"Nooreax wurde von WilhelminaLP getötet."
Es dauerte, bis ich realisierte, was ich gerade gehört hatte. Meine Schwester ist eine Mörderin. Vor Verwunderung blieb ich stehen. Das tat ich sonst nie. Der erste Tod hatte mich ja auch nicht so aus der Fassung gebracht.
Basti rannte immer noch weiter. Er brauchte noch etwas, um zu verstehen, dass ich nicht mehr neben ihm war.
Es war riskant, hier einfach stehen zu bleiben, mitten im Wald. Wo sich Heiko und Faister auch irgendwo rumtrieben. Und noch vier andere Teams. Ich glaube, Mango und Mahluna, Rewi und sein Teammate, ein reines Mädchenteam und ein Team mit zwei Unbekannten.Ich schüttelte meinen Kopf und sprintete zu dem Braunhaarigen nach vorne. Kaum angekommen, lief Basti auch schon weiter. Wir sind nicht lange gelaufen, als er fragte: "Veni, was war los?" "Wilma hat gerade jemanden getötet", erklärte ich. Ich wusste selbst nicht, warum mich das so störte. "Traust du ihr das nicht zu?" Basti brachte mich uns zum Stoppen. Er packte mich etwas unsanft an meinem Arm und zog mich an sich. Er flüsterte eindringlich in mein Ohr, als ob es sich nicht gehört, zu überlegen und zu überdenken. "Veni, das ist ein Projekt, bei dem es ums Töten geht, das weißt du. Das wissen wir beide. Letztes Varo haben wir ja gewonnen, und da haben wir auch gemordet."
"Doch schon, ich weiß", bestätigte ich. War ja nicht so, als wäre ich nicht dabei gewesen. "Aber sie macht das so rapide", vervollständigte ich meinen Gedankengang. "Bist du eifersüchtig, weil sie vor dir gekillt hat?", fragte er.
Mann, warum konnte dieser Mann mich so gut lesen? "Eventuell", meinte ich. Basti nickte. Als ob er mich verstehen könnte. Meine Situation war beschissener als alle, die er schon je gehabt hatte.Nachdem wir etwa 10 min gehetzt nebeneinander hergelaufen waren, fanden wir dann eine Höhle vor. Sie wirkte unberührt. Deswegen betraten wir sie auch.
Ich weiß nicht wie lange wir da drunten waren, aber jedenfalls länger als drei Stunden. In der ganzen Zeit hat uns kein einziger Mob angegriffen. Es war nicht mal einer da. KEIN EINZIGER!
Irgendwann, als die Sonne unterging, kamen wir dann aus der Höhle hervor. Wir hatten einiges an Eisen und Gold gefunden, und das mussten wir jetzt erstmal durch den Ofen laufen lassen. Basti und ich saßen eine gefühlte Ewigkeit vor diesem Höhleneingang, schwiegen uns an und beobachteten unsere Umgebung haargenau. Basti lehnte an der Steinwand gegenüber von mir und starrte konzentriert auf den Boden.
Ich erwischte mich immer wieder, wie ich unabsichtlich zu ihm blickte, und ihn auch immer länger anstarrte.Ich hatte ihn ja zuvor noch nie gesehen. Deswegen hatte ich ihn mir auch komplett anders vorgestellt. Basti hatte braunes Haar, das er kurz geschnitten hatte und dunkle Augen. Er hatte einen blassen Hautton und gerade Zähne. Er war ungefähr so groß wie ich und - ich wusste zwar, dass er regelmäßig rudern tat, aber dass man das so sehr sehen konnte, hatte ich mir nicht ausgemalt - starke Arme und eine gute Haltung. Allgemein war er sehr hübsch, und er hatte so ein faszinierendes Grinsen, ich könnte Stunden damit verbringen, ihm einfach nur dabei zuzusehen.
Jedenfalls zwang ich mich immer wieder dazu, wegzusehen. Klappen tat das aber nicht sonderlich gut.
Ich bemerkte erst, dass ich ihn wieder ansah, als er seinen Kopf hob und direkt an mir vorbeiblickte. In seinen Augen spielte sich irgendetwas ab, erkennen was, konnte ich aber nicht."Veni!" Eine überschwänglich glückliche Stimme begrüßte mich von hinten. Sie hörte sich an wie die von Wilma, nur um einiges tiefer. "Wer bist du?" Basti sah die Person hinter mir eindringlich an. Ich drehte mich um und sah in die Augen eines der Unbekannten. "Und hallo Basti!" Der Blondhaarige wollte zu ihm gehen, doch ich stellte ihm kurzerhand ein Bein.
Basti war aufgestanden und wiederholte: "Wer seid ihr?"
"Erkennst du mich nicht?" Der Blondhaarige wirkte etwas enttäuscht. Aus dem nichts fing er an zu lachen wie ein Verrückter. Und jetzt wusste ich wer er war: Diese Lache hatte nur einer - Stegi. Und der Braunhaarige war dann wahrscheinlich Tim."Was wollt ihr hier?" Basti musterte die beiden abwertend. "Wir wollten uns einen idoneus locus - einen geeigneten Platz - suchen", erklärte der Andere. Ja, eindeutig Tim. "Wir konnten ja nicht wissen, dass ihr hier seid", ergänzte Stegi, "aber ihr dürft uns nichts antun, und wir euch auch nicht."
Irgendwie glaubte ich ihm nicht. Dieses Lächeln, das er auf den Lippen trug, sah ganz und gar nicht freundlich aus.
Tim deutete in Richtung des Himmels. Aus dem nichts befand sich da jetzt eine digitale Uhr. 20:14 Uhr. Stimmt. Seit vierzehn Minuten waren alle safe.
"Von mir aus könnt ihr bleiben", meinte ich dann, "solange Basti nichts dagegen hat." "Ne ne, passt schon", bestätigte mein Teammate. Ich setzte mich zu Basti an die Steinwand, Stegi und Tim pflanzten sich auf meinen alten Platz.
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Varo 5
FanfictionDas ist Varo 5. Wilhelmina, 17 Jahre alt, erinnert sich an nichts mehr, als sie eines Morgens mit Kopfschmerzen in einem Raum aufwacht, mit ihr ein Junge. Doch das ist weder ein Traum noch die Folgen von zu viel Alkohol: Das ist Varo 5 - und das l...