Erinnerung aus einer anderen Zeit?

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„Sarah?" mit hoffnungsvoller Stimme folge ich dem Gesang, welcher aus einem Raum am Ende des Korridors zu kommen scheint. Als ich die Tür öffne erblicke ich jedoch nicht Sarah im angrenzenden Badezimmer.
„Ich bitte um Entschuldigung" bitte ich schnell um Verzeihung und drehe mich schnell um um den Raum wieder zu verlassen.
„Bleib. Ich möchte mit dir reden." erklingt seine Stimme und ich drehe mich überrascht um. Er kommt, nur in einem weit ausfallendem hellem Oberteil, welches Blick auf seinem Brustkorb freigibt, und heller Hose auf mich zu. Als er mich erreicht legt er mir eine Hand auf die Schulter, wobei er mich anlächelt was seine spitzen Zähne aufblitzen lässt. Ich schlucke hart. Auch in seinen Augen liegt etwas dunkles was ich nicht zu deuten weiß, doch mein Körper schreit mich an zu fliehen.
„Vater ist sehr begeistert von dir und ich finde wir sollten... Freunde werden."
Die Art wie er Freunde betont lässt in mir Alarmglocken klingen vor allem mit Erinnerung an gestern Abend als ich ihm das erste mal begegnete. Mein Körper schreit noch lauter zu fliehen.
„Aber ich muss doch noch zum Ball!" lasse ich mir schnell diese schlechte Ausrede einfallen und möchte schon aus der Tür fliehen, doch er hält mich an der Hüfte fest.

„Du musst zu mir nett sein. Ich will dich verstehen. Oh was macht dich so blass? Bist du Krank?" fragt er besorgt. Ich schaue ihn an und versuche ein Lächeln.
„Nein mir gehts gut vielen dank." versichere ich, doch trotz dessen berührt er meine Stirn.
„Aber nein du hast Fieber mein Freund. Du solltest besser im Bett sein. Oh nein was muss ich sehen? Du zitterst ja vor Angst, mon Cheri." sagt er erneut besorgt und küsst meine Hand, was mich rot werden lässt.
„Ich zittere nie." versuche ich es abzustreiten, was aber dadurch das meine Stimme bebt nicht funktioniert.
„Aber ja du bist ängstlich mein Freund." versichert er mir während er an mir vorbei geht. Als ich ihm hinterher blicke merke ich dass es nur von mir in den Spiegeln an der Wand ein Spiegelbild gibt. Von ihm nicht. Erschrocken blicke ich ihn erneut an. Um mir nichts anmerken zu lassen und betend, dass er nicht mein rasendes Herz hört, wechsel ich das Thema. Dabei gehe ich näher auf den Spiegel zu.
„Wie man hört gibt es hier einen Ball irgendwo."
„Du hast einen süßen Popo!" höre ich nur die gesäuselte Antwort und drehe mich schnell erschrocken, ihn mit meinen Händen und dem Buch verdeckend, ihm wieder zu.
„Ein Ball!" wiederhole ich und scheine ihn so aus seine wohl nicht ganz jugendfreien Gedanken, welche mich betreffen, zurück zu holen. Doch er geht nicht darauf ein.
„Und deine Augen. Die Wimpern so zart wie Fäden aus purem Gold." sagt er entzückt und berührt mein Kinn, was mich erneut erröten lässt. Er findet meine Augen schön?
Doch da tänzelt er schon durchs Bad fröhlich singend: „Ja heut Nacht ist Ball. Ich lade dich ein. Mit Wein, Musik und Kerzenschein! Es wird Gigantisch, romantisch! Mit dir im Arm werde ich im siebten Himmel sein!"
Plötzlich finde ich mich in seinem Arm wieder und er tanzt mit mir zu einer nicht Hörbaren Melodie Walzer.
Als ich mich mehr schlecht als recht bei einer seiner Figuren drehe bemerkt er das Buch in meiner Hand und nimmt es mir neugierig ab.
„Ach zeig mal was liest denn du?" fragt er mich immer noch mit singsang und Lächeln im der Stimme.
„Ein Buch" antworte ich zögernd. Hoffentlich sieht er nicht was ich da lese. Doch natürlich ist es der Fall.
„Gedichte so?" Begeistert und lächelnd dreht er sich zu mir um und kommt auf mich zu.
„Ich wusste es ja siehst du, du bist verliebt, ohoh." singt er weiter, drückt mir das Buch in die Hand und tanzt wieder durch den Saal.

„Dass es so etwas gibt, denn auch ich bin verliebt und weißt du in wen?" fragt er mich nun anlächelnd und wieder auf mich zukommend. Ohoh.
„Ja ich liebe dich!" Jetzt steht er hinter mir. Ich umklammre mein Buch und beobachte ihn aus meinem Augenwinkel. Versuche verzweifelt mein Zittern zu verstecken.
„Wenn liebe in mir ist, dann kann ich nicht widerstehen!" Im letzten Moment sehen ich wie er sich meinem Hals nähert und mich beißen will und schreie laut auf. Schnell schiebe ich ihm das Buch zwischen die Zähne damit er etwas anderes zu beißen hat und flüchte schnell aus den Raum, sein wütendes Fauchen ignorierend.

***

„Du hast es noch?" frage ich ihn schüchtern. Sanft streiche ich über das Buch, welches Tiefe Bissspuren aufweist. Die Titel kann man jedoch immer noch lesen. Ratgeber für Verliebte. Ich merke wie mir Tränen in die Augen kommen.

Sanft schlingen sich zwei Arme um meine Hüfte und ich spüre einen Sanften Kuss an meiner Schläfe. Ich seufze und lasse mich nach hinten in seine Arme fallen, wodurch manche seiner langen blonden Haare meinen Hals kitzeln.
„Natürlich. Es hält eine wichtige Erinnerung für uns und hat mich Geduld gelehrt. Vieles was darin steht ist wirklich wahr." antwortet er. Seine Stimme ist etwas gedämpft, weil er seinen Gesicht beschämt in meinem Hals versteckt hat. Ich lächele und lege es vorsichtig auf den Schreibtisch zurück, bevor ich mich vorsichtig in seinen Armen umdrehe und Herbert direkt in seine wunderschönen blauen Auge blicke. Sanft nehme ich sein Gesicht in meine Hände.
„Du weißt dass ich dir längst dafür vergeben habe. Es ist schließlich auch Jahrhunderte her seitdem du richtigen Kontakt mit Menschen hattest und wusstest nicht wie du deine Gefühle zeigen solltest. Und du hast recht. Auch wenn ich nicht vieles von dem lesen konnte was darin steht, weiß ich eins was auf jedenfalls wahr ist." lächle ich sanft und stelle mich auf meine Zehenspitzen.
Fragend und neugierig schaut er mich an.

„Ein Kuss sagt mehr als tausend Worte." Murmel ich gegen seine Lippen bevor ich sie vorsichtig mit meine versiegel.
Auch wenn es nicht unser erster Kuss ist, so bin ich immer noch nervös, da das noch alles neu für mich ist. Ich entspanne mich jedoch sofort als er mich stärker in den Arm nimmt und erwiedert.
Ich liebe dich, Herbert von Krolock.

***

Erschrocken schrecke ich hoch. Ich bin in einem hellem Zimmer. Der Kamin leuchtet, wegen des Feuers, welches in ihm brennt. Wegen des bekannten Geruchs, welcher mir in die Nase steigt, nehme ich an das es Herberts Zimmer ist. Es fühlt sich auch so vertraut an.
Dann erinnere ich mich an meinen Traum. Oder war das gar kein Traum?
Plötzlich höre ich wie die Tür sich öffnet und Hebert tritt ein, hinter ihm der Graf und blicken mich erst besorgt und dann erleichtert an.
„Endlich bist du aufgewacht!" ruft Herbert erleichtert und schmeißt sich wie ein kleines Kind in meine Arme, was mich Lächeln lässt.

„Herbert jetzt lass den armen Jungen erstmal richtig zu sich finden." tadelt ihn der Graf doch lächelt. Elegant setzt er sich ans fußende des Bettes und legt sanft und väterlich eine Hand auf mein Bein. Herbert saß nun neben mir, doch hatte mich nicht einmal losgelassen. Bei dem wissenden Grinsen des Grafen werde ich rot. Dachte er etwa wir wären ein Paar? Bei dem Gedanken beschleunigt sich mein Herzschlag.
„Wie geht es dir Alfred?" fragt er mich sanft und ich meine Sorge in seinen Augen sehen zu können.
„Gut. Ich habe nur leichte Kopfschmerzen." antworte ich. Der Graf nickt bevor er mit einem verschmitztem Grinsen seinen Sohn ansieht.
„Siehst du Herbert, ich habe dir gesagt er stirbt nicht." Eben genannter streckt ihn nur als Antwort die Zunge raus, was mich kichern lässt.
„Weißt du denn warum du unmächtig geworden bist?" fragt der Graf nun wieder an mich gerichtet. Ich zögere.
Soll ich ihm von meinen Träumen erzählen?

Hallo Ihr Lieben. Hier ist ein neues Kapi.
Ich hoffe es gefällt euch und dass die Badezimmer Szene mit einigermaßen gelungen ist. Ich würde mich freuen wenn ihr mir eure Meinung sagt und wie es euch gefallen hat.

Liebe über den Tod hinausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt