Rafael

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Basti und ich saßen am Küchentisch, als es an der Tür klopfte. Wir blickten uns fragend an. Wer war das? 
Ich stand auf, um die Tür zu öffnen, aber die war nach wie vor verschlossen. 
Fast hätte ich es übersehen, aber auf dem Boden lag ein Buch mit braunem Einband und rotem Titel aufgedruckt. 

"Varo 5." 

Eigentlich wollte ich Basti zu mir rufen, damit ich es ihm zeigen konnte, aber dann erinnerte ich mich, dass ich auch einfach wieder zu ihm gehen könnte. 
Ich drehte mich mit dem Buch in der Hand um und setzte mich wieder an den Tisch. Ich knallte es auf den Tisch und warf demonstrativ die Hände nach hinten. 
"Oh nein", murmelte Basti. "Was ist los?", fragte ich sofort. Wenn Basti so reagierte, konnte es gar nicht gut sein. 

"Veni", meinte er leise, "Varo war noch nie so. Wir waren höchstens im Team Speak, und haben uns nie irgendwo eingeschlossen. Und unsere Skins sind hier auch nirgendwo. Veni, das is..." "Basti, mach dir keinen Kopf. Bist doch sonst immer so gechillt. Es wird schon nichts von dir gepostet werden. Lass uns das jetzt erstmal lesen, dann können wir immer noch entscheiden", schlug ich vor, auch wenn ich mich bei dem Gedanken nicht sonderlich wohl fühlte. Basti hatte recht, und er wusste, dass er recht hatte. Aber irgendwie musste ich ihn beruhigen. 
Denn ein nervöser und besorgter Basti kann ganz schön anstrengend werden. 

"Das ist Varo 5", begann ich zu lesen. Über uns lief jemand umher, ich hörte jeden Schritt. Weitere Schritte, ich meine außerdem ein Schluchzen zu hören. 
"Auf was haben wir uns hier nur eingelassen", kommentierte Basti. Ah, das Stadium des Hinterfragens ging los. 
"Die Teams...", ich ließ meinen Blick nach unten schweifen, bevor ich weiter las, "Fuck." "Was ist los?" Basti kam auf meine Seite des Tisches, stellte sich hinter mich und legte seine Hände auf meine Schultern. 

"WichtigeWilma", sagte ich nur kurz. "Ja, anscheinend ist Mike auch dabei", meinte Basti, "was ist dein Problem mit ihm?" "Mein Problem ist nicht Wichtiger, sondern seine Partnerin: Wilma. Basti, Wilma ist meine Schwester!", stellte ich klar, ich war kurz vorm Schreien. 
"Wie alt ist sie?", fragte Basti. "Ich weiß nicht, vielleicht von sechzehn bis achtzehn", murmelte ich, zum Ende hin wurde ich immer leiser. 
"Wie lang hast du nicht mehr mit ihr geredet? Mann weiß doch, wie alt seine Schwester ist, Rafi", warf  der Mann mit den eisblauen Augen mir vor. Ich blickte zu ihm auf. "Vielleicht sieben, acht Jahre", wisperte ich so, dass man es eigentlich nicht mehr hören konnte, aber Basti schaffte es trotzdem. 

"Veni, ich ahne Schreckliches. Du musst mit ihr reden, bevor es zu spät ist", ordnete er an. Er kramte sein Handy heraus und tippte daran herum, während ich mir Vorwürfe über die letzten acht Jahre meines Lebens machte. 

Varo 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt