Ich hasse es. An Tagen, an denen ich ganz entspannt ausschlafen, wach ich um, keine Ahnung, 6:00 Uhr auf, und an Schultagen könnt ich ewig schlafen.
Heute war so ein möglicher Ausschlaftag; um 7 Uhr war ich wach.
Es war warm in meinem Bett und ich kuschelte mich noch enger in meine Decke. Mann, ich will noch nicht aufstehen. Nicht jetzt, wo ich noch so lang einfach liegen bleiben könnte und sonst nichts machen könnte.Für einen kurzen Moment hatte ich komplett vergessen, wo ich überhaupt war. Aber dann erinnerte ich mich wieder: Stimmt ja, Varo 5 mit Mike und mir. Wann war nochmal Start? Fuck, um 12! Ich schreckte hoch.
Obwohl noch fünf Stunden Zeit war, musste ich mich vorbereiten - der frühe Vogel fängt den Wurm.Ich streckte mich und quälte mich aus dem Bett. Ich warf einen Blick auf mein warmes Bett, es war echt unordentlich. Ich richtete das Kopfkissen und die Decke. Eigentlich tat ich das nie, ich war schlichtweg zu faul dafür, aber man konnte sich ja immer etwas Neues angewöhnen. Danach zog ich mir einen Pullover an, wobei mein Blick auf meinen vernarbten Augen lag. Mann, wie ich es hasste, diese Linien jedes Mal zu sehen. Ich weiß nicht, warum genau ich damit angefangen hatte, aber mittlerweile hatte ich ziemliche Kunstwerke auf meinen Unterarmen. Mir machte es Spaß. Wenn meine Eltern davon wüssten, würden sie mich zum Psychiater schicken. Ich hasse es. Und eine knielange Hose und meinen üblichen Schmuck.
Ich ging in die Wohnküche und ging an die Besteckschublade, die ich gestern entdeckt hatte.Ein Messer, gut geschliffen. Vorsichtig fuhr ich mit einem Finger über die scharfe Kante. Sofort trat Blut hervor und inständig hoffte ich, dass es bald zu bluten aufhörten würde - und das tat es zum Glück auch. Ich zog meinen rechten Ärmel hoch. An meiner Elle fehlte noch ein Symbol. Ich überlegte nicht lange und ließ die Klinge ruhig über meine Haut gleiten. Mit wenigen Schnitten hatte ich dort einen Schlüssel eingeritzt. Mittlerweile konnte ich es sogar ganz gut.
Der erste Versuch einen Schlüssel in meine Haut zu schneiden, war nicht die hellste Idee gewesen. Es war so ziemlich das erste Mal, dass ich mir gezielt Narben machte, und seitdem hatte ich eine hässliche, zehn Zentimeter lange Narbe an meinem Oberschenkel. Auch der Grund, warum ich höchstens knielange Hosen anzog.
Behutsam tupfte ich mit einem Tuch auf meinem frisch beschnittenem Arm herum, um die Blutung zu stoppen. Ich hoffte, dass Mike das nicht sehen wird, ich hatte Angst davor, wie er reagieren könnte.Als mein Arm zu bluten aufhörte, schob ich meinen Ärmel wieder zurück. Das Messer war schnell abgewaschen, nur der Blutfleck am Anfang vom Erl könnte mich noch verraten. Ich beschloss, es später einzustecken.
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche hervor und sorgte dafür, dass die Wohnküche von The Weeknd erfüllt wurde. Ohne zu überlegen deckte ich erst den Tisch und stellte dann ein paar Semmeln, Marmelade und Aufstrich drauf.
Weil Mike immer noch nicht wach war, glaubte ich, tanzte ich noch etwas rum und sang leise mit.Eine Viertelstunde später, gerade lief "Lost in the fire", fühlte ich mich beobachtet. Sofort schaute ich in Richtung Türrahmen. Dort lehnte Mike ganz entspannt, sein Blick ruhte auf mir. Augenblicklich hörte ich auf, zu singen und zu tanzen.
"Guten Morgen", wollte ich das drückende Schweigen aufheben, aber der Junge grüßte nicht zurück. Bevor ich aber etwas erwidern konnte, kam er auf mich zu, packte mich an der Hand und begann auch zu tanzen.
Es dauerte etwas, bis ich dann auch mittanzte. Früher hatte ich immer Hip-Hop getanzt und ich konnte es immer noch verhältnismäßig gut.Ich weiß nicht, wie lange wir so miteinander Spaß hatten, aber irgendwann ließen wir uns komplett außer Atem auf die Couch fallen. Ich hatte nicht darauf geachtet, dass ich ausreichend Abstand zu Mike hatte, denn kaum lagen wir nebeneinander da, zog er mich in seine Arme. Er drückte meinen rechten Unterarm leicht, und ich zuckte vor Schmerz zusammen. Fuck, ich hätte es lassen sollen.
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Varo 5
FanfictionDas ist Varo 5. Wilhelmina, 17 Jahre alt, erinnert sich an nichts mehr, als sie eines Morgens mit Kopfschmerzen in einem Raum aufwacht, mit ihr ein Junge. Doch das ist weder ein Traum noch die Folgen von zu viel Alkohol: Das ist Varo 5 - und das l...