinny.
Wollte er sie umbringen?
Anstelle einer Antwort deutete der Schisser, der ihm gerade sein Leidenschaft als Flammenwerfer offenbart hatte, auf die Ladefläche des Trucks. Dort war das Feuerzeug gelandet und hatte die Decke, die dort verstaut war, in Brand gesetzt.
Fuck, das war schlau.
Skinny wollte sich das nur ungerne eingestehen aber zur Zeit hatte er eh andere Sorgen. Nach wenigen Minuten rannten zwei Personen zum Truck um das Feuer zu löschen. ‚Leider' war mittlerweile das ganze Auto betroffen.

Jetzt oder nie.
Beherzt griff Peter mach Skinnys Hand und zog ihn mit sich. Die beiden schlichen über das Dach auf die andere Seite des Hauses und kletterten dort zurück auf den Boden.
„Renn.", murmelte Peter und sprintete los, es waren nur wenige Meter bis zum Wald, da das Haus auf einer Lichtung stand. Bis die Entführer das fehlen von Skinny merken würden, wären sie schon lange weg.

•~*~•

Das Telefon in der Zentrale klingelte. Justus schnellte von seinem Sessel auf und griff nach dem Hörer.
„Ja?", meldete er sich gestresst.
„Justus?"
„Ja, ist dran.", fügte er schnell hinzu.
„Es wurde ein Feuer gemeldet, seid ihr in den Fall verwickelt?", fragte Kommissar Cotta.
Justus runzelte die Stirn.
„Was denken sie denn von uns?"
„Das wollt ihr nicht wissen. Also?"
„Wo ist das Feuer?"
„Ein bisschen außerhalb von Santa Monica. In der Nähe des Industriegebiets."
„Ja! Können sie uns mitnehmen falls sie dort hin fahren?"
Nun wurde auch Bob hellhörig.
„Da wir nicht wissen was brennt oder ob es Brandstiftung war und ich nur zu gerne wissen würde in was ihr da schon wieder verwickelt seit, meinetwegen."

Ca. 15 Minuten später saßen Justus und Bob hinten im Polizeiwagen.
Bob knabberte nervös an seinen Fingernägeln während Justus Cotta schlussendlich doch noch die ganze Geschichte erzählte.
Dieser wirkte von Sekunde zu Sekunde besorgter.
„Das Problem ist, dass wir der Cosa Nostra nie etwas nachweisen können. Wir wissen was sie tun und wer für sie arbeitet aber wir kommen nicht an sie ran.", erklärte Cotta.
„Hoffen wir, dass es jetzt klappt."

Bob hörte dem Gespräch kaum zu. Er war viel zu nervös. Was wenn er Peter nie mehr küssen könnte? Er hat das letzte mal zwar genossen aber wenn er gewusst hätte, dass es das letzte mal sein könnte dann-.
Er unterbrach sich selbst.
Keine Panik.
Keine Panik.
Keine Panik.
Keine Panik.
Keine Panik.
Keine Panik.
Wen wollte er hier verarschen? Er hatte Panik.

•~*~•

Skinny probierte so schnell zu rennen wie der Schisser, scheiterte jedoch.
Nach guten 20, gefühlten 40 Minuten, wurde Skinny langsamer.
„Fuck bist du schnell.", keuchte er.
Peter drehte sich zu ihm um.
„Wir sind eh weit genug weg."
Skinny atmete erleichtert auf. So viel Ausdauer hatte er nicht.
Ohne Vorwarnung zog Peter ihn in einen Busch.
„Woah!", Skinny erschrak.
„Ich schreibe jetzt Justus und Bob wo wir sind. Dann kommen sie mit einem Auto und wir sind so gut wie im Sicherheit."
„Dich suchen die Arschlöcher aber auch nicht.", murrte Skinny.
„Fürs erste im Sicherheit.", korrigierte sich Peter.

Er zog sein Handy aus seiner Hosentasche.
„Fuck! Es ist leer."
Skinny verdrehte die Augen.
„Na super. Und jetzt?", fragte Skinny genervt.
„Lass mich denken!", fauchte Peter ihn an.
„Eh würde ich gerne aber da kommt jemand auf unser Gebüsch zu der das selbe tattoo hat wie meine Entführer. Was zu Hölle?!"

??? | Der Gegner im NetzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt