Letzte Prüfungen

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"Finn ?" Sanft nahm ich seine Hände. Er sah mich nicht an, zitterte und seine Tränen fielen auf das Bett. Ich zog ihn näher an mich und nahm in meine Arme. Dann beugte ich meinen Kopf zu seinem: "Lass mich dir helfen." Ich küsste ihn und zärtlich berührte ich seine Brust. Finn öffnete seine Lippen und reflexartig drang meine Zunge durch zu seiner. Er drückte mich an sich und ich spürte wie er etwas ruhiger wurde. Schließlich suchten wir Luft zum atmen und Finn drückte seine Stirn gegen meine. Ich küsste seine Stirn: "Ich befreie dich von dieser Qual, ok ? Ich helfe dir." Wieder nahm ich seine Hände: "Wir schaffen das."

Das erste was ich tun konnte, war Sasha von der Wahrheit zu erzählen. Es würde eine große Last von seinen Schultern fallen, wenn Sasha ihn nicht mehr für die Trennung mit Rene verantwortlich machen würde. Also machte ich mich noch vor meiner letzten Prüfung auf zu ihr nach Hause. In aller Frühe klingelte und begrüßte ich meine putzmuntere Exfreundin: "Kevin ? Schreibst du heute nicht Kunst?"

Wenige Sekunden später waren wir auf dem Weg zur Schule. Sasha wollte ohne hin dorthin um Finn sein Mittagessen zu bringen, deswegen war sie auch schon so früh wach gewesen: "Also du wolltest reden ?" Etwas gekränkt von der Wahrheit nickte ich: "Sasha, du hast Finn zu Unrecht beschuldigt." Sie krümmte ihre Augenbrauen: "Was meinst du?" Wieder nickte ich: "Die Sache mit Rene...Du weißt, ich würde dich nie anlügen. Sag mal hast du dich je gefragt, warum sich Finn damals nie verteidigt hat ? Warum er sich für ein Kunststudium so weit weg entschieden hat ?"
"Weil es stimmt, habe ich damals angenommen und weil er Abstand zu mir brauchte." Ich schüttelte meinen Kopf und blieb stehen: "Rene hat Finn vergewaltigt." Sasha riss ihre Augen weit auf: "Kevin, spinnst du ? Du kannst doch nicht einfach sowas behaupten !!" Ihr Kopf glühte bereits. Meine Mimik wurde steif: "Finn hat es mir erzählt. Dein Bruder ist von damals psychisch total angeschlagen. Es ist die Wahrheit. Ich glaube ihm. Er hat schrecklich geweint und seine Stimme hat bei jedem Wort furchtbar gezittert. Finn hat sich damals nicht verteidigt, weil er innerlich zusammen gebrochen ist. Er hatte kaum Kraft sich zu wehren. Außerdem hatte er Angst vor dem was Rene hätte tun können." Sasha wurde blass: "Aber ich habe die beiden doch erwischt und Rene meinte-"
"Er hat gelogen. Er hat dir die ganze Zeit etwas vorgemacht. Warum ist er wohl kurz darauf in ein Internat nach Amerika gezogen ? Weil er Angst hat, dass Finn ihn bei der Polizei anzeigt, schließlich war sein Druckmittel, nämlich das Outing von Finn, durch dich längst verblasst." Sasha zitterte: "Also habe ich Finn zu..." Erschrocken presste sie beide Hände vor den Mund: "All die Jahre musste er..." Sasha brach zu Tränen aus: "Es tut mir so leid." Ich strich ihr kurz übers Haar: "Sag das ihm, nicht mir."

Punkt acht betrat ich die Aula. Hoffentlich zum letzten Mal, dachte ich. Ich schluckte und knetete meine Hände. Schließlich bekam ich meine Prüfung und laß ruhig Aufgabe für Aufgabe durch. Panik überrollte mich. Was war denn das ? Drei Zeichen-Aufgaben. Das schaffe ich nie! Meine Atmung wurde unregelmäßig und ich blickte mich um. Viele schienen kein Problem zu haben, was für noch mehr Beunruhigung in mir sorgte. Ich nahm mir vor mit Kunstgeschichte und den Karikatur-Auswertungsaufgaben an zu fangen. Plötzlich fiel es mir wieder ein. Finn hatte doch gesagt auf die Zeichnungen gibt es die meisten Punkte und die Zeit könnte hinter her knapp werden. Ich holte tief Luft. Ich habe, dass doch schon mal hin bekommen. Genau wie damals. Ich stellte mir vor wie ich gewöhnlich an meinem alten Platz im Kunstsaal saß, neben mir stand er. Ruhig und Konzentriert arbeiten. Saubere Konturen und Fixierung an die wichtigen Stellen der Zeichnung. Bleib aufmerksam. Es klappt ! Ich war so ruhig wie noch nie. Keine Linie verrutschte, keine Schattierung war unsauber. Da waren nur Finn und ich.

Zufrieden verließ ich den Saal und machte mich auf zum Raucherplatz. Ich atmete tief durch. Das Abi war durch ! Ich grinste und zog meine Marlboro aus meinem Rucksack. Justin tippte meine linke Schulter an: "H-hast du mal eine ?"Mit roten Wangen sah er zu Boden. Überrascht weiteten sich meine Augen: "Äh klar. Hier." Justin nahm sie mit zittrigen Händen entgegen und starrte noch immer hinab: "Kevin, es tut... also ich wollte mich..." Er schluckte: "Tut mir echt leid. Ich war voll kindisch. Du bist mein bester Freund und ich vermisse dich. Es ist mir egal wen du liebst. Ich meine sowas ist doch nichts schlimmes. Ich war nur so... so, keine Ahnung, überfordert ? Das war alles 'n bisschen viel. Ich meine wir kennen uns seit der fünften Klasse und ich konnte mir, dass nicht vorstellen bei dir..." Meine Augen wurden glasig und ein schwaches Lächeln zierte mein Gesicht. Fest, wenn auch nur kurz, schloss ich ihn in meine Arme: "Freunde ?" Er nickte: "Die Besten."

"Danke. Ich meine, dass du es Sasha gesagt hast. Sie hat sich bei mir entschuldigt und gemeint, sie bereut es nie an diese Option gedacht zu haben." Ich blickte in seine wunderschönen Augen. Vorsichtig nahm ich seine Hand: "Und wie geht es dir jetzt ?" Er zuckte mit den Schultern: "Besser. Du hattest Recht. Mit jemanden darüber zu reden hilft. Ich habe mich auch schon wegen einer Trauma-Therapie umgesehen. I-ich habe nur... nur etwas Angst, weil-" / "Hey, ich bin ja bei dir. Wir schaffen das. Du musst da nicht alleine durch. Wenn du willst komme ich beim ersten Gespräch mit und warte dann auf dich." Finn grinste: "Das wäre schön." Dann küsste er mich. Ich sah ihn erwartungsvoll an: "Sag mal, hast du bei mir eigentlich auch Angst ? Ich meine, wenn wir mal..." Er schüttelte seinen Kopf: "Nein. Ich mag dich und das ist der Unterschied. Ich mag dich wirklich. Bei dir fühlt es sich schön an und vor allem richtig. Bei dir bin ich selbstbewusst und Angst habe ich kaum, wenn ich mit dir zusammen bin." Ich zog ihn näher zu mir und wieder berührten sich unsere Lippen. Dann unsere Zungen und schließlich strich seine Hand wieder über meine Brust. Es war als würde er eine elektrische Spur hinterlassen, so intensiv waren seine Berührungen. Auch ich hatte keine Angst vor ihm. Dennoch, jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunkt miteinander zu schlafen, auch Finn merkte das und aus der Knutscherei wurde erst mal nicht mehr.

Großer Bruder, Große Liebe (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt