Den Weg zu dem kleinen Italiener in dem ich als Teenager gejobbt habe, hätte ich mit verbundenen Augen gefunden. Dementsprechend problemlos konnte ich meine Gedanken anderen Themen widmen.
Hard zum Beispiel. Es schien, als hätte ich mich in ihm getäuscht. Vorhin wirkte er nämlich gar nicht, wie ein idiotischer Playboy, der sich einfach nur ein Mädchen aufreißen wollte. Stattdessen war er witzig, freundlich und ehrlich gesagt auch ganz süß gewesen.
Aber was wenn das auch nur eine Masche gewesen war? War es vielleicht noch zu früh, ihm mein Lieblingsrestaurant zu zeigen? So dumm es auch klingen mag, dieser Ort war mir sehr wichtig und ich wollte eigentlich nicht, dass er von einem schlechten Date entweiht wurde. War das hier überhaupt ein Date?
Jetzt war es eh zu spät. Wir standen schließlich schon fast davor.
„Wie lang ist es denn noch?", fragte Hard. Er schien leicht aus der Puste. Vielleicht bin ich in meinen Gedanken zu schnell gelaufen?
„Sind gleich da!", rief ich ihm zu und versuchte meine Nervosität so gut es ging zu überspielen.
Schließlich standen wir dann vor unserem Ziel. Es war ein kleines Lokal in einer Nebenstraße. Unter der roten Markise waren Tische mit karierten Tischtüchern aufgebaut und in bunten Blumentöpfen gereihten alle möglichen Pflanzen.
„Komm rein!", forderte ich Hard auf und öffnete die Tür. Tatsächlich widersprach er nicht und gab auch keine sarkastische Antwort. Dafür war er viel zu sehr von diesem wunderschönen Ort verzaubert.
Ich erwischte mich dabei, wie ich bei seinem faszinierten Anblick lächeln musste und ein verräterisches Kribbeln in der Magengegend verspürte.
Nein, ich durfte mich nicht verlieben. Nicht in einen Jungen, den ich gar nicht richtig kannte. Der zwar die Hälfte der Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, ganz nett gewesen war, sich aber den Rest der Zeit wie das letzte Arschloch aufgeführt hatte.
Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam Paolo, der Besitzer des Lokals, auf mich zu.
„Florina!", rief er. „Schön dich wieder zu sehen, Mädchen! Wen hast du denn da mitgebracht?", wollte er wissen.
„Das ist Hard", antwortete ich, woraufhin Paolo mich sehr verwirrt ansah. „Mädchen,", meinte er. „macht dir das ganze Sorgen?"
Nun war ich verwirrt, bis ich verstanden hatte, was er meinte. „Oh, nein!", antwortete ich. „Er", ich zeigte auf meinen Begleiter, „ist Hard!" Als mir dann auffiel, wie falsch das klang, fügte ich noch hinzu: „Also...So heißte er."
Mittlerweile bereute ich den Spitznamen aufgrund all dieser Missverständnisse, doch für einen Rückzieher war es nun zu spät.
Paolo stellte keine weiteren Fragen, sondern führte uns nur zu einem kleinen Tisch. Seine Blicke machten mir klar, dass er glaubte das hier wäre ein Date. Vielleicht war es das auch. Ich war mir da selbst nicht so ganz sicher.
Als mein ehemaliger Chef endlich in die Küche verschwunden war, um unsere Pizzen vorzubereiten, hatte ich endlich wieder das Gefühl mit Hard sprechen zu können, ohne unter konstanter Beobachtung zu stehen. Natürlich mochte ich Paolo. Er war ein herzlicher, guter Mensch, doch leider auch manchmal eine Spur zu neugierig.
„Und?", fragte ich. „Wie findest du es hier?"
Darauf antwortete Hard: „Sollte die Pizza auch nur halb so gut schmecken, wie ich es jetzt erwarte, muss sie sehr gut sein."
Und da war es wieder. Dieses Gefühl, als er mich anlächelte. Doch ich versuchte sofort es so weit zurück zu schieben, wie es ging. Schließlich würde mich ein Typ wie er bestimmt nur verletzen und daran hatte ich kein Interesse.
„Du magst also Filme?", fragte er plötzlich so unvermittelt, dass ich zunächst nur ein Nicken hervorbrachte.
Doch wenige Momente später schaffte ich es auch eine verbale Antwort hervor zu bringen: „Ja, das tue ich. Wieso?"
„Ach, nur so" meinte Hard. „Ich nämlich auch und da dachte ich wir könnten ja vielleicht mal zusammen ins Kino gehen."
Noch bevor ich richtig darüber nachgedacht hatte, hatte ich ihm schon zugestimmt. Doch dann kamen wieder die Zweifel. Was waren seine Absichten? Meinte er diese Einladung als eine Art Date? Oder nicht? Warum konnte er mir nicht einfach sagen was er wollte?
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Auf den zweiten Blick - Ein Wattpad Community Projekt
RastgeleDieses Buch ist im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes entstanden, bei welchem viele Autorinnen und Autoren gemeinsam eine Geschichte geschrieben haben. Florina, eine eher schüchterne junge Frau, trifft unverhofft auf Leonhard, der das genaue Gegen...