Offene Karten

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Peter und Bob saßen wie bei einem Verhör nebeneinander auf dem Sofa.
Justus setzte sich ihnen gegenüber auf den Sessel und sah sie ruhig an.
Er hoffte, dass sie das Gespräch beginnen würden.

Peter starrte auf den kleinen Tisch vor ihnen.
So hätte das alles nicht laufen sollen.

Bob hob den Kopf. Nichts war schlimmer als die Stille.
„Justus, es tut uns leid. Wir-"
Weiter kam er nicht, ihm fehlten die Worte.
„Es tut uns leid, Just. Wir hätten nicht-"
Auch Peter brach ab. Was sollte er sagen?

„Was tut euch leid?", fragte der erste Detektiv ruhig.
„Wir hätten es dir sagen sollen.", fuhr Peter fort.
„Hättet ihr, ja. Aber ihr müsst euch nicht entschuldigen."

„Doch! Wir haben dir nicht Bescheid gesagt, obwohl wir dir vertrauen. So ist es nicht. Du wärst die erste Person die es gewusst hätte aber- es- wir- naja, wir waren noch nicht so weit.", stammelte Bob.
Justus nickte. Er verstand, natürlich verletzte es ihn aber er verstand.

„Wie lange läuft denn schon was zwischen euch?"
„Ungefähr zwei Monate.", murmelte Peter.

Die beiden sahen immer noch sehr bedrückt aus. Justus seufzte, er hasste es aber er musste das jetzt wohl machen.
Er stand auf und umarmte zuerst Peter und dann Bob.
„Beruhigt euch. Ich bin euch nicht böse. Ihr könnt mit mir über alles reden, aber ihr müsst es nicht."
Der braunhaarige wusste, dass die Freundschaft der beiden schon immer dicker war als die zu ihm. Nun wusste er, dass es daran lag, dass die beiden wohl schon immer diese gewisse Spannung hatten.

„Danke, das ist wirklich lieb von dir Just."
Bob nickte.
„Solange das nicht in den Weg unserer Detektivarbeit kommt. Macht was ihr wollt."
Seine Freunde lächelten. Er konnte sehen welche Last von ihren Schultern gefallen ist.
„Wissen eure Eltern es...?"
Peter schüttelte heftig den Kopf.
„Nee, glaube das wäre eher kontraproduktiv."

Der Nachmittag verwandelte sich bald in den Abend. Die drei redeten noch lange und schauten sich danach noch einen Film an.
Justus schlief auf dem Sofa, auf das sie sich alle drei gequetscht hatten, ein. Als Peter und Bob gingen, sagten sie noch kurz Tange Mathilda Bescheid, dass Justus in der Zentrale wäre und machten sich danach ebenfalls auf den Weg.
Peter brachte Bob nach Hause und fuhr danach zu sich.

Als er die Tür öffnete standen seine Eltern in der Küche.

Der rothaarige verdrehte die Augen. Ein Wunder das beide mal da waren. Sein Vater war oft weg und seine Mutter, naja, war oft mit Freunden weg oder betrog seinen Vater. So genau wusste er es nicht.
Obwohl betrügen würde ja gegen die Bibel gehen? Oder?
Peter selbst war nicht religiös aber seine Eltern umso mehr.
Dementsprechend war Peter zwar getauft aber er hatte sich nie wirklich mit einer Religion verbunden gefühlt.

„Junger Mann. Mit dir wollten wir eh reden. Wie schön das du noch vor Mitternacht erscheinst."
Seine Mutter sah ihn tadelnd an.
„Es ist doch erst 22 Uhr...", verteidigte sich Peter.
„Wo warst du überhaupt?", fragte dein Vater.
„Mit Justus und Bob auf dem Schrottplatz."
„Schwachsinn! Meinst du nicht wir wissen was du treibst?", unterbrach ihn seine Mutter.
„Was?"
Peter verstand nichts mehr.
„Was ist es? Drogen? Spielsucht? Frauen? Warum treibst du dich so oft spät abends rum oder kommst nicht nach Hause?"
Peter starrte seine Mutter geschockt an.
„Du bist doch eh nie da!! Woher willst du überhaupt wissen was ich mache und wo ich bin???"
„Red nicht so mit deiner Mutter! Hab ein bisschen Respekt!"
„Halt du dich da raus! Du bist kein Stück besser! Weißt du überhaupt wie alt ich bin? Wie oft warst du in den letzten Jahren nicht da? Zu meinem Geburtstag kein einziges mal.", Peter schrie nun fast.

„Wie redest du denn mit mir?! Auf dein Zimmer! Ich will nichts mehr von dir hören bis du gelernt hast vernünftig mit mir zu sprechen!"
Peter starrte seinen Vater entgeistert an.
„VERSCHWINDE!!", schrie er.
Der rothaarige zuckte zusammen. Seine Mutter schüttelte enttäuscht den Kopf.

Er schnappte sich seinen Autoschlüssel und rannte aus dem Haus. Peter knallte die Tür hinter sich zu und sprintete zu seinem Auto. Schnell sprang er hinein und schloss die Türen von innen ab. Erst im Auto atmete er wieder aus.
Wohin?
Der rothaarige ließ den Motor an, blindlings fuhr er los.
Er wurde ein paar mal angehupt, er hatte wohl jemandem die Vorfahrt genommen.
Nach ungefähr zehn Minuten parkte er sein Auto, als er sich umsah wo er eigentlich gelandet war, fand er sich am Strand wieder.
Es war schon stockdunkel draußen aber Peter stieg trotzdem aus.
Sein Unterbewusstsein wusste wohl, dass in das Meer immer beruhigte.
Vielleicht mochte er deswegen Bobs Augen so sehr...

Er stieg die Treppen zum Strand runter und ging zum Wasser.
Die Wellen rauschten leise und der Mond stand am Himmel.
Fast Vollmond. Oder abnehmender Mond?
Peter ließ sich in den Sand fallen, er saß im Schneidersitz am Meer. Eine innere Ruhe kam über ihn, wie eine Welle. Nur surfte er diesmal nicht auf ihr sondern tauchte ab.
Er öffnete seine Augen als ein Vogel über ihm kreischte.
Peter seufzte. Der rothaarige zog seine Beine an sich und legte seinen Kopf auf die Knie.

Er schloss die Augen. Das beruhigende Geräusch der Wellen verfehlte nie seinen Zweck.

Als er die Augen wieder öffnete strahlte ihm die Sonne ins Gesicht.
Peter blinzelte gegen die Sonne.
Was? Wo? Wann? Wie?
Er setzte sich auf.
SAND?!
Dann erinnerte der rothaarige sich. Er musste wohl eingeschlafen sein. Überall in seinen Haaren war Sand, sogar im Mund und in den Augen hatte er die fiesen kleinen Steine.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

                                           06:53

Peter gähnte. Als Nächstes folgte der Blick auf sein Handy.

                                    Kein Empfang

Er wuschelte sich durch die Haare um irgendwie den Sand loszuwerden. Eine junge Frau joggte an ihm vorbei, sie warf ihm einen komischen Blick zu. Zu recht, wahrscheinlich sah er aus wie ein Alkoholabhängiger Obdachloser der die Nacht am Strand verbracht hat. Teile davon stimmten ja.

Er stand auf und klopfte sich den Sand von der Kleidung. Müde machte er sich auf den Weg zu seinem Auto. Als er den Parkplatz erreicht hatte kamen alle Benachrichtigungen an. Sein Handy spielte verrückt.
Als Peter erneut einen Blick auf die Nachrichten warf kriegte er fast einen Herzinfarkt.
Über 53 verpasste Anrufe von Bob und locker 30 Nachrichten.
Justus hatte es auch ein paar mal probiert.

Ach schau an, sogar seine Mutter hatte ihm eine Nachricht geschrieben.

Wir möchten mit dir reden,
heute um 17:00. Sei bitte
pünktlich.                           06:49

Well, fuck. Peter seufzte noch einmal. Schnell rief er Bob zurück.

„PETER! MENSCH WO BIST DU? ALLES OKAY?"

Peter hielt sich das Handy etwas vom Ohr weg.

„Hey, Bob, ja alles gut. Ich bin am Strand. Bin da irgendwie eingeschlafen... hatte keinen Empfang."

„Peter, ich habe mir so Sorgen gemacht. Fährst du jetzt zu dir nachhause?"

„Mhm."

Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht, musste wohl aber sein.

„Ich komme vorbei."

Bob legte auf.
Der rothaarige ließ sein Handy sinken. Plötzlich wurde ihm schlagartig bewusst wie kalt ihm war. Der Herbst war schließlich eingetroffen und angenehm war es nicht mehr. Er zog sich schnell seine Kapuze über, stieg ins Auto und fuhr nachhause.




Giving Peter family issues and not regretting a thing

??? | Der Gegner im NetzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt