Der Anruf

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Als Peter und Bob beide geduscht hatten und gemeinsam in der Küche der Andrews standen, klingelte Peters Handy. Lachend griff Bob nach dem Handy und wollte es Peter reichen.
Der sah jedoch nur kurz hoch.
„Wer ist es?", fragte der rothaarige und widmete sich schnell wieder dem kochen zu.

Bob warf einen Blick auf Peters Handy und erstarrte.
„Du, Peter, es ist deine Mutter."

Nun blickte auch Peter irritiert zu ihm.
Er nahm sich das Handy und ging, nach kurzem Zögern, ran.

„Peter?", kam die leise Stimme aus seinem Handy.
„Was willst du?"

Bob war überrascht wie kalt Peters Stimme klang.
„Ich- wir wollen uns entschuldigen. Komm doch bitte noch einmal vorbei."
„Das Risiko mir nochmal eine zu fangen, ist mir da zu hoch."

Peters Mutter schniefte einmal.
„Bitte- Du- Du kannst auch jemanden als Absicherung mitbringen. Wir wollen wirklich nur kurz mit dir reden."

Peter blickte zu ihm und er nickte knapp.
„Gut. Ich komme, in ca einer Stunde kann ich da sein."
„Danke. Bis gleich."
Peters Mutter legte auf.

„Alles okay?", fragte er seinen Freund vorsichtig.
„Mhm. Ja. Alles gut.", winkte Peter ab.
Bob konnte erkennen, dass es nicht ganz stimme. Drängeln wollte er ihn aber auch nicht und so schwieg er lieber.

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln beendeten sie das kochen und aßen schnell.
Um Peter etwas abzulenken redete Bob von den unterschiedlichsten Dingen aber wirklich klappen tat es nicht.
Peter stocherte lustlos in seinem Essen rum, aß aber kaum etwas.

Bobs Herz schmerzte als er Peter so sah.
„Peter. Du musst das nicht essen. Wir können dir später auch einfach irgendwas warm machen."
Sein Freund nickte dankbar.
Peter half ihm schnell beim abräumen und sie zogen sich die Schuhe an.

Als sie wenig später in Bobs Auto saßen und zum Haus der Shaws fuhren, hatte Peter kein weiteres Wort mehr gesagt.
Bob hatte seine Finger ins Lenkrad gekrallt.
„Nervös?", fragte der blonde in die Stille.
„Bisschen."
Er nickte.
Als Bob vor dem Haus parkte, griff er kurz nach Peters Hand und drückte sie leicht.
„Soll ich mit rein gehen?"
„Wenn das für dich okay ist..."

Der blonde nickte schnell und Peter lächelte ihn dankbar an.
„Du schaffst das. Ich bin bei dir."

Peter wünschte er hätte die Worte um zu sagen wie dankbar er Bob war, aber die hatte er nicht. Er würde ihm das irgendwann sagen können aber an dem Tag war es noch nicht so.

Sie stiegen aus und Peter klingelte an der Haustür.

„Peter!"
Seine Mutter lächelte ihn müde an.
Ihr Blick wanderte zu Bob und auch ihn lächelte sie kurz an.
Bob hatte die Arme verschränkt und blickte Mr Shaw, sobald sie drinnen waren, finster an.

Peter konnte sehen, dass seinem Vater ein fieser Spruch auf den Lippen lag, er sich aber zurückhielt.
„Sohn."
„Dad."

Bob hatte sich hinter Peter aufgebaut, musste aber feststellen, dass er, mit seinen 1.75, hinter Peter kaum bedrohlich wirkte.
Dann war eben zur emotionalen Unterstützung dabei, was soll's.

„Wegen gestern, tut mir leid. Ich hätte dich weder schlagen noch so am Kragen packen dürfen."
„Ach.", stellte Peter verächtlich fest.

„Bitte verzeih uns. Es wird nie wieder vorkommen."
Peter sah zu seiner Mutter, ihr standen Tränen in den Augen.
Er spürte Bob hinter sich stehen und auch wie angespannt sein Freund war.

Peter atmete einmal tief durch.
„Ist okay."
Bob schnappte hinter ihm nach Luft.

Seine Mutter fiel ihm um den Hals und Bob trat einen Schritt nach hinten.
Peter rührte sich nicht von der Stelle, jedoch spürte Bob, dass er sich etwas unwohl fühlte.

„Ich würde mich sehr freuen wenn du die Nacht hier bleiben würdest.", fing seine Mutter an zu sprechen.
Hilfesuchende sah er zu Bob. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Ich, eh, müsste das kurz mit Bob besprechen."

Mit diesen Worten zog er den blonden mit einer Hand in den Flur und schloss die Tür hinter ihnen.

Bob lehnte mit verschränkten Armen an der Wand während Peter unschlüssig vor ihm stand.
„Sag doch was.", bat Peter ihn.
Er atmete einmal tief ein und wieder aus. Peter wollte seine Meinung dazu hören? Dann sollte er sie auch bekommen.
„IST OKAY???!!!", schrie Bob.

Peter zuckte zusammen und legte ihm schnell seine Hand auf den Mund.
„Psst!!"
Bob rollte mit den Augen und leckte über Peters Hand.
Dieser zog seine Hand schnell weg und machte ein überraschtes Gesicht. Bob grinste kurz, sah ihn aber schnell wieder ernst an.

„Warum zur Hölle hast du ihnen vergeben? Er hat dich geschlagen!"
„Sie sind meine Eltern! Damit muss ich mich einfach abfinden."
„Ich finde Familie macht was anderes aus, als Blutsverwandtschaft."

Peter sah Bob ruhig an.
„Wenn ich heute Nacht hier bleibe, dann wird vielleicht alles so wie früher."
Bob schüttelte den Kopf.
„Was ist wenn er dir wieder was tut?"
Er nahm die Hand des größeren und sah ihn besorgt an.
„Das wird nicht passieren."

„Ich kann ja hier bei dir bleiben. Dann kann ich sicher gehen...."
„Vergiss es. Du freust dich schon lange auf den Tag den deine Eltern morgen mit dir geplant haben. Nichts da."
Bob verstummte. Peter hatte recht. Seine Eltern hatten einen unglaublich coolen Plan für seinen Geburtstag gemacht, aber viel wichtiger war doch, dass Peter sicher war.
„Du fährst gleich schön nach Hause, wenn es dir damit besser geht können wir noch telefonieren aber ich ruiniere dir nicht deinen Tag morgen."

Zögernd nickte Bob. Das klang nach einem guten Kompromiss.

Peter wollte gerade die Tür wieder aufmachen als Bob ihn zurück zu sich zog, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen kurzen Kuss gab.
„Alles wird gut.", flüsterte Peter.
Bob nickte und sie gingen zurück zu Peters Eltern.

„Ist gut, ich bleibe die Nacht hier.", verkündete Peter.
„Schön!!", seine Mutter wirkte begeistert.

                                           •~*~•

Peter stand an der Haustür und verabschiedete Bob. Der kleinere umarmte Peter fest.
„Pass auf dich auf.", hauchte er.
„Mache ich. Komm gut nach Hause."
„Ruf. Mich. An.", forderte Bob eindringlich und verschwand dann.
Er ignorierte das mulmige Gefühl in seiner Magen Gegend und fuhr weg.

Peter seufzte und ging zurück ins Haus.

Seine Eltern saßen im Wohnzimmer und seine Mutter winkte ihn zu sich heran.
Zögernd folgte er ihrer Aufforderung und setzte sich mit etwas Abstand zu ihnen.
Anfangs redeten nur seine Eltern, so gelassen und fröhlich wie er es schon lange nicht mehr mitbekommen hatte. Nach einiger Zeit fing auch Peter an zu reden und bald schon führte die Familie ein ganz normales Gespräch.
Vergessen war das, was sich noch am Vortag angespielt hatte.

Als Peter Stunden später müde in sein Zimmer lief, rief er Bob an. Sofort ging dieser ran.
„Peter! Mein Gott ich habe mir Sorgen gemacht! Alles gut?"
„Ja. Alles gut. Mach dir keine Sorgen."
Bob atmete erleichtert auf.
„Bitte denk nicht, dass ich dir nichts zu traue oder-"
„Würde ich niemals.", unterbrach ihn Peter.

Bob lächelte müde.
Ihm war bewusst, dass er nicht halb so viel litt wie Peter, dennoch nahm ihn Peters Situation ebenfalls sehr mit. Er wollte Peter unbedingt beschützen, aber er hatte nicht die Möglichkeit dazu.

Die beiden wechselten zu FaceTime und nach wenigen Minuten war Peter eingeschlafen.
Bob fiel das ganze etwas schwerer. Bei jedem kleinsten Geräusch, dass aus seinem Handy kam, öffnete er erneut seine Augen und suchte den Bildschirm nach der Ursache ab.

Bis spät in die Nacht konnte Bob nicht einschlafen, als es dann irgendwann klappte wälzte er sich im Schlaf hin und her.

                                           •~*~•

Peter wachte gegen 06:00 Uhr auf.
Verdammte Scheiße! Er wollte doch den Tag nutzen und lange schlafen.
Er blickte auf sein Handy und sah Bob mit dem Rücken zu ihm gedreht schlafen.
Schnell legte er auf, damit Bobs Eltern nichts merken würden, und schrieb Bob eine Nachricht, dass alles okay war.

Dann zog er sich Sportklamotten an und machte sich auf den Weg um seine alte Joggingrunde zu drehen.
Auf dem Weg schrieb er Jeffrey eine Nachricht, ob er ihn begleiten wollte.

??? | Der Gegner im NetzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt