Leichen im Keller

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Finn hatte also schon mal Sex mit einem Jungen gehabt. Ansich ja nicht schlecht, wenigstens einer der sich auskannte. Doch deswegen hatte ich nicht weniger Angst davor und zu dem fühlte ich mich wieder wie eine Jungfrau. Uncool irgendwie. Aber Sex war schließlich noch kein Thema für unsere Beziehung. Ich hatte gar keine Zeit für ein solches Thema. Das ganze Chaos mit Sasha und Justin, meine letzten drei Prüfungen, all das war neben den täglichen kleinen Dingen kaum zu schaffen. Trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl als ich am Donnerstag Nachmittag aus meinem Deutschabitur rauskam. Jetzt stand nur noch Geographie mündlich und Kunstcolloquium an. Wie jeden Samstagvormittag traf ich mich mit ein paar Leuten aus meinem Erdkundekurs und seit gut vier Monaten hatten wir uns auf die Prüfung vorbereitet. Ich konnte meinen Abschluss also trotz der Katastrophen noch irgendwie retten.

"Ich muss mit dir reden." Ich staunte nicht schlecht als Sasha vor meiner Tür stand. Etwas verklemmt lies ich sie rein. Es war merkwürdig neben ihr auf meinem Bett, in dem wir schon oft miteinander geschlafen hatten, zu sitzen: "Willst du was trinken ?" Sie schüttelte ihren Kopf. Sie sah mich nicht an. Es war das erste mal seit einem Monat, dass sie mit mir sprach: "Ich liebe dich Kevin. Ich war so glücklich mit dir und ich habe viel nachgedacht." Scharf atmete sie ein: "Ich möchte, dass du glücklich bist und ich möchte ehrlich sein. Ich bin zwar noch immer verwirrt wie und warum das zwischen dir und Finn passiert ist aber wenn du jetzt glücklich bist, dann möchte ich dir nicht im Weg stehen. Ich brauche jetzt viel Zeit. Ich glaube auch, dass das Studium so weit weg von meiner Familie und von dir mir helfen wird über uns hinweg zu kommen. Und ich hoffe wir können danach vielleicht noch Freunde sein." Glücklich nickte ich: "Das wäre sehr schön." Sasha lächelte schwach: "Ich muss dir noch etwas sagen. Ich möchte, dass du das weißt. Ich habe es bisher verschwiegen weil es mir unangenehm war, aber du bist mir wichtig und ich weiß nicht was Finn-" Sie hielt plötzlich inne als hätte sie sich doch anders entschieden. Dann blickte sie ernst in meine Augen: "Ich hab dir doch von Rene aus der 8 Klasse erzählt und das Finn ihn immer so blöd angemacht hat. Naja, in Wirklichkeit hatten die beide ein Verhältnis. Ich habe das erst viel später erfahren. Es war so ähnlich wie jetzt. Verstehst du ? Ich weiß nicht ob Finn es ernst mit dir meint, aber ich kann jetzt auch nicht sagen ob an der Sache was dran ist. Ich wollte nur, dass du das weißt." Sie gab mir einen Abschiedskuss auf die Wange und lies mich entsetzt zurück. War es lediglich ein krankes Hobby von Finn mit den Freunden seiner Schwester etwas anzufangen ? Wollte sie mir das sagen ? Wütend warf ich mich auf mein Bett. Sasha würde mich nicht anlügen und ich wusste sie würde nie jemanden etwas böses wollen. Aber Finn ? Was führte er im Schilde ? Verarscht er mich etwa ? Völlig in Rage stürmte ich aus dem Haus. Ich musste das mit ihm klären !

Auch wenn ich als Absolvent frei hatte, Finn als Praktikant musste in der Schule sein. Ich fand ihn im Kunstsaal. Er saß nichts ahnend vor einer Skizze und bemerkte mich erst nachdem die Tür zu geworfen war: "Hey." sagte er verträumt. Ich knallte meine Haustürschlüssel vor ihm auf den Tisch: "Dein 'Hey' kannst du dir sparen ! Was war da mit Rene vor 4 Jahren? Stehst du überhaupt auf mich ? Treibst es wohl gerne mit den Freunden deiner Schwes-" Er ohrfeigte mich. Ich erstarrte zu Eis. Finn sah dunkel zu Boden: "Du hast ja keine Ahnung..." Er stand auf und verlies den Raum. Ich folgte seiner Silhouette bis sie nicht mehr zu sehen war. Völlig verwirrt nahm ich meine Schlüssel. Wieder stieg mir Wut bis zum Hals. Was hatte ich denn jetzt bitte falsch gemacht ? Ein großer Stich durchfuhr meinen gesamten Körper nachdem ich das von ihm gezeichnete Bild gesehen hatte. Ich verfluchte mich und wünschte alles zurück nehmen zu können. Er hatte mich gezeichnet. Ich kannte das Gefühl nur zu gut. Früher hatte ich auch Dinge gemalt, die mir sehr wichtig waren oder einen besonderen Moment darstellen sollten. Aber warum hatte er sich kaum verteidigt ? Steckte hinter der Sache mit Rene etwa noch mehr ? Sashas Exfreund konnte ich nicht fragen, er war passenderweise in der 9 Klasse weggezogen. Aber ob Finn jetzt noch mit mir reden würde ? Ich bin so ein Idiot ! Schnell steckte ich die Zeichnung ein und verließ die Schule. Ich hatte keine Wahl, ich musste Finn zur Rede stellen.

Am nächsten Tag hatte ich keine Zeit mit ihm zu reden. Das vorletzte Abitur stand an. Mit einem guten Gefühl ging ich in die Aula, wo Geographie geschrieben werden sollte. Man wies mir einen Platz weiter hinten zu. Ich schluckte als ich Justin neben mir sitzen sah. Flüchtig sah er mich an: "Viel Erfolg." sagte er schwach. Ich grinste und hätte fast geheult so glücklich machten mich diese beiden Worte. Das war ein gutes Zeichen: "Danke, dir auch."

Die vier Monate Vorbereitung hatten sich ausgezahlt, denn mit Leichtigkeit löste ich Aufgabe für Aufgabe. Ich schaffe mein Abitur! dachte ich zufrieden. Nachdem ich auch diese Prüfung überstanden hatte, verließ ich leise den Saal. Draußen vor dem Schultor zückte ich mein Feuer und zündete eine Zigarette an. Langsam zog ich den Rauch durch meine Lungen und lies ihn wieder raus. Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter: "Wie der Vater so der Sohn, was ?" Ruckartig drehte ich mich um und starrte in das Gesicht meines Vaters: "Papa ? Was machst du denn hier in Deutschland ??" Er lachte: "Ich werde hier her zurück versetzt. Ab Montag arbeite ich wieder in meiner alten Firma."

Großer Bruder, Große Liebe (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt