Vater

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*Herbert*
Ich seufztewohlig auf. Ich habe mich seit Jahrhunderten nicht mehr so entspannen können wie jetzt, wo ich Alfred im Arm halte.
Ihn in meiner Nähe zu haben, mit ihm zu reden und ihn zu sehen, das alles hat wieder nach so langer Zeit Licht in mein untotes leben gebracht. Ein Licht, welches ich damals durch Alfred bekam und meinte für immer wieder verloren zu haben.
Dennoch genügte es nicht, dass ich mich wieder komplett zuhause fühlen kann. Erst das wissen, dass die Person, welche mein Herz gehört, mir scheinbar so vertraut, dass er mich nicht fürchtet, gibt mir dieses Gefühl nach und nach zurück.
Meine Eckzähne kribbeln und ich spüre wie dieser hässliche Kopf der Gier nach Blut meiner inneren Bestie sich rührt, doch schaffte es einfacher als sonst es in die Schranken zu weisen. Alfred roch nunmal verlockend.

"Möchtest du heute Abend weiter über deine Träume reden Alfred?" Durchbrach nach einer Weile die Stimme des Grafen die angenehme Stille in der Bibliothek, welches nur vom knistern des Kamins gefüllt wurde.
Ich spürt wie Alfred sich verspannt, weswegen ich mein Gesicht aus meinem Versteck löste und sanft seins an Kuhle zwischen meiner Schulter und Hals führe. Nachdem er sich dort angelehnt hat streiche ich  ihm beruhigend durchs Haar streicht. Fast sofort entspannte Alfred sich wieder und nimmt einer meiner Hände.
Ein Anker an die Welt, um nicht von seinen Gedanken und Gefühlen mitgerissen zu werden. So wie früher

*Alfred*
"Wie ich bereits erwähnte kamen bisher zwei Personen vor. Einmal Sie Exzellenz und Herbert. Meistens schien es einen Auslöser zu geben..." beginne ich, mein Blick an der Grafen gerichtet, welcher ihn ruhig erwiderte. Fast väterlich und beruhigend. Herberts griff um meine Hand verstärkte sich auch, was ich dankbar erwiderte.
"Der eine wo Sie vorkamen war als wir mit der Schulklasse vor den Toren des Schlosses ankamen. Jedoch war es nicht wirklich ein Traum, sondern eher wie als würde ich mich an etwas lang vergessenes Erinnern." Ich spüre wie Herbert sich verspannt und schaue ihn fragend und ängstlich an.
Verwirrung, Hoffnung und was nicht definierbares begegnete mir in seinen Augen. Als ich wieder zum Grafen blicke das gleiche.

Dieser Graf erhob sich als er die Furcht des Studenten spürte und sah. Er kniete sich vor den Sessel wo die beiden jüngeren drauf saßen, sodass sie fast auf aufenhöhe sind, und legt eine Hand an seinen Arm.
"Ruhig Alfred. Konzentriere dich auf deine Atmung und sage mir erst was du gesehen hast, wenn du dazu bereit bist." Den Rat folgend atmete ich tief durch und lächele zittrig. "Es war wie an jenem Abend, jedoch waren wir nur zu zweit. Ein älterer Herr und ich in Kleidung aus einer anderen Zeit. Dieser und Herbert verließen uns, doch den Grund weiß ich nicht. Ich kann mich an nichts gesprochenes erinnern außer am Ende. Sie sagten mir..." ich verstumme und kneife meine Augen zu. Es fühlt sich an als würde jemand etwas spitzes in meinen Kopf stechen.

"Und liebst du dieses Leben, wird dein Leben leben sein und dich befreien."

Erschrocken reiße ich die Augen auf, die stärker werdenden schmerzen ignorierend.
"Wo... woher wussten sie das?" fragt er mit zittriger Stimme. Der Graf lächelt leicht, scheinbar... traurig? Warum?
Jetzt merke ich auch wie Herberts Hand erstarrt ist, genau wie der Rest seines Körpers, doch ignoriere es vorerst, mich auf die Antwort des Grafen konzentrierend.
"Weil es genau ist  wie du sagtest... es ist eine lang vergessene Erinnerung. Eine aus einem anderen Leben."
"Was?..."

Schmerz. Mein Kopf explodiert fast. Ich kann nichts sehen. Ich höre einen Schrei, welcher Schmerz erfüllt ist und stelle fest dass es der meine ist.
Kälte an meiner Stirn. Sie nimmt jedoch nicht den Schmerz, gibt nur Sicherheit, genauso wie die Arme die mich halten.

"Vater was passiert? Was ist los?" höre ich Herbers panische Stimme. Sie erinnert mich an etwas, jedoch nur die Gefühle welche damit verbunden sind und noch stärker als der Schmerz.
Trauer und Liebe.
"Es sind seine Erinnerungen. Eine Siegel oder ähnliches scheint zu breche und das zu schnell auf einmal. Leg ihn hin, bevor er sich verletzt..." kommt die ruhige und bestimmende Anweisung des Grafen durch den Nebel. Den Rest des gesagten kann ich jedoch nicht mehr hören.
Vater...

***

"Nenn mich Vater Alfred. Ich sehe dich schon lange als mein zweites Kind und ich merke auch, dass es dir ähnlich ergeht."
"Ist das wirkich ok?" Der Graf nein... Vater lächelt mich an. Wir standen auf den Zinnen und er war dabei mir mehr zur Astronomie beizubringen, als wir darauf kamen wie ich in die Obhut des Professors kamen.

Ich erzählte wie meine Eltern, als ich noch zu klein war um mich zu erinnern, bei einem Unfall verstarben. Der Professor nahm mich als ich 11 war auf als er mich zufällig in einem Kinderheim traf, wie ich gehänselt wurde, weil ich so viel las.
Seitdem lebte ich bei ihm und sah immer zu ihm auf, hatte jedoch nie das Glück das Gefühl zu kennen, welches Eltern dir gaben, konnte jedoch nun so viel lernen wie ich wollte, solang ich den Professor half. Konnte später auch studieren, was ich als Geschenk sah.
Dennoch... ich wünschte ich hätte Eltern, welche ich stolz machen könnte wie meine Kommilitonen es taten.

"Natürlich. Wenn auch du es möchtest"
bestätigte Vater es mir erneut. Ich merke wie mir Tränen in die Augen steigen und lache. Glücklich schmeiße ich mich in seine Arme und werde auch sofort lachend aufgefangen.

***

"Vater..."
Dann wird alles schwarz.



Hallo. Es tut mir sooooo leid, dass so lange nichts kam. Ich wollte immer wieder, aber dann machte mir das Leben wieder eine strich durch die Rechnung.
Ich hoffe nun wieder regelmäßig schrieben zu können und merke wieder sehr ich es vermisst habe.
Wenn ihr wünsche oder Ideen habt, sagt gerne Bescheid, auch wegen konstruktiver Kritik.
HerbieStitch

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 11, 2023 ⏰

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