Auf den zweiten Blick - Ein Wattpad Community Projekt

5. Kapitel - Flo

Ich hatte es heute nach der Arbeit geschafft, meinen absoluten Lieblingsplatz im Café zu ergattern. Während es draußen in Strömen regnete, saß ich an der Theke direkt am großen Fenster und beobachtete Peggy dabei, wie sie tapfer allein alle Gäste bewirtete. Aufgrund des schlechten Wetters hatte es ungewöhnlich viele Besucher hierher verschlagen und der Laden brummte. Dave und Till taten währenddessen eifrig so, als ob sie Inventur machten, um sich vor der Arbeit zu drücken.

„... und was genau ist jetzt an hartem Sex zu beanstanden?", hakte Dave nach, während er in einem Ordner nach der Rechnung der letzten Kaffeebestellung suchte.

Ich konnte merken, wie mein Gesicht sich schon wieder in Scharlachrot tränkte.

„Psst! Dave...", nuschelte ich und blickte mich peinlich berührt zu einer Gruppe von vier Müttern um, die mit ihren Kleinkindern zufrieden Waffeln und Kuchen schlemmten. Bei Daves Worten hatte sich eine der Mütter verschluckt und hustete nun sehr laut und ermahnend.

Aber Dave rollte nur unbeeindruckt mit den Augen und Till ergänzte zwinkernd: „Liebes, ich hätte ein solches Angebot sicher nicht ausgeschlagen." Dafür kassierte er einen Ellbogen von Dave. Jetzt grinste auch ich.

„Und du willst dich wirklich nicht noch einmal mit dem Kerl treffen?", Dave schlug den Ordner zu und beugte sich über die Theke zu mir vor. Als er weitersprach war sein neckisches Grinsen einem ermutigenden Lächeln gewichen: „Wann warst du das letzte Mal auf einem Date, Flo? Auch wenn es nicht der Mann deiner Träume ist, kann ein Flirt nicht verkehrt sein."

Ich zuckte mit den Schultern: „Das hat sich erledigt... Ist auch besser so!"

Peggy ließ völlig außer Atem ein Tablett mit leeren Kaffeetassen und gestapelten Tellern auf die Theke sausen und schnaubte laut: „Jungs, wenn ihr mir nicht sofort helft, verlange ich eine Gehaltserhöhung von zweihundert Prozent.„Peggy, wir müssen grad Flo beraten...", versuchte sich Till von der Arbeit zu drücken aber Peggy drückte ihm unbeeindruckt ihre schwarze Schürze in die Hand: „Ich übernehme Florina und du Tisch sieben. Die wollen entkoffeinierten Milchkaffee mit fettfreier Sojamilch und zuckerfreiem Karamellsirup, ein Mineralwasser mit Gurkenschale – aber bitte geschält – und einen Kakao mit aufgeschäumter Milch, Pulver unbedingt separat und nicht untergerührt."

Ich lachte auf und schielte zu Tisch sieben, an dem drei Frauen saßen. Sie alle drei wirkten höchst unsympathisch. Neben einer viel zu stark Geschminkten und Blondierten, entdeckte ich auch meine ungeliebte Cheffin. Schnell drehte ich mich weg, damit sie mich nicht entdeckte.

Till hatte sich Peggys Schürze umgebunden und damit begonnen viel zu große Gurkenscheiben in ein Wasserglas plumpsen zu lassen: „Dann überrede unsere Maus mal davon, dass auch ihr ein Date mal gut tun würde..."

Peggy grinste: „Geht's immer noch um den Idioten mit dem Taschentuch?"

Ich nickte und Peggy blickte daraufhin Till und Dave irritiert an: „Aber warum sollte sich Flo denn mit dem noch mal treffen? Der war doch nichts!"

„Harter Sex!", strahlte Dave. „Dave!", riefen Peggy und ich gleichzeitig. Die Mutter, die sich bereits vor wenigen Minuten verschluckt hatte, blickte nun böse in unsere Richtung und zischte: „Ich dachte das wäre ein familienfreundliches Café!"

„Na, wie sind ihre Kinder denn wohl auf die Welt gekommen? Der Klapperstorch wars wohl nicht", flüsterte Dave so leise, dass nur Peggy und ich ihn hören konnten. Während ich schon wieder puterrot anlief, lachte Peggy laut auf.

Dann ergänzte sie: „Aber allgemein wäre gegen ein Date wirklich nichts zu sagen, Flo...!" Dave und Till nickten synchron. Plötzlich leuchteten Peggys Augen hell auf: „Ich glaub ich hab ne Idee! Wir haben doch schon ewig kein Speed-Dating im Café mehr angeboten...!"